Appell an die Kundschaft Vrasselter Dorfladen kämpft um Existenz

Vrasselt · Das kleine Geschäft im Ortskern ist vor allem für ältere Menschen ein wichtiger Anlaufpunkt. Doch nun steht der Laden wegen mangelnder Nachfrage kurz vor dem Ende. Die Betreiberinnen appellieren via Facebook an die Kunden. 

 Ingrid Kapelle und Marion Neeb bieten in ihrem Dorfladen Lebensmittel, Wäsche- und Paketservice an. Wichtig ist ihnen der persönliche Kontakt.

Ingrid Kapelle und Marion Neeb bieten in ihrem Dorfladen Lebensmittel, Wäsche- und Paketservice an. Wichtig ist ihnen der persönliche Kontakt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Dorfläden haben es oft schwer, um zu überleben. In Praest musste das „Lädchen an der Be-acht“ aufgeben, als immer weniger Leute dort einkauften, unter anderem auch, weil eine große Baustelle vor der Türe die Zufahrt erschwerte. In Hüthum versuchte die CDU schon vor Jahren, eine Einkaufsmöglichkeit für das Dorf zu organisieren – ohne Erfolg.

Vrasselt hat seit Jahren einen Dorfladen, vor drei Jahren übernahmen Ingrid Kapelle und Marion Neeb das kleine Geschäft am Dorfplatz. Am Anfang wurde das Konzept sehr gerne von der Dorfgemeinschaft angenommen. Man kann dort nicht nur Lebensmittel kaufen, sondern auch Pakete für den Hermes-Versand abgeben und abholen, Wäsche für die Wäscherei abgeben und – als die Sparkassenfiliale schloss – beim Einkauf gleichzeitig Geld abholen. So sparte man sich den weiten Weg in die Stadt.

Und es gibt dort viele Köstlichkeiten, die nicht überall angeboten werden und für die man oft auch weiter weg fahren muss: Wurstwaren, Marmeladen, Eingemachtes, deftige Suppen, Obst und Gemüse vom Bauernmarkt Lindchen, Säfte von van Nahmen, Hochprozentiges aus der Dornicker Destille, van Gülpen-Kaffee und Lohmann-Schokolade. Ingrid Kapelle und Marion Neeb kaufen günstig ein, damit sie die Produkte auch preisgünstig an ihre Kunden weitergeben können. „Wir können uns mit Rewe vergleichen. Zwar haben wir nicht eine so große Auswahl, aber unsere Preise sind in etwa gleich“, erklärt Neeb.

Doch jetzt muss der Dorfladen in Vrasselt wieder um seine Existenz kämpfen. Im Jahr 2017 starteten die Betreiber bereits einen Aufruf, um das kleine Geschäft im Ortskern zu retten. Damals mit großem Erfolg. Die Reaktion war so positiv, dass das Geschäft weiterging und die Inhaber wieder in die Zukunft schauen konnten.

Doch dauerte dieser Boom nur kurze Zeit an. Es geht wieder schlechter. Über Facebook schrieben die Betreiberinnen: „Heute, im Januar 2019, steht Dein Dorfladen wieder kurz vor dem Ende, weil das Interesse verloren ging und nicht genügend Kunden kommen. Wir möchten noch einmal darauf aufmerksam machen: Ohne Eure Unterstützung können wir nicht für Euch da sein. Und es wäre sehr schade, wenn wir aus Mangel an Interesse Deinen Dorfladen schließen müssten.“

Vor allem ältere Kunden schätzen den persönlichen Einkauf. Die zwei Damen, die von ein bis zwei Aushilfen unterstützt werden, nehmen sich Zeit für ihre Besucher, auch für gemütliche Gespräche und Rezept­ideen. Sie helfen beim Aussuchen und Einpacken und liefern bei Bedarf auch nach Hause. Kinder können sich für ihr Taschengeld eine bunte Tüte füllen lassen. Es gibt noch echtes „Tante-Emma-Feeling“.

Doch die älteren Leute werden durch Krankheit oder den Umzug ins Altersheim immer weniger und junge Familien fahren lieber zum Einkauf in die Stadt. „Es muss ja kein Großeinkauf sein“, so Neeb. Sie stellt eine einfache Rechnung auf: 50 Kunden am Tag, die für zehn Euro einen Einkauf tätigen, würden dem Dorfladen in der Sicherung seiner Grundexistenz helfen. „Und das muss doch machbar sein“, hofft das Dorfladen-Team.

Reich werden können die Inhaberinnen nicht. Jede bekommt nur 450 Euro – bei den Öffnungszeiten kann man sich ausrechnen, wie gering der Stundenlohn ist. Einfacher wäre es für sie, zu schließen und irgendwo als Verkäuferinnen zu arbeiten. Aber in ihrem Vrasselter Lädchen steckt viel Herzblut. Bis April schauen sie sich die Entwicklung noch an. Bessert sich die Situation nicht, müssen sie schließen. „Das ist unser letzter Appell. Gerade für unsere Stammkunden würden wir aber gerne weitermachen“, sagt Kapelle.

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