Emmerich Theater: Nur zwei Plätze für Rollstuhlfahrer

Emmerich · Das Emmericher Stadttheater verfügt zwar über eine Rampe und eine Behindertentoilette, bietet aber Zuschauern, die im Rollstuhl sitzen, nur spärliche zwei Plätze an. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

 Emmerichs Kulturchef Michael Rozendaal im Theatersaal an der Stelle, wo Rollstuhlfahrer Platz nehmen dürfen. Überall sind Stufen. Aus Sicherheitsgründen gibt es nur zwei Plätze nahe der Ausgänge.

Emmerichs Kulturchef Michael Rozendaal im Theatersaal an der Stelle, wo Rollstuhlfahrer Platz nehmen dürfen. Überall sind Stufen. Aus Sicherheitsgründen gibt es nur zwei Plätze nahe der Ausgänge.

Foto: Markus van offern

Günter Kerst erlebte dieser Tage eine herbe Enttäuschung. Der Emmericher hatte in der RP die Ankündigung für das Konzert im Stadttheater von Chris Barber im November gelesen. Den Auftritt der Jazz-Legende in Emmerich wollte sich der 68-Jährige nicht entgehen lassen. Doch Günter Kerst sitzt im Rollstuhl. Und auf den ist er zwingend angewiesen. "Selbst am Stock kann ich nur vier, fünf Meter laufen", sagt er. Als er allerdings im Theaterbüro anrief, erhielt er eine schlechte Nachricht: Im Stadttheater gibt es nur Plätze für zwei Rollstuhlfahrer und die waren schon ausgebucht.

Inzwischen hat Günter Kerst doch noch Glück gehabt. Einer der beiden Plätze ist jetzt kurzfristig noch frei geworden, dennoch bleibt die Frage, wieso in Zeiten des viel zitierten demografischen Wandels Rollstuhlfahrern im Stadttheater nur ein spärliches Platzkontingent angeboten wird.

Für Michael Rozendaal ist die Situation "absolut unbefriedigend". "Wir haben das Problem schon seit einiger Zeit auf dem Schirm, aber leider keine Lösung dafür", sagt der Leiter der Emmericher Kulturbetriebe. Das Stadttheater wurde vor 46 Jahren gebaut. "Damals hat offenbar niemand an Rollstuhlfahrer im Publikum gedacht", sagt Rozendaal.

Zwar gibt es mittlerweile eine behindertengerechte Toilette und eine Rollstuhlrampe, über die das Gebäude erreicht werden kann, doch einen speziellen Bereich für Rollstuhlfahrer, wie in anderen Häusern üblich, existiert im Emmericher Stadttheater nicht. Stattdessen werden Rollstuhlfahrer aus Sicherheitsgründen an den Seiten platziert - jeweils links und rechts, wo sich auch die Eingangstüren zum Saal befinden.

Und aus Sicherheitsgründen könne es auch keine weiteren Plätze für Rollstuhlfahrer im Stadttheater geben. "Wir haben in der Vergangenheit immer wieder verschiedene Möglichkeiten durchgespielt und Begehungen mit der Feuerwehr vorgenommen. Das Fazit ist immer das gleiche" sagt Rozendaal.

Das Problem: Aufgrund der Stufen, über die jede Platzreihe erreichbar ist, seien weitere Rollstuhlfahrerplätze nicht möglich. "Wir müssen Fluchtwege freihalten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Wenn am Ende der Reihen weitere Rollstuhlfahrer sitzen, kämen diese im Notfall nicht weg und blockierten zudem die Wege für die anderen Zuschauer", so der Leiter der Kulturbetriebe, der weiter erklärt: "Theoretisch bräuchten wir eine Galerie für Rollstuhlfahrer, doch das ist bautechnisch nicht möglich."

Immerhin: Die Emmericher Kulturbetriebe versuchen das bauliche Manko des Stadttheaters mit persönlichem Einsatz auszugleichen. "Für jeden Rollstuhlfahrer im Publikum stellen wir eigens Personal ab, das den Gästen behilflich ist und in einem Notfall dann auch schnell zur Stelle sein kann", sagt Michael Rozendaal. An dem mangelhaften Platzangebot für Rollstuhlfahrer ändert das freilich nichts.

(RP)
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