Widerstand gegen die Abgrabung Reeser Welle "Wenn das kommt, saufen wir hier ab"

Rees · In Esserden formiert sich Widerstand gegen die Abgrabung Reeser Welle. Anfang der Woche trafen sich rund 30 Bürger, um ihr weiteres Vorgehen gegen das Großprojekt zu besprechen. Sie setzen auf möglichst viele Einwände.

 Blick auf die Wardstraße: Die ehemalige K18, jetzt im Besitz der Stadt, soll erhalten bleiben. Sie würde den Plänen zufolge in Teilen durch die Abgrabungsfläche verlaufen.

Blick auf die Wardstraße: Die ehemalige K18, jetzt im Besitz der Stadt, soll erhalten bleiben. Sie würde den Plänen zufolge in Teilen durch die Abgrabungsfläche verlaufen.

Foto: Stade

Das Abgrabungs-Vorhaben Reeser Welle geistert schon seit mehr als zwei Jahrzehnten durch die Landschaft. Jetzt ist es wieder ganz konkret geworden, denn die Kiesfirmen Hülskens und Holemans haben ihre Pläne überarbeitet und hoffen darauf, dass sie nun auch genehmigt werden. Käme es so, würde direkt vor den Toren Esserdens, nahe Deich und Rheinbrücke, ein zweigeteilter, rund 94 Hektar großer und bis zu 29 Meter tiefer Kiessee entstehen.

Doch im Dorf formiert sich jetzt Widerstand gegen das Großprojekt. Anfang der Woche trafen sich rund 30 Bürger aus dem Ort bei Markett, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Sie haben gleich eine ganze Reihe von Argumenten gesammelt, die aus ihrer Sicht gegen das Vorhaben sprechen. Ihr wichtigstes: "Wenn das kommt, saufen wir hier ab."

Die Esserdener befürchten, das ihr bekanntermaßen ohnehin schon hoher Grundwasserspiegel vor allem in der Ortsmitte weiter ansteigen wird. Sie sehen die Gefahr, dass bei Hochwasser die Keller vollaufen, sich langfristig Setzrisse in ihren Häusern bilden und die Grundstücke immer mehr unter Wasser stehen werden. "Dann sind wir nur noch mit Gummistiefeln unterwegs", sagt der Esserdener Johannes Hülsken.

Die Kies-Unternehmen haben zwar versprochen, genau das mit einer neugeplanten Dichtschürze, die wie eine Art Wasserbarriere funktionieren soll, und einer pumpenbetriebenen Brunnengalerie verhindern zu wollen, aber die Bürger, die sich jetzt bei Markett trafen, sind skeptisch: "Das ist ein völlig neues Verfahren, für das es keinerlei Erfahrungswerte gibt. Was ist, wenn es nicht funktioniert?", fragen die Brüder Andreas und Norbert Elbers, die ein hydrogeologisches Gutachten für Esserden vermissen. Sauer stößt ihnen auch auf, dass es keine Bestandsaufnahme des Zustands der Häuser in Esserden geben soll. "Wenn es Schäden gibt, sind wir in der Beweispflicht", kritisieren sie.

Gegenüber Politik und Stadtverwaltung herrscht mittlerweile Misstrauen. Es gibt zwar seit dem Jahr 2016 einen Ratsbeschluss, der keine weiteren Abgrabungen mehr auf Reeser Stadtgebiet zulassen will, aber der erscheint des Esserdenern nur als Papiertiger. Immer wieder werde seitens der Verwaltung darauf verwiesen, dass letztendlich nicht in Rees, sondern beim Kreis Kleve, der Genehmigungsbehörde ist, über die Pläne entschieden werde. "Für uns ist nicht erkennbar, dass sich Rathaus und Politik tatsächlich gegen die Abgrabung stark machen. Wir fühlen uns im Stich gelassen", sagt Andreas Elbers. Neben dem Grundwasserproblem, sieht er künftig auch massive Lärmbelastungen durch Lkw- und Schiffsverkehr sowie den Betrieb des Kieswerks auf Esserden zukommen. "Die Abgrabung soll 25 Jahre dauern. Alles, was das Leben hier lebenswert macht, wäre dann verloren, genauso wie die riesige Fläche Land, die benötigt wird."

In der kommenden Woche befasst sich der Bauausschuss mit dem Vorhaben. Aus der Sitzungsvorlage geht hervor, dass die Stadt Rees das Projekt gemäß des Ratsbeschlusses von 2016 ablehnt. Für den Fall, dass es dennoch genehmigt werden sollte, hat die Stadt unter anderem Forderungen formuliert, wie der Ersatz für den Spyckweg aussehen soll, der durch die Abgrabung zum Teil verschwinden würde.

Den Esserdenern, die gegen das Projekt mobil machen, langt das nicht aus. Sie setzen jetzt auf möglichst viele Einwände gegen das Vorhaben. Sie sind noch bis zum 5. Februar möglich und müssen an das Bauamt Rees oder an den Kreis Kleve (Abteilung Bauen und Umwelt, z.Hd. Herrn Mandel, Nassauerallee 15-23, 47533 Kleve) gerichtet werden. Wer hierbei Hilfe benötigt, kann sich an Heinz van Laak von der Initiative "Eden" wenden (Telefon: 02851 2147).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort