Rees Vorwürfe gegen Pfarrer: Polizei ermittelt

Rees · In das Verfahren um die Vorwürfe gegen einen Reeser Pfarrer hat sich jetzt auch die Polizei eingeschaltet. Nach den Berichten in der Zeitung hat die Behörde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Bisher war bei uns noch keine Anzeige vom Bistum eingegangen, wir wollten daher nicht weiter abwarten, sondern haben direkt mit dem Bistum Kontakt aufgenommen", berichtet Polizeisprecher Manfred Jakobi.

Wie berichtet, hatte das Bistum den Fall selbst öffentlich gemacht und angekündigt, auch die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Der Pfarrer habe sich unangemessen gegenüber einem Mädchen verhalten, das mit ihrer Mutter im Pfarrhaus wohnte. Die Mutter hatte das Fehlverhalten des Geistlichen am letzten Montag beim Bistum angezeigt. Die Verantwortlichen hatten die Anzeige unverzüglich an die diözesane Kommission für Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger weitergeleitet. Die Kommission hatte vor Ort mit den Betroffenen gesprochen und war zu dem Schluss gekommen, dass zwar kein Fall von sexuellem Missbrauch vorliege, der Pfarrer sich aber unangemessen verhalten habe. Er hat auf eigenen Wunsch auf die Pfarrstelle verzichtet und will eine Therapie beginnen. Auch die Mutter und das Kind haben das Pfarrhaus verlassen.

Nachdem die Polizei über die Medien Kenntnis von den Vorwürfen bekam, wurden die Beamten bereits von sich aus aktiv. "Geprüft wird jetzt, ob und welche Straftat vorgelegen hat", sagt Jakobi. Dass die Behörde ein Ermittlungsverfahren aufgenommen habe, sei ein ganz normaler Vorgang. Wenn die Polizei von einem solchen Vorgang erfahre, werde sie automatisch tätig. Geprüft werde jetzt auch, ob der Pfarrer oder Mutter und Kind vernommen werden. Die Ergebnisse werden dann später dem Staatsanwalt vorgelegt.

Bisher ist bei der Staatsanwaltschaft Kleve noch kein Verfahren anhängig. Die Behörde hatte gestern aber Kenntnis davon, dass die Polizei Ermittlungen aufgenommen hat.

Skandal auch in 's-Heerenberg

Die Niederlande werden seit dem Wochenende von einem Missbrauch-Skandal in der katholischen Kirche erschüttert. Im Mittelpunkt steht dabei das alte Kloster in 's-Heerenberg. In den 60er und 70er Jahren sollen dort Mitglieder des Salesianer-Ordens Schüler missbraucht haben.

Ein niederländischer Sender und eine Tageszeitung haben über den Fall berichtet. Danach soll es mehrere Fälle in dem römisch-katholischen Kloster direkt hinter an der Grenze zu Emmerich gegeben haben. Das Kloster hieß damals noch "Don-Rua-Kloster" und wurde vom Salesianer-Orden geleitet. Später wurde daraus "Gouden Handen".

Mindestens drei Schüler, vielleicht noch mehr, sollen Opfer geworden sein, schreibt der "Gelderlander".

Ein ehemaliger Schüler hat in einer TV-Sendung erklärt, dass es damals im Kloster und auch in 's-Heerenberg bekannt war, dass Patres Schüler missbrauchten.

Ein Mitglied des Ordens soll zudem als Lehrer in einer Schule in Doetinchem einen Schüler missbraucht haben. In einem weiteren Fall soll es während einer Skifreizeit zu Übergriffen gekommen sein. In einem anderen Fall habe der Missbrauch im Zimmer eines Paters stattgefunden.

Die Leitung des Ordens soll über die Vorfälle informiert gewesen sein, schreibt die niederländische Presse. Der höchste Leiter des Ordens in den 60er und 70er Jahren ist heute Bischof von Rotterdam. Er hat auf Medien-Anfragen bislang noch nicht reagiert.

(RP)
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