Emmerich Vom Arbeitsplatz zum Erholungsort

Emmerich · Ab Sonntag widmet sich das Rheinmuseum in einer neuen Ausstellung der "Schokoladenseite" Emmerichs. Dabei richtet sich der Blick hauptsächlich auf die Geschichte der Rheinpromenade.

Emmerich: Vom Arbeitsplatz zum Erholungsort
Foto: Markus Balser

Vor zehn Jahren wurde sie nach umfangreichen Umbaumaßnahmen für den Hochwasserschutz offiziell eingeweiht. Seitdem gilt die Emmericher Promenade als eine der schönsten am Rhein. Und als Anziehungsmagnet für Tagestouristen, deren Zahl binnen kürzester Zeit in ungeahnte Höhen schnellte.

Dass die Rheinpromenade natürlich schon viel älter ist und seit jeher besondere Bedeutung für Emmerich hatte - das zeigt eine Ausstellung im Rheinmuseum, die am kommenden Sonntag eröffnet wird. Auf zahlreichen, vorwiegend historischen Darstellungen und Fotografien wird der Blick auf die Geschichte der Emmericher Schokoladenseite gelenkt, die früher viel mehr war als nur eine Gastromeile mit schönem Ausblick. "Dargestellt wird der Wandel vom Arbeitsplatz zum Erholungsort", erklärt Rheinmuseumsleiter Herbert Kleipaß.

 Einst war die Emmericher Rheinpromenade eine reine Arbeitsstraße (oben). Heute wird nicht mehr auf Schiffer, sondern auf Gäste von der Landseite gewartet.

Einst war die Emmericher Rheinpromenade eine reine Arbeitsstraße (oben). Heute wird nicht mehr auf Schiffer, sondern auf Gäste von der Landseite gewartet.

Foto: M. Balser (Repro)/A. Endermann (RP-Archiv)/Stadt Emmerich

Über 25 Bildertafeln - gut 120 Fotografien, dazu alte Stiche und Ansichtskarten - schildern die Historie des gerade mal knapp einen Kilometer langen Weges entlang des Rheins. Sie zeigen, wie hart früher dort gearbeitet wurde, aber auch, dass der Rhein auch immer ein Ort des Vergnügens war. Etwa in der öffentlichen Badeanstalt. Es gibt viele bekannte Bilder - wie die vom Eisgang, dem Hochwasser oder der Einweihung des Kriegedenkmals 1913-, aber auch eher unbekannte wie die früheste noch erhaltene Fotografie der Rheinpromenade aus dem Jahr 1874. Dazu Kurioses: die Fotomontage eines geplanten Kohlekraftwerks auf der gegenüberliegenden Rheinseite, das dann doch nie realisiert wurde, oder eine Brücke, die im Ersten Weltkrieg errichtet worden war. Schiffs- und Fährverkehr spielen natürlich ebenfalls eine Rolle. Sieben Steiger gab es früher, an denen jeweils vier bis fünf Schiffe festmachten. Dazu gibt es immer wieder Aufnahmen, aus denen sich erahnen lässt, dass Emmerich früher einmal eine sehr ansehnliche Stadt war, aber viele markante Bauwerke inzwischen verloren hat. Und das nicht nur durch den Krieg. Das Wassertor wurde 1874 abgerissen, das Fährtor 1902.

Ein Großteil der gezeigten Bilder stammt aus dem Fundus Herbert Schüürmans, der fast genau vor einem Jahr verstarb, ergänzt von Bildern, die Herbert Kleipaß zusammengestellt, aber auch selbst aufgenommen hat. Dazu wird ein etwa 20-minütiger Film gezeigt.

Wie heute, war auch in früheren Zeiten an der Promenade Gastronomie angesiedelt. Ursprünglich zur Verköstigung der Schiffer und Arbeiter, später auch für touristische Gäste. Witzig: Direkt unter dem größten Hotel der Stadt, dem "Europäischen Hof", befand sich einst auch das kleinste Lokal Emmerichs, das "Ääkske". Der Blick schweift über Kneipen, die es längst nicht mehr gibt ("Zur Klinik") bis hin zur Traditionsgaststätten, die sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen ("Onder de Poort").

Die jüngere Vergangenheit wird ebenfalls abgebildet. Die Promenade, die in den 1960er Jahren entstand, ist ebenso zu sehen wie die aktuelle, die vor zehn Jahren im Beisein vom damaligen Verkehrsminister Oliver Wittke und Bürgermeister Johannes Diks eröffnet wurde.

Bemerkenswert: Die Ausstellung wirft nicht nur einen verklärenden Blick auf die Promenade. Auch Unansehnliches aus der Gegenwart wird nicht ausgespart. In zwei Vitrinen sind etliche Bilder zu sehen, die Vandalismus, Schmierereien, Verfall, Hundehaufen und Verunreinigungen zeigen. Auch das gehört mittlerweile zum Bild der Rheinpromenade. Leider.

Ausstellungseröffnung: Sonntag, 21. Mai, 11 Uhr, Rheinmuseum. Zu sehen bis zum 10. Juli.

(RP)
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