„Optisches Legoland“ Naturschützer wollen Hafenausbau stoppen

Niederrhein · Die geplante Erweiterung des Rhein-Lippe-Hafens in Wesel um 27 Hektar stößt beim Naturschutzbund auf scharfe Kritik. „Optisches Legoland“ nennt Nabu-Chef Malzbender die Pläne. Seltene Vogelarten im Lippe-Mündungsraum seien gefährdet.

Rhein-Lippe-Hafen: Wird hier eine Erweiterung naturschutzrechtlich genehmigt? Nabu-Chef Peter Malzbender (kleines Bild rechts) ist dagegen.

Rhein-Lippe-Hafen: Wird hier eine Erweiterung naturschutzrechtlich genehmigt? Nabu-Chef Peter Malzbender (kleines Bild rechts) ist dagegen.

Foto: Deltaport

Die Pläne von Deltaport für einen Ausbau des Rhein-Lippe-Hafens in Wesel sorgen beim Naturschutzbund (Nabu) für Alarmstimmung. Nabu-Chef Peter Malzbender hat angekündigt, die Entwicklung „mit allen rechtsstaatlichen Mitteln“ bremsen zu wollen. Die nordwestliche Ausbreitung des Hafenbereiches über den Hülskensweg sei „unverantwortlich“. Der Lippe-Mündungsraum dürfe als Naturraum „keinen Quadratmeter mehr verlieren“, sagt Malzbender. „Der Nabu wird nicht zulassen, dass dieser Flussmündungsraum zu einem wirkungslosen optischen Legoland degradiert wird.“ Die Artenvielfalt sei gefährdet – dort würden seltene Vogelarten wie Kiebitz, Flussregenpfeifer oder Austernfischer eine Heimat finden.

Der Nabu-Chef verweist auf die Stärke seines Verbandes in der Bevölkerung: „Wir haben allein in Wesel mehr Mitglieder als alle politischen Parteien zusammen hier und werden die Bürger aufrufen, das Anliegen zu unterstützen.“ Auch einige Politiker sind in Wesel Nabu-Mitglieder. „Wir sind keine Maschinenstürmer“, sagt Malzbender und versucht damit darauf hinzuweisen, dass sich der Naturschutzbund nicht generell querstellen wolle, wenn industrielle Entwicklung geplant wird. Im konkreten Fall handele es sich aber um ein schutzwürdiges Areal. Die Weseler Stadtverwaltung ist anderer Meinung, wie aus einer Vorlage für den Umweltausschuss hervorgeht. Das Bauvorhaben sei verträglich mit den betreffenden Naturschutzrichtlinien der EU (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie), vertiefende Prüfungen seien deshalb nicht nötig.

Unsere Redaktion hatte am Samstag über die Pläne von Deltaport berichtet, den Rhein-Lippe-Hafen um 27 Hektar (das entspricht etwa der Fläche von 37 Fußballfeldern) zu erweitern. In einem sogenannten Scoping-Verfahren waren die Träger öffentlicher Belange beteiligt worden. Es hat bereits diverse Studien zu Umweltauswirkungen dieses Plangebiets gegeben. In den Vorlagen für den Ausschuss tauchen sie noch nicht auf. Erst im Umweltausschuss am 19. Juni (Beginn ist um 16.30 Uhr im Ratssaal im Rathaus) werden sie thematisiert. Der Kreis Wesel weist in einer Stellungnahme jedoch bereits darauf hin, dass ein Naturschutzgebiet betroffen sei. „Aufgrund der räumlichen Nähe zum VSG Unterer Niederrhein wird eine Natura2000-Vorprüfung erforderlich. Sollte hierbei eine, auch nur mittelbare, Beeinträchtigung des VSG ermittelt werden, sollte eine vertiefende Betrachtung der Summationswirkungen auf dieses Schutzgebiet erfolgen“, lautet die Stellungnahme des Kreises.

Deich Bislich Naturschutzgebiet Peter Malzbender beklagt, dass die Schranke auf dem Deich oft geöffnet ist und Autos trotz Verbots den Deich befahren

Deich Bislich Naturschutzgebiet Peter Malzbender beklagt, dass die Schranke auf dem Deich oft geöffnet ist und Autos trotz Verbots den Deich befahren

Foto: Malz, Ekkehart (ema)
 Rhein bei Wesel: Hinter der Rheinbrücke liegt der Rhein-Lippe-Hafen.

Rhein bei Wesel: Hinter der Rheinbrücke liegt der Rhein-Lippe-Hafen.

Foto: Jana_Bauch

Diese Position unterstreicht Peter Malzbender. Durch eine Hafen­erweiterung würde die positive Entwicklung der Natur im Lippe-Mündungsraum, für dessen Entwicklung sich Wesel so rühmt, wieder stark gebremst. Es handele sich um ein in diesen Zeiten extrem seltenes Flussdeltagebiet, das seinen Namen zu Recht führe. Hafenchef Andreas Stolte würde einen guten Job machen. Dass er eine Erweiterung fordert, sei aus seiner Sicht verständlich, antwortet Malzbender. „Ich verstehe natürlich die Intentionen der Hafen-Geschäftsführung.“ Er kritisiert auch die Weseler Politik, die in jüngster Zeit immer wieder für eine Hafenentwicklung geworben hatte, auch das neue Bauvorhaben positiv begleitet. „Die monotonen Dauerschleifen-Ansagen von Wirtschaftswachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen sind weder nachhaltig noch zeitgemäß. Wie lange will eigentlich noch die Weseler Politik diesem Mantra folgen?“, sagt der Nabu-Chef.

(sep)
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