Emmerich Lockerungen: Comeback für die Kultur im Schlösschen
Emmerich · Im Schlösschen Borghees soll es bald wieder bunt zugehen. Das Figurentheater „TIK“ feilt an einer Premiere, zudem steht eine Reihe von Open-Air-Konzerten bevor. Auch die Eröffnung der Kulturscheune ist endlich in Sicht.
Wenn Sandra Heinzel über das geplante Kulturprogramm im Schlösschen Borghees spricht, lächelt sie übers ganze Gesicht. Zwischendurch ballt sie die Faust, offenbar kann sie es kaum erwarten. „Es sieht gut für uns aus: Ab Juni geht es endlich wieder los“, sagt Sandra Heinzel, die seit 1993 gemeinsam mit Judith Hoymann als Figurenspielerin in Erscheinung tritt und 2004 das TIK Figuren- und Marionettentheater an den Start gebracht hat.
„Wir haben 1001 Ideen. Allerdings war lange Zeit überhaupt nicht klar, wie die Rahmenbedingungen unter Corona sein würden. Wir müssen uns auch weiterhin auf alles gefasst machen. Aber wir können spontan reagieren“, sagt Judith Hoymann.
Auf eine Sommerpause verzichtet das Theater in diesem Jahr ganz bewusst. „Wir wissen, dass die Leute nach den Entbehrungen der vergangenen Monate nach Kultur, Veranstaltungen und Gemeinschaft lechzen“, sagt Sandra Heinzel. Schon in diesen Tagen herrscht an der Hüthumer Straße mächtig Betrieb: Dutzende Kinder und Jugendliche feilen an ihren Theater-Aufführungen.
In den kommenden Wochen sollen zudem gleich mehrere Workshops für Erwachsende für Leben im Schlösschen sorgen. Möglich sind diese auch dank des Landesprogramms „Dritte Orte – Häuser für Kultur und Begegnung im ländlichen Raum“.
Renate Schmitz-Gebel zeichnet dieser Tage für ein kreatives Schreibangebot in der Natur verantwortlich, Birga Meyer entdeckt mit Kursteilnehmern die Welt der Naturheilkräuter, Theaterpädagogin Judith Hoymann bietet Gästen auf Anfrage Einzelcoachings an. „Ich zeige Menschen die Bühne des Lebens – und arbeite mit ihnen an der Persönlichkeit oder an der Stimme“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion.
Für Yoga-Runden ist Carmen Camp in Borghees aktiv, Corinna Ortmann lädt zum „Happy Painting“. „Diese Methode des Malens offenbart die ureigene Kreativität. Es entstehen sehr farbenfrohe Bilder. Ich habe immer wieder Menschen bei mir, die davon ausgehen, dass sie grenzenlos scheitern – das ist aber nie der Fall“, sagt Ortmann.
Das Gros der Workshops wird in den kommenden Monaten an der frischen Luft stattfinden. Sollte es regnen, müsse man mit Blick auf die dann gültigen Corona-Vorgaben entscheiden, ob man auch im Schlösschen aktiv werden kann, so Sandra Heinzel.
„Wenn es aber irgendwie möglich ist, wollen wir draußen unterwegs sein. Immerhin ist uns auch die Atmosphäre der Veranstaltungen sehr wichtig – und die ist hier am Schlösschen besonders“, sagt Judith Hoymann.
So setzen die Kulturschaffenden auch auf gleich mehrere Open-Air-Events – etwa zur Mittsommernacht am 21. Juni.
Am 26. September soll in Borghees gar ein kleines Festival mit dem Titel „Tag für den Frieden“ stattfinden. Auch musikalisch haben Heinzel und Hoymann eine Menge vorbereitet: Am 7. Juli präsentiert der Emmericher Musiker Matthias Wissing mit seiner Gitarre „Die Chronik“, am 14. August swingt Bernie Schwanitz aus Köln mit seiner Band „Unlimited“ in Catharinas KulturgARTen.
Für Theaterfreunde gibt es im Herbst mit dem Start der Bühnen-Saison wieder reichlich Angebote. Und auch die bekannten Emmericher Figurenspielerinnen selbst haben Großes vor. Ende des Jahres soll im TIK-Theater die Premiere von „Pinocchio“ stattfinden.
Zuvor aber gibt es am 13. Juni den Klassiker „Die Bremer Stadtmusikanten“. Im Juli folgt das Theater Mimikry aus Köln mit „Urmel aus dem Eis“.
In den Sommerferien bieten die Frauen Angebote bestehend aus Figurenbau und anschließendem Figurentheater. Schon im vergangenen Jahr hätten die Verantwortlichen eigentlich die Kulturscheune feierlich eröffnen wollen. Aus einem Pferdestall wurde nämlich binnen weniger Monate ein kreativer Ort in direkter Nachbarschaft zum Schlösschen geschaffen.
„Wir haben die Eröffnung mittlerweile vier Mal verschieben müssen, da uns Corona immer wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Jetzt soll es endlich soweit sein“, sagt Sandra Heinzel.
Vom 17. bis 19. September soll der Startschuss zelebriert werden. „Dann wird aber so richtig gefeiert“, sagt sie.