Emmerich Wenn Kunst Gegensätze überwindet

Emmerich · Die aus dem Iran stammende Künstlerin Linda Nadji zeigt auf Einladung des Emmericher Kunstvereins ihre Arbeiten.

 Linda Nadji vor ihrem schwarzen Kreis, der sich in einer Ecke ausbreitet – die Künstlerin beschert den Besuchern der Galerie "Haus im Park" eine Reihe visueller Überraschungen.

Linda Nadji vor ihrem schwarzen Kreis, der sich in einer Ecke ausbreitet – die Künstlerin beschert den Besuchern der Galerie "Haus im Park" eine Reihe visueller Überraschungen.

Foto: Markus van Offern

Beim umgekippten Puppenhaus, das als Wachsabdruck im Mittelpunkt einer Installation steht, handelt es sich um eine interessante geometrische Form – zumindest auf den ersten Blick. Doch dann erzählt Linda Nadji vom Hintergrund ihrer Arbeit: "In meiner Familie ist immer noch oft von unserem Haus in der Ferne die Rede, das nicht mehr erreichbar ist. Das Thema hat mich zu diesem Motiv inspiriert."

Die Künstlerin, die ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf absolviert hat, musste als kleines Mädchen mit ihren Eltern ihr Heimatland Iran verlassen. Drei Jahrzehnte später versteht sich Nadji in vielen Situationen als Grenzgängerin zwischen Orient und Okzident – beide Begriffe hat sie auch in grafischen Arbeiten zusammengeführt. Ab kommenden Sonntag, 7. April, zeigt die vielseitige Künstlerin, die gelegentlich auch als Schauspielerin und Tänzerin auftritt, ihre Arbeiten im "Haus im Park" im Emmericher Rheinpark.

Der Titel der Ausstellung verrät einiges über die Thematik der Arbeiten von Linda Nadji. "Und was wenn" – immer könnte auch alles ganz anders sein und kommen, als der Betrachter zunächst denkt. Schon im Eingangsbereich hat sie einen hölzernen Kreis in der Ecke zweier Wände platziert. Gegensätze ziehen sich nicht nur mitunter an, sondern müssen eventuell gar keine sein. Und immer wieder verschafft Nadji dem Betrachter interessante Einblicke. Beispielsweise in das Innenleben von Briefumschlägen, die tatsächlich einen ornamentalen Reichtum entfalten können, wenn sie in die Hände einer Künstlerin gelangen.

Ohnehin ist es fast immer ganz alltägliches Material, das Nadji nutzt, um für Überraschungen zu sorgen und ein Fragezeichen hinter die vermeintliche Realität zu setzen. Sie gießt Einkaufstüten mit Beton aus; verwendet ein simples Schuhregal eines schwedischen Möbelhauses, um damit geometrische Formen drucken zu können. Ein Teppich, der eigentlich dazu bestimmt ist, von Messebesuchern mit Füßen getreten zu werden, darf umhüllt von Schutzfolie plastische Wirkung entfalten.

Dies alles geschieht auf behutsame, unaufdringliche Weise. Denn Linda Nadji kommt es nicht auf die schnelle Wirkung, sondern den bleibenden Eindruck an.

(RP/EW)
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