Wilhelm Pfirrmann Ein engagierter Niederrheiner wird 90

Emmerich/Kleve · Wilhelm Pfirrmann hat einiges bewegt: Der gebürtige Emmericher und ehemalige Klever Beigeordnete war in vielen Bereichen engagiert. Von Königin Beatrix wurde er mit einem Offiziersorden geehrt. Am Freitag feiert er Geburtstag.

 Dieses Bild aus dem Jahr 2009 zeigt Wilhelm Pfirrmann an der Emmericher Rheinpromenade.

Dieses Bild aus dem Jahr 2009 zeigt Wilhelm Pfirrmann an der Emmericher Rheinpromenade.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)/Stade,Klaus-Dieter (kds)

(RP) Geboren wurde Wilhelm Pfirrmann, der Jubilar, am 7. Oktober 1932 in Bad Hersfeld. Vor 90 Jahren. Die Kindheit verbrachte er in seiner Heimatstadt Emmerich. Als Kind erlebte der den Beginn des Zweiten Weltkrieges und als junger Erwachsener die Nachkriegszeit. In und aus seiner Heimat bewegte Wilhelm Pfirrmann einige soziale Projekte, Lkw und Menschen bewegt. 2020 erhielt er vom Rat der Stadt Emmerich eine Ehrenplakette für sein Engagement. Am Freitag feiert er seinen 90. Geburtstag.

Nach dem Abitur studierte der Jubilar Jura, er legte 1961 sein zweites Staatsexamen ab und promovierte anschließend zum Doktor der Rechte. Von 1965 bis 1970 war er im Bundesministerium für Familie und Jugend in Bonn für internationale Jugendarbeit tätig. Danach wählten ihn die Mitglieder des Stadtrates Kleve zum Ersten Beigeordneten und Stellvertreter des Stadtdirektors. Zu seinem Dezernat gehörten unter anderem die Ämter Schule und Kultur, Soziales und Jugend. Nach seiner Pensionierung im Jahre 1990 wirkte er als Rechtsanwalt in einer Emmericher Anwaltskanzlei und als Ratgeber ostdeutscher Kreise und Städte im Aufbau einer kommunalen Selbstverwaltung.

In Kleve initiierte er die Kulturbörse Kleve, bei der Kulturschaffende und Kulturveranstalter zusammengeführt wurden. 1968 war er Mitbegründer der Bundesarbeitsgemeinschaft für niederländisch-deutsche Kulturarbeit und wirkte als deren Vorstandsmitglied. Für sein internationales, kulturelles Engagement wurde Wilhelm Pfirrmann 1993 bereits mit einem Orden von Königin Beatrix der Niederlande geehrt. Sie verlieh ihm den Orden „Offizier in de Orde van Oranje-Nassau“.

1984 wurde Wilhelm Pfirrmann Mitglied des Rotary-Clubs Emmerich im Distrikt 1870, der sich über den Niederrhein, das Ruhrgebiet und das Münsterland erstreckt. Er wirkte als Vorstandsmitglied und im Jahr 1991 bis 1992 als Clubpräsident. In seinem Distrikt organisierte er internationale Schüler- und Jugendaustausche. Der Präsident von Rotary International und der Präsident der Rotary Foundation zeichneten ihn mit der Paul-Harris-Medaille für sein Dienen aus. Die Familie Pfirrmann hatte selbst mehrere Austauschschüler aus verschiedenen Ländern aufgenommen.

Gemeinsam mit seinem bereits verstorbenen Schulkameraden Fritz Leinung, der früher Dechant war und später Ehrenbürger der Stadt Kleve, initiierte Wilhelm Pfirrmann seit 1980 acht Hilfsgütertransporte zur St. Brigida Pfarrei in Danzig – der Keimzelle der polnischen Revolution. Hier traf er den Revolutionsführer und späteren Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Lech Welesa. Damit der Transport klappte, wurde er aktives ehrenamtliches Mitglied im Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Verband Kleve-Geldern. Im März 1995 wählten die Mitglieder des Ortsvereins in Emmerich ihn zum Vorsitzenden. Er blieb dies drei Jahre lang – bis zur Fusion der Ortsvereine Emmerich und Elten im Jahr 1998. Nachdem er auch den Lkw-Führerschein erworben hatte, steuerte er einen Lkw für drei jährlich durchgeführte DRK-Kleiderstraßensammlungen in der Stadt Kleve. Doch er sollte noch öfter Lkw fahren.

