Rees Trauer um Gustav Schaeling (87) in Rees

Rees · Der Reeser Bürger und Träger des Bundesverdienstkreuzes starb am vergangenen Freitag an den Folgen eines Schlaganfalls.

Gustav Schaeling ist tot. Im Alter von 87 Jahren ist der Reeser Bürger, Träger des Bundesverdienstkreuzes und ehemalige Direktor der Dresdner Bank in Wiesbaden am Freitag an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Am kommenden Samstag soll er auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Rees beigesetzt werden.

Als Gustav Schaeling, dessen Vater ein bedeutender Chirurg im Reeser Krankenhaus war, vor sieben Jahren seinen 80. Geburtstag im denkmalgeschützten "Haus Schaeling" am Mühlenturm feierte, kamen prominente Gratulanten aus nah und fern. Denn im Laufe seiner beruflichen Karriere schloss der Weltenbürger Freundschaften mit vielen anderen Persönlichkeiten.

Nach seinem Abitur in Emmerich wollte Gustav Schaeling eigentlich Journalist werden. Doch er studierte Medizin, Musikgeschichte, Religionswissenschaften, Politik und auch ein wenig Philosophie - um letztlich Jurist zu werden. Aufgrund seines wechselhaften Studiums wagte er es kaum, sich bei der Dresdner Bank zu bewerben. Doch die wusste seinen universalen Geist zu schätzen.

Als er in den 70er Jahren in Chicago eine Niederlassung der Bank aufbaute, besuchte ihn der damalige Vorstandssprecher Jürgen Ponto viermal am Lake Michigan. Er berief Schaeling zu seinem Assistenten und holte ihn zurück nach Frankfurt. Der Reeser war einer der Letzten, die Jürgen Ponto am 30. Juli 1977 lebend sahen, bevor dieser von der RAF ermordet wurde. Vor zwei Jahren unterstützte er auch die Autoren einer Ponto-Biografie, indem er viele Erinnerungen beisteuerte.

In den 80er Jahren wurde Schaeling Chef der Dresdner Bank in Wiesbaden mit fast 30 Geschäftsstellen. Dort gründete er auch den Presseclub, dessen Ehrenpräsident er bis zuletzt blieb.

Auch im Rheingau ist der Name Schaeling bekannt. Der Reeser rettete dort die Sektkellerei Schloss Vaux und sanierte die mehr als 1000 Jahre alte Burg Crass in Eltville. Noch bis 1998 leitete er als Alleinvorstand die Sektmanufaktur. Ein Jahr später erhielt Gustav Schaeling das Bundesverdienstkreuz.

Vor zehn Jahren erklärte er die Stadt Rees, die auch während seiner Jahre Aufenthalte im Ausland immer seine polizeiliche Meldeadresse geblieben war, wieder zu seiner offiziellen Heimat. Das markante Haus, das eine Einheit mit der historischen Stadtmauer bildet, diente nun nicht mehr nur als Sommersitz des Junggesellen, sondern wurde zur ersten Adresse. Sein Vater, Dr. Gustav Schaeling, hatte die Immobilie, deren Kern auf das Jahr 1322 zurückgeht und die einst das Haus des Nachtwächters war, schon in den 50er Jahren erworben und drei Jahre lang renovieren lassen.

Bis heute gehört das Haus am Mühlenturm zu den meistfotografierten der Rheinpromenade. Gustav Schaeling saß täglich mehrere Stunden im Turmzimmer, las dort Zeitungen, studierte im Internet die Finanzmärkte oder genoss einfach nur den Blick auf seinen geliebten Rhein.

(RP)
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