Rees Überstunden bei Betuwe-Sprechzeit in Rees

Rees · Eine Reihe von Anliegern nutzte gestern die Möglichkeit, konkrete Fragen zu ihrem Grundstück an der Strecke zu stellen.

 Wolfgang und Marion Reich wohnen in Millingen nahe an der Strecke, zur Sprechstunde kam auch Enkelin Lia mit.

Wolfgang und Marion Reich wohnen in Millingen nahe an der Strecke, zur Sprechstunde kam auch Enkelin Lia mit.

Foto: Markus van Offern

Kerstin Naber von der Bahn hat schon eine Reihe von Bürger-Sprechstunden zur Betuwe mitgemacht. Einen Andrang wie in Rees hat sie aber selten erlebt. 25 Anlieger kamen gestern zum Termin, an anderen Orten waren gerade einmal vier gekommen. Ein deutliches Zeichen, wie sehr den Reesern das Thema unter den Nägeln brennt und sie vor allem Antworten auf ganz persönliche Fragen suchen. Damit auch jeder in Ruhe sein Anliegen vortragen konnte, hängte die Bahn sogar noch 30 Minuten an die Sprechstunde dran.

Fast alle Besucher hatten Aktenordner mit Lageplänen ihres Hauses mitgebracht, auch die Anwohner vom Lessingweg und der Straße Am Gänseweiher. Beide Straßen liegen in der Nähe des Millinger Sportplatzes auf beiden Seiten der Bahnlinie in dem Bereich, in dem die Trasse eine Kurve macht. Zeigt das Signal dort Rot, wackle der ganze Boden, weil 5000-Tonnen-Güterzüge abbremsen. Das führe zu erheblichen Erschütterungen, vom Lärm beim Bremsen ganz zu schweigen.

"Alle reden nur vom Lärm im Fahrbetrieb, dass der Krach beim Bremsen viel höher ist, davon ist nie die Rede", sagt der Anwohner, der vor einem Jahr einen Brief der Bahn bekam, weil die einen Teil seines Grundstücks kaufen will. Geantwortet hat er noch nicht. Er will erst einmal genaue Informationen, was dort geplant ist. Eben die erhoffte er sich von den zwei Ingenieuren der Bahn, die im kleinen Saal des Rathauses wie Ärzte bei der Sprechstunde saßen und die Anlieger einzeln empfingen. Dass sie sich viel Zeit nahmen, kam bei den Besuchern gut an, sorgte aber auch dafür, dass ihre Geduld auf eine harte Bewährungsprobe gestellt wurde.

Mancher musste wirklich auch eine Stunde warten, bis er an die Reihe kam. Auch Wolfgang Reich hatte sich auf eine lange Wartezeit eingestellt, ohne große Hoffnungen auf erschöpfende Antworten zu haben. Aus seiner Sicht ist das ganze Betuwe-Projekt inzwischen eine große Fehlplanung. "Die Kapazitäten, die aus Rotterdam anrollen, wird die Strecke später nie aufnehmen können", meint er. Die Sicherheitsstandards wären längst nicht ausreichend, die Züge würden eine ständige Gefahr darstellen.

Selbst in Holland werde an der Strecke nachgebessert. Einzige Lösung aus seiner Sicht ist eine siedlungsferne Trasse, auf der dann die Gefahrgüter transportiert werden. "Ich will heute einfach mal schauen, wie die Bahn auf meine Fragen reagiert. Große Hoffnungen, dass ich was Konkretes höre, habe ich nicht. Die Strecke ist ein Prestige-Objekt, das die Bahn auf jeden Fall bauen wird", ist er überzeugt.

Eine zweite Sprechstunde ist am Donnerstag, 14. Februar, in Rees.

(RP/rl)
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