Emmerich Weidisch predigte in Xanten unter Freunden

Die Szene hatte etwas vom verlorenen Sohn: Vor der Sakristei des Xantener Doms warteten die Gläubigen am Donnerstagabend geduldig auf ihren ehemaligen Kaplan. Einen, den sie herzten, dem sie Gutes wünschten. "Euer Zuspruch macht mich stark", sagte Karsten Weidisch.

Menschenkette in Emmerich für Pfarrer Weidisch und Kaplan Oelding
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Im vollen Dom zelebrierte er Donnerstagabend die Messe zum Angedenken an den Todestag von Nikolaus Groß, so wie in jedem Jahr seit 2005. Es kamen fast 500 Gottesdienstbesucher, so viel wie sonst nie bei diesem Anlass. Der Xantener KAB-Vorsitzende Karl-Heinz Mertens gestand, dass wohl viele wegen des Zelebranten gekommen seien. "Zu Recht: Ich habe den Eindruck", so Mertens, "dass der Heilige Geist am letzten Pfingstfest im Tiefflug über den Dom zu Münster hinweggeflogen ist." Minutenlanger Beifall folgte, während Weidisch die Worte mit gesenktem Kopf vernahm.

Die Gläubigen kamen am Donnerstag keineswegs nur aus der Stadt Xanten. "Ärger", so Armin Schollen aus Labbeck, gebe es in allen Gemeinden, aber so ausartend, das verstehe er nicht. Und: "Weidisch erreicht doch endlich die Jugend wie kein anderer, was wollen wir denn mehr?", fragte Annette Schmitz aus Ginderich. Inga Artz aus Marienbaum widersprach nicht, erinnerte aber: "Mit seiner Herzlichkeit kommt er doch auch bei den Älteren und Alten an."

Weidisch predigte im Xantener Dom mit weit ausholender Gestik und getakteter Redeschnelligkeit, und auch, wie man es von ihm kennt: umgangssprachlich. Groß habe immer "volle Pulle" seine Spuren gezogen und seine Klappe auch vor Adolf (Hitler) nicht halten wollen. Das Praxisunternehmen Christentum zeige seine Stärke, wenn man spüre, dass man dabei nicht allein sei und Auseinandersetzungen in Form des Evangeliums abliefen: Liebet einander.

Diese Worte führten am Ende der Messe noch einmal zu Beifall. Wer sehen wolle, was Gemeinsamkeit ausmache, dem empfahl Weidisch neben Fernsehsendungen und Zeitungsberichten über die Lage in Emmerich den Dialog mit der KAB-Abordnung aus der Rheinstadt und jenen, die nach der Menschenkette nach Xanten gekommen waren.

Diese hoffen weiter. So sagte Dirk Kraayvanger: "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass dieser Priester wiederkommt."

(RP)
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