Peter Hinze Und Christoph Gerwers "Trump ist unberechenbar und gefährlich"

Emmerich · Die Bürgermeister von Emmerich und Rees sprechen vor der großen US-Wahl über ihre Eindrücke und Favoriten.

 Bürgermeister Peter Hinze (SPD)

Bürgermeister Peter Hinze (SPD)

Foto: Stadt Emmerich

EMMERICH/REES Heute wählen die Vereinigten Staaten von Amerika ihr neues Staatsoberhaupt. In den Umfragen liegt die Demokratin Hillary Clinton knapp vor dem Republikaner Donald Trump. Formal werden heute nur die Wahlmänner in den einzelnen Bundesstaaten bestimmt, die dann am 19. Dezember ihre Stimmen für die Ämter des Präsidenten und des Vizepräsidenten abgeben werden. Die Auszählung findet am 3. Januar 2017 im Kongress in Washington D.C. statt.

Die deutschen Medien begleiten den nicht immer fairen Wahlkampf in den USA seit mehr als 600 Tagen. Auch Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze (SPD) und sein Reeser Amtskollege Christoph Gerwers (CDU) beobachten die Entwicklungen. Die Rheinische Post befragte sie nach ihren Eindrücken und Favoriten.

Wenn Sie wahlberechtigter Amerikaner wären: Wen würden Sie heute wählen?

Hinze Ich würde meine Stimme Hillary Clinton geben. Bei allen Vorbehalten, die man ihr gegenüber sicher haben kann, ist die Alternative, Donald Trump, unwählbar. Eigentlich ist es für mich immer noch unwirklich, dass er es überhaupt bis zum Präsidentschaftskandidat geschafft hat. Amerika ist weltpolitisch und geostrategisch ein zentraler Akteur. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn dieser Staat von jemandem gelenkt wird, der so dermaßen spaltend und oberflächlich auftritt, wie Trump es tut. GERWERS Ich würde vor allem nicht Donald Trump wählen, den ich für völlig unberechenbar und gefährlich halte. Trotz einer gewissen Skepsis gegenüber Hillary Clinton würde ich mich für die demokratische Kandidatin entscheiden.

Als Bürgermeister kennen Sie selbst die Möglichkeiten und Grenzen eines Wahlkampfs. Wie haben Sie die Duelle zwischen Hillary Clinton und Donald Trump erlebt?

Hinze Mich hat erschrocken, wie oberflächlich dieser Wahlkampf geführt wurde. Mein Eindruck war, dass tatsächliche politische Inhalte und Strategien zur Nebensächlichkeit verkommen sind. Das ist allerdings leider ein Trend, der nicht nur im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu beobachten ist. Auch wir müssen uns auf lokaler Ebene Gedanken machen, wie wir die Bürger vor Ort einbinden und mitnehmen. Nur so können wir dauerhaft verhindern, dass man mit einfachen, stumpfen Parolen Politik machen kann. GERWERS In Amerika kommt es offenbar sehr viel mehr auf Show und gute Bilder an. Inhalte scheinen weniger wichtig zu sein. Für Wahlkämpfe in Deutschland auf Bundes- und Landesebene bzw. auf kommunaler Ebene fände ich eine solche Entwicklung schlimm.

Der amtierende Präsident Barack Obama verlässt 2017 das Weiße Haus. Wie wird er der Welt in Erinnerung bleiben?

Hinze Insbesondere in seiner ersten Amtszeit hat Obama innen- und außenpolitisch sicherlich wichtige Akzente gesetzt. Zu seinen Erfolgen zählen die Gesundheitsreform, die Annäherung an Kuba oder die Lösung im Atomkonflikt mit dem Iran. Eines ist sicher: Als erster schwarzer Präsident Amerikas findet er seinen Platz in den Geschichtsbüchern. GERWERS Obama bleibt als Hoffnungsträger für ein freundliches und friedfertiges Amerika in Erinnerung, auch wenn er leider an der politischen Konstellation im amerikanischen Kongress gescheitert ist. Zum Beispiel in der Frage zur Verschärfung der Waffengesetze. Ein Erfolg war sicher die von ihm durchgesetzte Krankenversicherung für jeden amerikanischen Staatsbürger.

Welche persönliche Beziehung haben Sie zu den USA?

Hinze Bereist habe ich das Land bisher nicht. Vor meiner Zeit als Bürgermeister habe ich fast zehn Jahre lang für die Nato gearbeitet. Dabei habe ich auch immer wieder mit amerikanischen Kollegen zusammengearbeitet und sie als sehr weltoffen und tolerant kennengelernt. GERWERS Ich war 1995 in New York und habe tolle Erinnerungen an diese Stadt. Ich weiß aber, dass sich das übrige Amerika von New York City total unterscheidet.

(RP)
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