Emmerich Streit um Ärzte-Notdienst

Emmerich · Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) hat zum 1. Februar 2011 die Einführung eines grundlegend geänderten Notdienstsystems beschlossen. In Isselburg formiert sich Widerstand.

ISSELBURG/Rees Geplant ist eine zentrale Notdienstpraxis am St.-Agnes-Hospital in Bocholt, der ein Fahrdienst angeschlossen für die erforderlichen Hausbesuche im Großraum Isselburg/Bocholt/Rhede angeschlossen wird.

"Ich bin mit dieser zentralisierten Entwicklung absolut nicht einverstanden", erklärte gestern Dr. Hannes Benninghoff, niedergelassener Arzt in Werth.

Der Grund: Man habe seit rund 25 Jahren ein gut funktionierendes Notarztsystem mit den Ärzten im Reeser Raum. Der Notdienst wird in den Praxen angeboten.

Benninghoff kritisiert: "Den Beschluss zur Änderung hat der Vorstand der KVWL im Alleingang getroffen. Er weist Nachteile für Ärzte und Patienten auf." Deshalb seien viele Ärzte seiner Meinung, dass sich im ländlichen Isselburger Bereich niemand dem neuen System anschließen solle.

"Bereits im letzten Jahr haben sich bei einer Ärzteversammlung in Bocholt fast alle Teilnehmer gegen das neue System ausgesprochen. Dieses Ergebnis haben wir auch der Kassenärztlichen Vereinigung vorgelegt", erklärt Benninghoff. Doch von dort habe man keine Antwort erhalten.

Dabei gewähre gerade im ländlichen Bereich die bisherige Versorgungsform, dass der Patient im Notfall mit bekannten Ärzten zu tun habe und ein guter Informationsfluss der Ärzte untereinander bestehe.

Das neue System, so Benninghoff, geht auch finanziell zulasten der Ärzte. Die gesamte Umstellung im Bereich der KVWL kostet rund 13 Millionen Euro. Das Geld soll auf die dienstverpflichteten Ärzte umgelegt werden sollen. "Das bedeutet, dass jeder Arzt pro Monat 110 Euro finanzieren muss", so der Werther Hausarzt.

Übrigens gilt die Neuregelung nicht für Fachärzte.

Benninghoff rechnet vor, dass bei geschätzten 20 bis 30 Patienten pro Notdienst rund 500 Euro verdient werden. Da die Kassenärztliche Vereinigung mit etwa fünf Notdiensten pro Arzt und Jahr rechnet, sei das ein Verdienst von 2500 Euro. Davon gingen dann 1320 Euro in die Finanzierung des Systems.

Auch Bürgermeister Adolf Radstaak liegt die gute medizinische Versorgung seiner Bürger am Herzen. "Ich werde dafür sorgen, dass diese möglichst ortsnah bleibt", sagte er gestern. Allgemein werde die Versorgung auf dem Land schlechter. Landärzte fänden oft keine Nachfolger.

Vier der fünf Werther Ärzte sind über 50 Jahre alt. "Keiner weiß, wie die Situation in fünf Jahren aussieht, aber jetzt werde ich mich für den Erhalt der alten Regelung einsetzen", sagt Benninghoff. Er ist 58 Jahre alt.

Er hofft auf die Unterstützung seiner Kollegen. Auch die Patienten wollten keine Änderung. Seit August haben 287 Patienten auf einer Unterschriftenliste erklärt, dass sie an der bestehenden Notdienstform festhalten wollen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort