Emmerich Streit um die Tiertafel

Emmerich · Bei der "Tiertafel" werden jetzt nur noch Emmericher bedient. Die Verantwortlichen sprechen von wirtschaftlicher Notwendigkeit, ehemalige Mitglieder sind schockiert. Die Sache liefert heftig streitenden Parteien neue Munition.

 Christel Schulz misst bei der Ausgabe Futterportionen ab. Sie sagt: "Bei uns wird korrekt gearbeitet."

Christel Schulz misst bei der Ausgabe Futterportionen ab. Sie sagt: "Bei uns wird korrekt gearbeitet."

Foto: mvo

Die Emmericher Tiertafel lehnt jetzt Klienten von außerhalb ab, nur Besucher aus Emmerich werden bedient. Spenden von Unternehmen jenseits der Stadtgrenzen werden aber angenommen. An dieser Praxis entzündet sich Streit. "Das ist nicht in Ordnung. ,Gemeinnützig' heißt: Es ist für alle", sagt der ehemalige Vorsitzende des Vereins, Rolf Gutberlet. "Ich habe Anrufe bekommen von Leuten aus Kleve, Rees und Bedburg-Hau, die einfach weggeschickt wurden."

Erst im August wurde die Emmericher Tiertafel zum eingetragenen Verein. Tierhalter mit knappem Budget bekommen dort Futter für ihre Vierbeiner. In den Anfängen galt das tatsächlich noch für alle Interessierten, egal, wo sie wohnten.

"Natürlich" würden sie gerne Klienten von außerhalb bedienen, rechtfertigt die heutige stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Christel Schulz. Nur sei der Andrang auswärtiger Kunden unkalkulierbar geworden, "wir hätten auf Dauer Probleme gekriegt", führt sie aus. Zum Beispiel habe man Kunden aus Kalkar gehabt, die, um Fahrtwege zu vermeiden, nur ein Mal monatlich kamen: "Da sind auf einen Schlag zu große Mengen Futter rausgegangen." Fazit: "Ehe unsere finanzielle Situation wirklich gut und stabil ist, können wir nur an Emmericher Futter ausgeben."

Wut und große Enttäuschung

Die Angelegenheit befeuert einen lodernden Konflikt unter heutigen und ehemaligen Akteuren der Tiertafel. Schon im September kam es zum Zerwürfnis. Rolf Gutberlet, der das Projekt angestoßen hatte, musste von seinem Posten als Vorsitzender weichen. Mehrere Gründungsmitglieder traten aus, und die Beteiligten haben sich nicht mehr viel Gutes zu sagen.

Gegenseitig werfen sie einander vor, unsauber gewirtschaftet zu haben und Unwahrheiten zu verbreiten. Unterlagen oder gespendete Materialien seien einfach verschwunden, heißt es. Es habe Probleme mit der Buchführung gegeben, oder einfach mit dem Umgang miteinander. Aus den Vorwürfen spricht auf beiden Seiten Enttäuschung und Wut, vor allem aber bei denen, die heute nicht mehr dabei sind. So wie Monika Jansen, die bitter desillusioniert ist. "Wir waren begeistert, richtig euphorisch, wir wollten alle für Tiere aktiv sein", erinnert sich die Rentnerin an die Anfänge des Vereins. Dann sei die Lage zur "Katastrophe" geworden: "Im September war für mich klar, da mache ich nicht mehr mit." Heute kümmert sie sich im Bekanntenkreis um Notfälle: "Ich gebe lieber jemandem privat mal einen Sack Futter ab." Christel Schulz ihrerseits betont: "Bei uns wird korrekt gearbeitet, unser Kassenwart ist sehr streng. Es wird nicht ein Euro unnötig ausgegeben."

(RP)
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