Emmerich Volksbank schließt Filiale in Hüthum

Emmerich · Geändertes Kundenverhalten und die Niedrigzins-Problematik zwingen die Voba zum Sparprogramm. Künftig werden weniger Mitarbeiter im Service, dafür mehr in der Beratung arbeiten.

 Die Vorstände Holger Zitter und Ralf van Bruck wollen die Volksbank fit für die Zukunft machen. Sie haben jetzt Sparmaßnahmen bekanntgegeben.

Die Vorstände Holger Zitter und Ralf van Bruck wollen die Volksbank fit für die Zukunft machen. Sie haben jetzt Sparmaßnahmen bekanntgegeben.

Foto: mvo

Mit dem Ergebnis, das die Volksbank Emmerich-Rees im vergangenen Jahr erwirtschaftete, konnten die Voba-Vorstände Holger Zitter und Ralf van Bruck noch mehr als zufrieden sein. "Schöne Zuwächse im Kundengeschäft" und "gute, überdurchschnittliche Rentabilität" standen damals zu Buche. Für dieses Jahr sieht es allerdings nicht mehr so gut aus. Grund dafür ist das Niedrigzins-Umfeld, unter dem derzeit alle Banken zu leiden haben und das sogar zu Negativ-Zinsen führt: "Wir müssen Geld dafür zahlen, dass wir Geld anlegen, geben das aber nicht an die Kunden weiter. Außerdem haben wir bislang auch Dienstleistungen aus unseren Erträgen quersubventioniert", beschreibt Holger Zitter die Situation. Und Vorstandskollegen van Bruck ergänzt: "Wenn es dabei bleibt, werden wir in den nächsten fünf einen erheblichen Ertragseinbruch erleiden, der das Ergebnis von 2015 halbiert."

Weil nicht absehbar ist, wie lange die Niedrigzins-Problematik anhält und die Volksbank fit für die Zukunft sein will, hat sie jetzt gehandelt und sich selbst ein Sparprogramm verordnet. Ein Bestandteil davon: Die Filiale in Hüthum wird Ende des Jahres geschlossen.

Diesen Entschluss hat die Sparkasse schon vor einigen Jahren getroffen. Im Ortsteil betreibt sie nur noch einen SB-Automaten. Die Volksbank geht jetzt sogar noch einen Schritt weiter und zieht sich völlig aus Hüthum zurück. "Uns ist das nicht leicht gefallen, aber der Betrieb in der Geschäftsstelle Hüthum ist wirtschaftlich einfach nicht mehr darstellbar", sagt Zitter. Alleine für eine umfassende Bargeldversorgung seien zwei Mitarbeiter in einer Filiale notwendig, in Hüthum sei aber der Service vor Ort immer weniger in Anspruch genommen worden. Selbst eine Automatenlösung sei zu teuer, weil es das Kundenaufkommen dort nicht hergebe.

Da sich aber auch das Kundenverhalten insgesamt verändert habe, in den letzten Jahren sogar dramatisch, hat die Volksbank bereits weitere Maßnahmen getroffen. Aus dem Servicebereich sollen Mitarbeiter abgezogen werden, dafür mehr in der Beratung arbeiten. Grund dafür ist das Internet. Waren es vor acht Jahren noch durchschnittlich 130 Überweisungen pro Tag, die Kunden in ihrer Voba-Filiale tätigten, seien es heute gerade noch 20. Dem stünden aber mittlerweile gut 14.000 Online-Banking-Buchungen pro Woche gegenüber. Ihr Anteil liege jetzt bei 92 Prozent. Dafür nehme aber der Bedarf an Beratungsgesprächen deutlich zu.

Dem will die Volksbank nun Rechnung tragen und die Struktur in den Geschäftsstellen ändern. Am Schalter arbeitet dann nur noch ein Mitarbeiter. Dafür wird die Zahl der Berater um 15 Prozent aufgestockt. Die bediente Bargeldversorgung wird es weiter geben, jedoch wird sie aus Sicherheitsgründen auf Hartgeld beschränkt. Scheine gibt es künftig über die Automaten. Ausnahme sind die großen Filialen in Rees (Dellstraße) und Emmerich (Kaßstraße): Dort können an den Kassen vormittags auch weiterhin größere Bargeldbeträge abgehoben werden.

Durch dieses Programm werden voraussichtlich innerhalb von anderthalb Jahren acht Mitarbeiter über natürliche Fluktuation abgebaut, schätzt Zitter. Dass es weitere Sparmaßnahmen gibt, kann er nicht für alle Zeiten ausschließen, betont aber, dass sich die Volksbank "nicht aus der Fläche zurückziehen wird".

(RP)
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