Weeze/HAFFEN-MEHR Mit Haustieren auf der Flucht

Weeze/HAFFEN-MEHR · Viele Geflüchtete bringen ihre Haustiere aus der Ukraine mit. Sie spenden Trost in der Krise, geben zumindest ein bisschen das Gefühl von Normalität. Gerade für Kinder sind sie ein wichtiger Halt in dieser Zeit.

 Viele Geflüchtete bringen ihre Haustiere mit, weil sie sie nicht ihrem Schicksal überlassen wollen.

Viele Geflüchtete bringen ihre Haustiere mit, weil sie sie nicht ihrem Schicksal überlassen wollen.

Foto: dpa/Carol Guzy

Nataliya Karzhynyerova liebt selbst Tiere und weiß, wie wichtig die Haustiere für viele Geflüchteten sind. „Keiner will doch seine Tiere zurücklassen, für viele sind sie schließlich wie ein Familienmitglied“, erzählt die Ukrainerin, die gerade mit einer Hilfsaktion aus Haffen-Mehr auf dem Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze ist, um Flüchtlinge aus ihrem Heimatland mit einem Reisebus abzuholen. 

Vor allem die Kinder hätten oft eine besonders enge Bindung zu den Tieren. Da sei es wichtig für manchen, den Hund auch während der langen und entbehrungsreichen Flucht an der Seite zu haben. Er spendet Trost in der Krise, gibt zumindest ein bisschen das Gefühl von Normalität. Die Tiere in den Kriegsgebieten zu lassen, würde für viele den sicheren Tod bedeuten. Daher wird später auch im Bus vom Niederrhein die Möglichkeit gegeben, die Haustiere der Familien mit nach Deutschland zu bringen. „Es ist wichtig, den Leuten zu sagen, dass sie auch ihre Tiere mitbringen können“, sagt sie.

 Das bestätigt auch Weezes Bürgermeister Georg Koenen. In der Gemeinde sind die ersten 200 Flüchtlinge aus der Ukraine sind in Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) am Airport angekommen. Und auch von diesen Familien haben einige ihre Haustiere mitgebracht. Sie werden in der ZUE versorgt.

Weitere 100 Flüchtlinge seien auf dem Weg nach Weeze. Sie sollen bald am Niederrhein eintreffen. Und auch von diesen Menschen haben einige ihre Haustiere mitgebracht, weil sie sie nicht in der Heimat allein zurücklassen wollten.

Auch in dieser besonderen Situation wollen offenbar viele Menschen in der Region helfen. Einige brachten bereits Futterspenden zum Weezer Rathaus, die zur Unterkunft an den Airport gefahren wurden. Auch Firmen haben schon ihre Unterstützung zugesagt.

Zuständig für die Unterkunft am Airport ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Von der Behörde hieß es am Montag: „Es trifft zu, dass einige Flüchtlinge aus der Ukraine mit ihren Haustieren kommen. Zurzeit befinden sich diese Tiere noch bei ihren Haltern. Eine verbindliche Lösung der Problematik ist beabsichtigt, aber noch nicht gefunden.“ Die verschiedenen Behörden beschäftigen sich mit dem Thema und stehen in enger Abstimmung

Ob Hund oder Katze – die Tiere müssen so schnell wie möglich auf EU-Standard gebracht werden – Mikrochip, Tierausweis und Tollwutimpfung benötigen die Tiere normalerweise, um überhaupt in die EU kommen zu dürfen. Als Reaktion auf die Fluchtbewegungen aus der Ukraine hat Deutschland die Regeln gelockert – wohl auch, um Chaos und Bürokratie an den Grenzen zu vermeiden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium weist aber darauf hin, dass die Vorkehrungen weiterhin zu treffen sind – nur eben nach statt vor der Einreise. Anders als in Westeuropa ist die Tollwut in der Ukraine noch nicht ausgerottet. Das Ministerium geht aber davon aus, „dass das Risiko einer Tollwut-Einschleppung gering ist.“

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