Emmerich Trickdieb von Rees: "Er wusste, was er zu tun hat"

Emmerich · 19-Jähriger suchte seine Opfer zumeist an Geldautomaten. Er muss sich derzeit vor dem Landgericht verantworten.

Auch am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen einen 19-jährigen Rumänen wegen Raubes, versuchten Raubes, Diebstahls sowie versuchten Diebstahls ist der Angeklagte von zahlreichen Zeugen belastet worden. Der 19-Jährige hatte die 16 zur Verhandlung stehenden Fälle bereits am ersten Prozesstag vor dem Klever Landgericht gestanden. Unter anderem in Rees und Hamminkeln hat er durch Trickbetrug über 16 000 Euro erbeutet.

Die immer ähnliche Vorgehensweise des jungen Rumänen, der im Mai 2013 nach Deutschland gekommen war und vor seiner Festnahme zuletzt in Duisburg gelebt hatte, wurde auch gestern, am zweiten von drei geplanten Prozesstagen, von mehreren Zeuginnen geschildert.

Auch auf Überwachungsbildern, die die 7. Strafkammer gestern wieder an die Wand des Schwurgerichtssaales projizierte, sind der Angeklagte und seine Vorgehensweise deutlich erkennbar.

Eine 29-jährige Lehrerin schilderte gestern im Zeugenstand, wie sie im Sommer in einer Bankfiliale in der Innenstadt bei dem Vorhaben, Geld am Automaten abzuheben, von dem Angeklagten überrascht und ausgeraubt worden sei. Nach Eingabe der Geheimzahl und des Betrages habe sich der Angeklagte zwischen sie und den Automaten gedrängt. "So hilflos habe ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt." Dem Angeklagten sei es gelungen, den angeforderten Betrag aus dem Fach des Automaten zu entnehmen. Als die 29-Jährige daraufhin versucht habe, den Dieb am Verlassen der Bank zu hindern, habe dieser sich vor ihr aufgebaut und sie angespuckt. "Was er machte, kam mir sehr erprobt vor. Er wusste genau, was er zu tun hat", meinte die Zeugin.

Auch eine 65-jährige Rentnerin schilderte die Strategie des Angeklagten: Er habe ihr, wie in dem Großteil der Fälle, zur Ablenkung ein Blatt Papier vor das Gesicht gehalten, um Geld zu entnehmen. "Ich bin gelernte Bankerin, ich musste im Beruf regelmäßig unterschreiben, dass ich Räubern das Geld aushändige. An diesem Tag habe ich aber versucht, mein Geld zu verteidigen. Das beschäftigt mich", so die Zeugin. Zu einem Audi mit britischem Kennzeichen, mit dem der Angeklagte in Wuppertal zusammen mit seinem Bruder von der Polizei kontrolliert worden ist und der auch gestern in einer der Videoaufnahmen zu sehen war, wollte der Angeklagte weiterhin nichts sagen. Er gibt an, den Großteil der Taten alleine begangen zu haben.

Fortgesetzt wird der Prozess am Mittwoch, 22. Januar, um 9 Uhr. Ob der 19-Jährige nach Jugendstrafrecht zu bestrafen ist, steht noch nicht fest.

(RP)
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