Emmerich Viele Ideen für De Witte Telder

Emmerich · Die Stadt sei bereit, das Gebäude zu kaufen, aber nur, wenn ein Nutzungskonzept vorliege, sagt Bürgermeister Hinze.

 Denkmalpflegerin Elisabeth Riepe und Stadtsprecher Tim Terhorst am Samstagabend mit Besuchern im alten Giebelhaus.

Denkmalpflegerin Elisabeth Riepe und Stadtsprecher Tim Terhorst am Samstagabend mit Besuchern im alten Giebelhaus.

Foto: Markus van Offern

Das Haus an der Steinstraße 15 - De Witte Telder - soll im Jahr 1642 erbaut worden sein. Es ist eines der letzten noch erhaltenen Kaufmannshäuser in der Umgebung, für das sich auch die Bauforschung des Landesverbandes interessierte. "Und die waren beeindruckt davon, dass der Dachstuhl mit seinen dicken Trägerbalken noch original aus dem 17. Jahrhundert stammt", sagte Elisabeth Riepe vom Bauamt. De Witte Telder stand am Wochenende beim Denkmaltag unter dem Motto "Gemeinsam Denkmale erhalten" im Mittelpunkt des Geschehens. Rund 50 Bürger kamen am Samstagabend, um das historische Gebäude zu besichtigen, aber auch, um gemeinsam mögliche Nutzungsmöglichkeiten zu "spinnen". "Ich freue mich, dass das Interesse an diesem Haus so hoch ist. Das Haus ist ein Juwel. Wir wollen Ideen sammeln, um De Witte Telder wieder mit Leben zu füllen", sagte Bürgermeister Peter Hinze.

Die Stadt sei bereit, das Gebäude zu kaufen, aber nur, wenn ein Nutzungskonzept vorliege, so Hinze. Im Haushalt habe man dafür Mittel zum Kauf und zur Sanierung eingestellt. Eine Arbeitsgruppe hatte sich bereits Gedanken gemacht. "Die Sanierungskosten werden auf rund 500.000 Euro geschätzt", sagte Johannes Diks von der Arbeitsgruppe. Man denke über ein Café nach. Auch über einen Ort, wo Erinnerungen zum Judentum in Emmerich, zu Johannes Derksen oder Teile des Probatmuseums ausgestellt werden könnten. Ludger Pooth schlug vor, das um Eduard Künneke zu erweitern.

Berthold Wanders fand das Haus geeignet für kulturelle Veranstaltungen, für klassische Konzerte oder Lesungen. Adelgund Schmitz meinte, man solle hier Vergangenheit und Zukunft verbinden, beispielsweise durch kleine Events, niedrigschwellige und multikulturelle Angebote. "Vielleicht kann man das Haus auch öffnen für private Feiern", schlug Monika Wirtz vor, die De Witte Telder als idealen Ausgangsort für ihre Stadtführungen sah. Es gebe da einen Gewölbekeller, da ließen sich Nachtführungen starten, sagte Botho Brouwer.

Heribert Walter hatte die Idee, im Haus einen lokalen Radiosender zu stationieren. Der ehemalige Emmericher Bernhard Lensing gab zu überlegen, dass ein Gesamtkonzept mit der Steinstraße gemacht werden solle. "Vielleicht als eine Literaturstraße wie in Bredevoort oder eine Straße mit niederländischen und deutschen Galerien, wobei man Hein Driessen hinzuziehen sollte." Mit den gesammelten Anregungen soll das Konzept ergänzt und dann in Kürze dem Rat vorgelegt werden, so Diks. "Dann kann man eventuell in diesem Jahr noch beginnen."

Dieter Roos aus Rees erzählte über das Leben des Priesters und Schriftstellers Johannes Derksen, der in dem Haus geboren wurde und seine Kindheit hier verbrachte. Dr. Klaus Krebber las aus einem Buch Derksens vor: "Hannes, brüll nicht so!" Darin erklärt der Autor, dass das Haus wette Telder - weißer Teller - heißt, weil es weiß gekalkt war. Und nicht "witte", was soviel wie "weit" heißt. Er beschreibt in dem Buch die Räumlichkeiten: vorne das Kontor des Vaters mit der fünf Meter hohen Decke, darüber der Speicher als Lagerraum. Links dahinter das gute Zimmer, hinten das Mittelzimmer ohne Fenster, weiter durch den Flur zum Wohnzimmer, zur Küche und zur Waschküche. Das Hinterhaus zum Rhein hin war dreigeschossig.

Am Abend nutzte der Aktionskünstler Oliver Kretschmann die Fassade des Hauses als Projektionsfläche für seine Lichtkunst.

Am Sonntagnachmittag - abends ging es nicht, weil kein elektrisches Licht vorhanden war - durften die Besucher dann auch die oberen Stockwerke des Hauses besichtigen. "Eine Besonderheit ist, dass de Witte Telder keine eigenen Hauswände hat. Es wurde einfach ein Holzwerk in die Baulücke gesetzt und vorne und hinten ein Giebel angebaut", erklärte Elisabeth Riepe, die durchs Haus führte, den Besuchern. Sie wies dabei auf die mächtigen Balken hin und auf die Sattelhölzer mit den Verzierungen aus dem 17. Jahrhundert.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort