Rees Von der Ohnmacht der Alm-Oma

Rees · Gerrit Starczewski arbeitete am aktuellen Bundesliga-Bildband mit, der sich zum Bestseller entwickelt hat.

 Leiden pur auf der Bielefelder Alm: Wer Fan der Arminia ist, muss viel aushalten können. Das ist auch an den Gesichtern abzulesen. Auch die Alm-Oma vorne ist ohnmächtig gegen den nächsten Gegentreffer.

Leiden pur auf der Bielefelder Alm: Wer Fan der Arminia ist, muss viel aushalten können. Das ist auch an den Gesichtern abzulesen. Auch die Alm-Oma vorne ist ohnmächtig gegen den nächsten Gegentreffer.

Foto: Starczewski: / privat

Als leichte Bettlektüre ist das Buch nicht geeignet. Der Bildband wiegt locker mehrere Kilogramm und ist so großformatig, dass er auf den Tisch gelegt werden muss. Aber das Format ist gewollt. Einmal, weil es ein Buch zu 50 Jahren Bundesliga in diesem Format noch nicht gab, und außerdem kommen bei dieser Größe die Bilder auch viel besser zur Geltung.

Wer durch das Buch blättert, der findet zunächst einmal die üblichen Verdächtigen: Timo Konietzka, wie er nach dem ersten Bundesligator abdreht, Günter Netzer vor seinem Porsche oder der angetrunkene Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder, der bei einer Partie in Bremen schon nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff.

Daneben fallen aber immer Bilder ins Auge, die Fans im üblichen Fußball-Erinnerungsbuch nicht erwarten würden. Da ist der Kabinengang von VfL Bochum, die Schalker Fans ungewöhnlich von hinten fotografiert, eine Oma auf der Bielefelder Alm, der das Entsetzen über einen Gegentreffer der Arminia ins Gesicht geschrieben ist.

Diese Fotos stammen von Gerrit Starczewski, der in der Region durch seine Fotos beim Haldern Festival bestens bekannt ist. Vor allem mit seinen Aufnahmen von Schuhen der Rockgrößen hat er sich einen Namen gemacht. Dabei ist Musik eigentlich erst die zweite Fotoleidenschaft von Gerrit. Er ist Fußballfan und dadurch überhaupt erst zum Fotografieren gekommen. Schon als Knirps von fünf, sechs Jahren nahm er die Pocketkamera mit ins Ruhrstadion, um "seinen" VfL Bochum zu fotografieren.

Beizeiten besorgte er sich einen Jugendpresseausweis und durfte damit dann sogar in der Zweiten Liga am Spielfeldrand fotografieren. Später war er auch regelmäßiger Gast bei Bundesligaparteien, vor allem natürlich dann, wenn sein VfL spielte. Doch Starczewski geht es nicht darum, die typischen Spielszenen einzufangen. Er sucht die Story neben dem Feld, vor allem die Emotionen. "Die findest du beim Fußball noch, Fußball ist der Bereich, der mich im Kunstbereich erdet", sagt Starczewski.

Dass er an dem Buch mitarbeiten durfte, kam eher zufällig zustande. Jessica Kastrop von Sky war auf die Bilder von ihm aufmerksam geworden. Die Art seiner Fotos faszinierte sie, vor allem der besondere Blick auf den Fußball. So kam es zum Kontakt und schließlich zum Engagement. Am Ende war Starczewski sogar der Fotograf, der die meisten Bilder zu dem Band beisteuern konnte. Es wären vielleicht sogar noch mehr gewesen, aber manchmal ist es eben auch ein Fluch, beinharter Fan zu sein. "Irgendwann haben die gemerkt, dass dann zu viele Fotos vom VfL Bochum in dem Buch wären", schmunzelt Gerrit Starczewski.

Auch das Foto von der "Alm-Oma" entstand selbstverständlich bei einem Spiel gegen den VfL Bochum. Und als es vor einigen Wochen tatsächlich wieder die Begegnung Arminia gegen Bochum in der Zweiten Liga gab, machte sich Gerrit auf den Weg zur Alm und suchte sie. "Sie stand aber nicht mehr an ihrem Platz", bedauert der Fotograf. Grund genug, ein entsetztes Gesicht zu machen, hätte sie gehabt. Arminia verlor nämlich 0:2.

Das Buch ist im Handel erhältlich und hat sich zuletzt bestens verkauft. Es kostet 49,90 Euro.

(RP)
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