Kreis Kleve und Wesel Von Schlecker zur Arbeitsagentur

Rund 60 Frauen, die bei Schlecker die Kündigung erhielten, haben sich am Donnerstag, 29. März, bei der Agentur für Arbeit in Wesel arbeitslos gemeldet.

Chronologie der Schlecker-Pleite
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Am Donnerstag haben unmittelbar nach Eröffnung der Insolvenz fast 60 Mitarbeiterinnen aus etwa 30 geschlossenen Schlecker-Filialen im Bezirk der Agentur für Arbeit in Wesel Arbeitslosengeld beantragt. Die Agentur hatte die Betroffenen in die Zentrale nach Wesel sowie in die Agentur-Dienststelle Moers geladen, um die Frauen darüber zu informieren, wie der Weg in eine möglichst gute berufliche Zukunft aussehen kann.

"Die Frauen verlassen ihre Familie"

"Die Frauen realisieren erst ganz allmählich, was passiert", sagte Ulrike Dietze, die 1995 trotz erheblicher Widerstände den ersten Schlecker-Betriebsrat in Nordrhein-Westfalen aus der Taufe gehoben hatte. Es falle den Betroffenen sehr schwer, sich auf die neue Situation einzustellen. "Für viele ist es so, dass sie ihre Familie verlassen müssen, in der sie sich sehr wohlgefühlt haben", schildert sie die aktuelle Befindlichkeit — selbst sichtlich bewegt, auch wenn sie als Betriebsrätin Kündigungsschutz genießt.

Dietze lobt die Agentur für ihre entgegenkommende Informationspolitik. "Es tut schon gut zu sehen, dass es Chancen auf dem Arbeitsmarkt gibt." Doch zunächst sind die Betroffenen offenbar daran interessiert zu erfahren, wie sie kurzfristig finanziell über die Runden kommen. Der Weg zum Arbeitsamt sichert nach dem Erhalt der Kündigung 80 Prozent des Netto-Einkommens für ein Jahr. In der Transfergesellschaft, die nun gescheitert ist, wären's im Übrigen nur 60 Prozent vom Netto gewesen, inklusive Verzicht auf Überstunden-Entgelte und anderen Ansprüchen aus der Vergangenheit.

Ende April könnte zum ersten Mal Geld vom Arbeitsamt kommen. Mittelfristig wohl wesentlicher ist es, ob's gelingt, einen neuen Job zu finden. Dr. Peter Glück, Chef der Arbeitsagentur in Wesel, ist durchaus zuversichtlich. Der Einzelhandel im Bezirk melde 301 offene Stellen, 191 im Verkauf — ein Großteil davon in Kamp-Lintfort, wo ein Kaufland entstehe. Den Ex-Schlecker-Mitarbeiterinnen bescheinigte er gute Argumente, potenzielle Arbeitgeber zu überzeugen: "Sie sind in hohem Maße flexibel, regional und von der Arbeitszeit her, selbstständig und treu." Auch Betriebsrätin Dietze macht Mut: "Es gibt ein Leben nach Schlecker."

(jul)
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