Lindenbergs Zeit in Emmerich Als Udo „seine“ Band wiedertraf

Emmerich · In diesen Tagen feierte der Kinofilm über Udo Lindenberg Premiere. Die Zeit in Wesel in der Schillkaserne und in Emmerich bei „Les Chapeaux“ spart der Streifen aus. Schade, denn auch hier hinterließ der Sänger tiefe Spuren.

 Der große Moment: Udo Lindenberg trifft am 1. Juli 2005 Helli Fink, Jan Feyen sowie Pitt und Lars Zdebel von seiner alten Band „Les Chapeaux“ aus Emmerich wieder.

Der große Moment: Udo Lindenberg trifft am 1. Juli 2005 Helli Fink, Jan Feyen sowie Pitt und Lars Zdebel von seiner alten Band „Les Chapeaux“ aus Emmerich wieder.

Foto: Latzel

Es hatte was von dem Blues-Brothers-Motto: „Wir bringen die Band wieder zusammen.“ Als RP-Redakteur Lutz Küppers 2005 hörte, dass Udo Lindenberg beim Open-Air in Bocholt spielen soll, reifte bei ihm eine Idee. Er wollte die alte Band zusammenbringen, die in den 60er Jahren in Emmerich zusammen gespielt hatte. Denn die musikalischen Wurzeln von Panik Udo liegen in Hüthum, wo er mit vier Kumpels in der Band „Les Chapeaux“ spielte. Erinnerungen, die bei vielen jetzt wieder hochkommen, wenn der Film über den jungen Udo ins Kino kommt. Denn begonnen hat die musikalische Karriere gewissermaßen in Emmerich und Wesel.

Lutz Küppers wählte sich die Finger wund, nutzte seine Verbindungen in Emmerich und kontaktierte schließlich alle früheren Bandmitglieder, die teilweise in alle Welt verstreut waren. Was fehlte war nur noch der Maestro selbst. Doch mit Lindenberg lief alles problemlos. Als Lutz Küppers den Sänger erst einmal am Telefon hatte, war der von der Idee sofort begeistert und kam gleich ins Plaudern über die Zeit am Niederrhein. „War verdammt cool. Damals war die Zeit der Jazz- und Beatbands, der Rattles und so. Das war der Ausgleich für die Bundeswehr“, erzählte er. Heute kaum vorstellbar, aber Panik Udo war tatsächlich als Soldat in die Schillkaserne in Wesel eingerückt. Doch statt militärischem Drill interessierte ihn schon damals vor allem die Musik. „Ich war Bodyguard. Oder flexibler Geheimrat. Irgendetwas in der Art. Ich glaub‘, ich war zum Schutz der Bundeswehr da“, erzählte Lindenberg über seine Zeit beim Bund.

 Udo Lindenberg beim Auftritt im Aldegundisheim 1967. Am Schlagzeug prangt noch das Logo seiner alten Band.

Udo Lindenberg beim Auftritt im Aldegundisheim 1967. Am Schlagzeug prangt noch das Logo seiner alten Band.

Foto: ja/Archiv

Udo Lindenberg sorgte Mitte der 60er Jahre in der Kaserne schon bei seiner Anreise für Aufsehen, weil er gleich mit dem Taxi vorfuhr. Damit nicht genug: Aus dem Wagen hievte er auch noch ein komplettes hochwertiges Premier-Schlagzeug. Pitt Zdebel, seines Zeichens Ausbilder von Udo Lindenberg in der Kaserne, rieb sich die Augen und dachte sich: Den könnten wir für unsere Band gebrauchen. Denn „Les Chapeaux“ aus Emmerich war mal wieder auf der Suche nach einem Drummer. Zwei Wochen später war es dann soweit. Der damals noch unbekannte Musiker erschien zur ersten Probe und wurde festes Mitglied der Band, in der Helli Fink, Jan Feyen sowie Pitt und Lars Zdebel spielten.

Sieben Monate gab Lindenberg bei der Emmericher Combo den Takt an, die in der „Societät“ so etwas wie die Hausband war. Dort spielte Udo mit seiner Band zum Tanztee. Genau wie im Aldegundisheim, das brechend voll gewesen sein soll. Auch in der Weseler Niederrheinhalle trat „Les Chapeaux“ regelmäßig auf. Als Udo dann nach Warendorf zum Heeresmusikkops versetzt wurde, endete die Zeit mit der Emmericher Band.

Doch an die hat Udo offenbar immer noch gute Erinnerungen, denn er war 2005 ganz begeistert, die früheren Kumpel in Bocholt wiederzusehen. Peter Zdebel flog für das panische Wiedersehen extra aus Phoenix ein. Dass sie dann auf Udo warten mussten, weil der nicht pünktlich war, verwunderte keinen. „Der ist schon damals nie pünktlich gewesen“, sagten seinen früheren Mitmusiker und berichteten schmunzelnd, dass sie ihn sogar mal in Gronau vor einem Konzert abholen mussten, weil er verpennt hatte. Dann wurde Udo in einer dunklen Limousine vorgefahren und irgendwie war sofort alles wie früher. Die Geschichte über das Harmonium im Hüthumer Proberaum macht die Runde, in die Udo mal das Bier gekippt hat. „Mensch ja, die Orgel: „Keep on running“ und so‘n Zeug. Was hab‘n wir Gas gegeben.“ Udo lud „seine“ Jungs ein, später mit auf die Bühne zu kommen. „Hier habt ihr Pässe, kommt doch einfach mal nachher auf die Bühne, ganz easy, wenn da irgendwo ein Amp (Verstärker, die Red.) frei ist, steckt ihr ‚nen Stecker rein“, sagte Lindenberg und gab seiner ehemaligen Band den Tipp: „Macht das mal ganz unauffällig, wir spielen da als Zugabe son‘ne Bluesnummer. Bisschen Freistil und so.“

Irgendwie wurde dann da doch nichts draus. Die Zugabe ging ohne die alte Band über die Bühne. Aber zumindest für eine kurze Zeit in Bocholt war „Les Chapeux“ noch mal zusammen. Schade eigentlich, dass davon im Film nichts zu sehen ist. Den will sich Jan Feyen auf jeden Fall ansehen. „Die Zeit mit Udo, das war schon eine starke Sache“, sagt er und muss heute noch grinsen wenn er an den Auftritt im Aldegundisheim zurückdenkt. „Da hat Udo genau unter dem Bild vom Papst getrommelt. Ich glaube, das weiß er bis heute nicht.“

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