Kurioses an der Rheinpromenade in Emmerich Verwaltung: Das Tisch-Verbot bleibt!

Emmerich  · Der Leerstand am Rhein. Im Rathaus beruft man sich nun auf eine Sichtachse, die immer schon so geplant war. Heinz-Günter Kantehm schickt Bürgermeister Peter Hinze jetzt seine Kündigung als Schiedsmann in Emmerich.

     Blick auf das ehemalige „Empanadas“. Rechts sieht man das Christoffeltor, das die Sichtachse von Innenstadt zum Rhein darstellt.

Blick auf das ehemalige „Empanadas“. Rechts sieht man das Christoffeltor, das die Sichtachse von Innenstadt zum Rhein darstellt.

Foto: Christian Hagemann

Am Freitag hatte die Rheinische Post beim Bürgermonitor die Ampel schon auf „Gelb“ gestellt. Das Tisch-Verbot am Rhein für Heinz-Günter Kantehm schien eigentlich auf der Kippe, zumal der Emmericher am Freitag ein Gespräch im Rathaus hatte.

 Heinz-Günter Kantehm schickt dem Bürgermeister jetzt seine Kündigung.

Heinz-Günter Kantehm schickt dem Bürgermeister jetzt seine Kündigung.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Doch die Sache ist ganz anders gekommen: Das Tischverbot an der Promenade bleibt. Kantehm hat am Freitag bei seinem Termin im Rathaus die Antwort bekommen. Kurz und knapp sei das gewesen, so der Emmericher zur RP. Der Fachbereichsleiter Jens Bartel habe ihm erklärt, dass vor dem Restaurant kein Platz sei. Und daran werde auch nichts geändert.

Worum geht es?

Seit mehr als zehn Jahren möchte Kantehm, dass vor seinem Ladenlokal ebenso Tische und Stühle stehen dürfen wie vor den übrigen Restaurants. Aber er darf es nicht. Es geht um vier, vielleicht fünf Tische mit jeweils vier Stühlen dran.

 Seit Anfang des Jahres steht das ehemalige „Empanadas“-Lokal an einem der schönsten Aussichtplätze an der Emmericher Rheinpromenade leer, das Umfeld ist dem Verfall preisgegeben.

Das Lokal hat schon einige Betreiber gesehen. Kantehm sagt, dass der häufige Pächterwechsel darauf zurückführen ist, dass dieses Lokal keine Außenplätze genehmigt bekommt. Im Gegensatz zu allen anderen Lokalen an der Rheinmeile.

Nachvollziehbar ist das Verbot nicht wirklich. Platz für Rettungsfahrzeuge wäre vorhanden, der Deichverband hat kein Problem mit Tischen und Stühlen an dieser Stelle. Nur im Rathaus ist das nicht gerne gesehen. Im Notfall sei genau diese Stelle wichtig, heißt es dort. Und zwar dann, wenn Gastwirte die Rettungsgasse nicht einhielten. Dann könne man an dieser Stelle mit dem Rettungswagen direkt auf den Deichverteidigungsweg vorne am Gelände wechseln.

Vorher hat man im Bauamt jahrelang geglaubt, dass der Deichverband etwas gegen Tische und Stühle hat, weil das den Hochwasserschutz beeinträchtigt. Eine Nachfrage der Rheinischen Post ergab allerdings, dass der Deichverband nie ein solches Verbot ausgesprochen hat. Im Sommer besteht keine Hochwassergefahr, sagt der Chef vom Deichverband, Holger Friedrich. Tische und Stühle seien deshalb an dieser Stelle gar kein Problem.

Aber am Freitag tauchte nun ein weiterer Grund auf, den niemand auf der Rechnung hatte: Stadtplanung!

Am Christoffeltor, wo sich Kantehms Lokal befindet, und am Krantor (“Onder de Poort“) sollen Sichtachsen frei bleiben, durch die  von der Innenstadt aus eine freie Sicht auf den Rhein möglich ist. Tische und Stühle würden diese Sicht verhindern.

So könnte es also dabei bleiben, dass Kantehm weiterhin keinen Pächter findet. Er hat zwar Anfragen von Döner- und Pommesbuden, die er aber an der Promenade nicht möchte.

Kantehm ist enttäuscht und glaubt, dass der Fachbereich fürs Bauen nur nach Gründen sucht, eine Bestuhlung zu verhindern. „Ich habe keine Lust mehr. Meinetwegen lasse ich das Lokal leerstehen, damit kann ich leben“, sagt er. „Aber das ist dann neben dem ,Kaffeeklatsch’ und ,Alte Rheinfähre’ schon der dritte Leerstand an der Promenade.“

Und weil er sich von der Stadtverwaltung verschaukelt fühlt, will er Bürgermeister Peter Hinze nun eine Kündigung schicken: Heinz-Günter Kantehm tritt als Schiedsmann in Emmerich zurück. „Ich soll im Namen der Stadt Streitigkeiten schlichten und bekomme von der Stadtverwaltung nur Knüppel zwischen die Beine geworfen. Ich habe keine Lust mehr, mich für Emmerich einzusetzen.“

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