Rees Vom Flüchtling zum Fußballprofi

Rees · Drei junge Fußballer, die in der Reeser Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge waren, absolvieren bei Arminia Bielefeld demnächst ein Probetraining. Für die ist das die Chance auf eine neue Zukunft.

 Chris Terhart aus Millingen mit den Scoutingbögen von Arminia Bielefeld.

Chris Terhart aus Millingen mit den Scoutingbögen von Arminia Bielefeld.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Die Angriffsbemühungen von Arminia Bielefeld sind derzeit überschaubar. In den ersten drei Pflichtspielen der neuen Saison gelang dem Zweitligaaufsteiger nicht ein Treffer. Etwas mehr Durchschlagskraft im Sturm könnte nicht schaden. Vielleicht gibt es da bald Unterstützung vom Niederrhein. Denn drei junge Fußballer, die in der Reeser Unterbringungseinrichtung für Flüchtlinge waren, absolvieren bei Arminia demnächst ein Probetraining. Mit Hoffnung auf einen Profivertrag,

Rees: Vom Flüchtling zum Fußballprofi
Foto: Latzel

Chris Terhart, der als Freizeitpädagoge mit den Asylbewerbern in Rees auch Fußball spielt, hatte schnell entdeckt, dass drei Personen aus dem Heim längst mehr als bloße Freizeitkicker sind. "Bei denen konnte man sehen, dass es nicht Zufall ist, was sie da machen, sondern dass sie fußballerisch bestens ausgebildet sind", sagt Terhart, der früher in der A-Jugend von Fortuna Düsseldorf spielte und daher auch einen Blick für Talente hat. Dass Brian Andy Aklie mit dem Ball umzugehen weiß, bleibt selbst Laien nicht verborgen. Denn der junge Mann aus Ghana ist ein wahrer Künstler mit der Kugel und hält den Ball locker 30 Minuten in der Luft. Und vom Ballgefühl von Elidan Bilali konnten sich die Zuschauer des Spiels gegen Fortuna Millingen live überzeugen. Der 18-jährige Albaner schoss alle vier Treffer, sein junger Bruder Erion (15) steht ihm kaum nach. Für Terhart steht fest: "Das sind drei echte Granaten, die auch im deutschen Fußball eine Chance verdient haben." Elidan Bilali spielte in der ersten albanischen Liga beim Dauermeister KF Tirana und war ebenso im U-19 Aufgebot seines Landes wie Brian Andy Aklie in Ghana. Nach seiner Flucht nach Deutschland ist Fußball für das Trio jetzt die Chance für eine neue Zukunft.

Da Rees eine Erstunterbringungseinrichtung ist, war klar, dass die drei Fußballer bald verlegt werden. Da sie jetzt nach Ostwestfalen gekommen sind, hatte Terhart Kontakt zu den dortigen Proficlubs Arminia Bielefeld und SC Paderborn aufgenommen. "Arminia hatte sofort Interesse, Paderborn hat gezögert, daher haben wir die Sache mit Bielefeld fest gemacht", sagt Terhart. Arminia Chefscout hat den drei Fußballern ein Probetraining zugesagt, eigentlich wollte er sich schon beim Spiel in Millingen selbst ein Bild machen. Dazu kam es wegen Terminschwierigkeiten nicht.

Daher füllte Terhart den Scoutingbogen von Arminia Bielefeld für die jungen Flüchtlinge aus, verzeichnete dort ihre Stärken und Lieblingspositionen. Er wird jetzt auch den Kontakt zu Arminia halten und die drei Fußballer in diese Sache weiter betreuen. Für sie ist der Fußball eine echte Chance, auch was ihr Bleiberecht in Deutschland angeht. Albanien gilt nämlich eigentlich als sicheres Land, daher hat ein Asylantrag wenig Aussicht auf Erfolg. "Wenn Arminia den beiden Brüdern aber einen Vertrag gibt, können sie auf diese Weise ein Arbeitsvisum bekommen und in Deutschland bleiben. Der Fußball ist für sie eine echte Chance auf ein Bleiberecht und auf eine Zukunft", sagt Terhart. Aber die Zeit drängt, daher muss Arminia sich schnell entscheiden.

Terhart glaubt an "seine" Jungs. "Die sind eine echte Verstärkung auch für Profimannschaften", ist er sicher.

(RP)
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