Als sich die Grenzen der ehemaligen DDR öffneten, beteiligte er sich als Fahrer bei einem Hilfsgütertransport nach Müllrose im Dezember 1990 – nahe der deutsch-polnischen Grenze und nach Gransee. Und nach Begründung der Städtepartnerschaft zwischen Emmerich und Silute/Litauen (früher: Heydekrug im Memelland) steuerte er im 1991 einen 38-Tonner-Lkw-Zug über die 1800 Kilometer lange Strecke.

Als Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1991 einen Staatsbesuch in Bulgarien durchführte, stellte die Bundesregierung Hilfsgüter für humanitäre Hilfe bereit. Pfirrmann leitete den Konvoi bestehend aus vier Lkw-Zügen zur bulgarischen Hauptstadt Sofia. In 17 Tagen legten die Lkw-Fahrer über 6000 Kilometer, zum Teil auf beschwerlichen Wegen, zurück. Der bulgarische Staatspräsident empfing Wilhelm Pfirrmann und dankte für die Strapazen, welche die Fahrer auf sich genommen hatten. Seit 1994 führte der DRK-Kreisverband Heinsberg fünf Hilfsgütertransporte in die ukrainische Großstadt Saporischschja (zurzeit betroffene Stadt im russisch-ukrainischen Krieg) durch. Auch Wilhelm Pfirrmann steuerte einen Lkw-Zug. Ebenso 1991 bei einem Hilfsgütertransport nach Cluj-Napoca/Rumänien, früher Klausenburg. 1995 war er Transportleiter eines Hilfsgütertransportes nach Kaliningrad/Russland, früher Königsberg/Ostpreußen.

Das Rote Kreuz ehrte ihn mit den höchsten Auszeichnungen des DRK-Landesverbandes Nordrhein, der Verdienstmedaille sowie der Medaille anlässlich von Einsätzen zur Wiedervereinigung Deutschlands, der goldenen DRK-Auszeichnungsspange und der silbernen DRK-Auszeichnungsspange sowie der silbernen DRK-Ehrennadel.

Wilhelm Pfirrmann war Mitbegründer und erster Vorsitzender der Klever Bürgerhilfe für Mauretanien (Afrika). 1989 schenkte der DRK-Kreisverband Kleve-Geldern der Bürgerhilfe einen gebrauchten Lkw, den Wilhelm Pfirrmann nach Mauretanien verschiffte und dort mit Nähmaschinen und anderen Hilfsgütern in der Hauptstadt Nuakschott dem Präsidenten des Mauretanischen Roten Halbmondes überreichte.

Durch sein bescheidenes Auftreten im In- und Ausland hat Wilhelm Pfirrmann dem Deutschen Roten Kreuz bei seinen Schwestergesellschaften in Afrika, Mittel- und Osteuropa zu Ansehen verholfen. Er hat wichtige Beiträge zur Völkerverständigung und damit zur Förderung eines dauerhaften Friedens geleistet, wie das DRK betont.

Wilhelm Pfirrmanns langjähriger Weggefährte, der frühere DRK-Kreisvorstandsvorsitzende Franz Lück, schätzt an ihm sein unbürokratisches Verhalten. Durch sein partnerschaftliches Verhältnis zu Kollegen und Mitarbeitern wecke er ungeahnte Potenziale in Menschen. Er sei ein offener, ungezwungener, abenteuerlustiger Mensch, der Brücken baut. Er denke global und handelte international und lokal. Die Hobbies des 90-Jährigen waren die Fliegerei – von 1976 bis 1996 war er Vorsitzender des Flugsportvereins Emmerich-Rees, wirkte auf Bundes- und Landesebene im Aeroclub und Deutschem Sportbund. Im Tennisclub Rot-Weiß Emmerich gehörte er ebenfalls dem Vorstand an. Der Jubilar ist verheiratet und stolzer Vater von einer Tochter und zwei Söhnen.

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