Emmerich Steinstraße 13: Politik macht's kompliziert

Emmerich · Vor neun Jahren brannte das Haus ab. Jetzt will die Gasthaus-Stiftung es kaufen und Altenwohnungen bauen. Die Parteien blockieren die Idee.

 Nur noch eine Ruine seit dem Brand im April 2004: das Haus Steinstraße 13. Jetzt ist endlich eine Lösung in Sicht. Doch noch spielt die Politik nicht mit.

Nur noch eine Ruine seit dem Brand im April 2004: das Haus Steinstraße 13. Jetzt ist endlich eine Lösung in Sicht. Doch noch spielt die Politik nicht mit.

Foto: mvo

Es war der 4. April 2004, als ein Bewohner des Hauses Steinstraße 13 im betrunkenen Zustand seine Wohnung in Brand setzte. Und nicht nur das. Das gesamte Gebäude nahm enormen Schaden. Seit neun Jahren ist es unbewohnt und verkommt.

Der Eigentümer aus Emmerich hat zwischendurch die Volksbank Emmerich-Rees an das Objekt gelassen. Doch auch das Geldinstitut scheiterte mit einer Vermarktung. "Mit dem Haus ist im Prinzip kein Geld zu verdienen", sagen Fachleute schon seit langem. Daher die ewige Ruine, die in ihrem Zustand bald vermutlich vom Haus "De wette Telder" übertroffen wird, das Unternehmerin Annette Brüderle gehört und nebenan steht. Ihre Preisvorstellungen haben bislang eine städtebauliche Lösung verhindert, ist zu hören.

Für die Steinstraße 13 ist diese Lösung eigentlich gefunden. Käufer könnte die Waisenhaus-Stiftung werden. Das ist eine Jahrhunderte alte gemeinnützige Einrichtung, deren Stiftungszweck die Herstellung von Wohnraum für alte Menschen und kinderreiche Familien ist. Vorsitzender dieser Stiftung ist der Emmericher Bürgermeister.

Die gemeinnützige Stiftung könnte nun das tun, was privatwirtschaftlich nicht geschafft worden ist. Die Stiftung plant den Kauf und Abriss des Gebäudes und den Neubau eines altengerechten Hauses mit neun Wohnungen.

Dafür braucht sie einen Zuschuss der Stadt, weil der Kaufpreis bei 110 000 Euro liegt, die Abrisskosten bei 50 000 Euro. Damit die Stiftung die Summen stemmen kann, soll die Stadt 92 000 Euro geben.

Die Stadtverwaltung ist bereit, diese Summe zu zahlen, damit der Schandfleck auf der Steinstraße verschwindet. Zudem sind Altenwohnungen in der Stadt eine sinnvolle Maßnahme. Doch hier kommt die Politik ins Spiel. Im Prinzip sind sich alle einig, dass die Stadt auch finanziell einspringen sollte, um der Steinstraße wieder eine Chance zu geben. Doch die Politiker wollen, dass dabei irgendwie noch ein weiterer Vorteil entsteht. Deshalb sollen die Beamten im Rathaus nun darüber nachdenken, ob die Stadt das Haus kauft und später an die Stiftung verpachtet. So wäre der Zuschuss der Stadt nicht gänzlich verloren. Zudem gibt es Bedenken, ob die Stadt einen Zuschuss geben soll. Würde davon doch ein Privatmann profitieren — nämlich der Hausbesitzer. Einiger Politiker, besonders von der BGE, hoffen auf andere Wege, so dass sich die Stadt nicht wirtschaftlich betätigen muss.

Ob die Bedenken überzogen und neue Forderungen überhaupt realistisch sind, muss geklärt werden. Denn als sicher gilt, dass die Kalkulation der Gasthausstiftung eng ist. Beispielsweise sind teure Komplikationen beim Abriss nicht ausgeschlossen, steht doch direkt nebenan "de wette Telder", das älteste, noch erhaltene Haus der Stadt. Nicht auszudenken, wenn Teile davon eingerissen würden.

(RP)
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