Emmerich Stadt will neues Bordell im Blick behalten

Emmerich · Im ehemaligen "Fungarden" an der Tackenweide hat erneut ein Bordell eröffnet: "Sun Temple". Wieder sollen dort selbstständige Prostituierte arbeiten. Die Ansiedlung war offenbar unproblematisch – es gibt Bestandsschutz.

 Bild links: Auf dem dunklen Banner prangt der Schriftzug "Sun Temple", was so viel heißt wie "Sonnentempel". Darüber ist noch der Rest der "Fungarden"-Leuchtreklame zu sehen. Bild rechts: Die Erstürmung des "Fungarden" im März 2012.

Bild links: Auf dem dunklen Banner prangt der Schriftzug "Sun Temple", was so viel heißt wie "Sonnentempel". Darüber ist noch der Rest der "Fungarden"-Leuchtreklame zu sehen. Bild rechts: Die Erstürmung des "Fungarden" im März 2012.

Foto: stade/Archiv: mvo

Im ehemaligen "Fungarden" an der Tackenweide hat erneut ein Bordell eröffnet: "Sun Temple". Wieder sollen dort selbstständige Prostituierte arbeiten. Die Ansiedlung war offenbar unproblematisch — es gibt Bestandsschutz.

Emmerich: Stadt will neues Bordell im Blick behalten
Foto: van Offern, Markus (mvo)

Eine "Vielzahl internationaler Girls" arbeiten im Etablissement Sun Temple, informiert das neu eröffnete Haus im Internet. Und weiter heißt es: "Diese weiblichen Gäste sind selbständig und bieten ihre Dienste auf eigene Rechnung an." Kurz, das neue Bordell Sun Temple verfolgt an der Tackenweide das gleiche Geschäftsmodell, das auch das Fungarden — offiziell jedenfalls — hatte: Die Frauen, die dort arbeiten, sind selbstständige Prostituierte.

Was sich im Fungarden laut dem Gerichtsurteil von Mai dieses Jahres tatsächlich jahrelang abgespielt hat, darüber sitzt der Schock bei den Emmerichern noch tief: Gewalt und Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung. Frauen wurden aus dem Ausland eingeschleust — ganz zu schweigen von Steuerhinterziehung in Millionenhöhe.

Dass es ein neues Bordell gibt, dürfte vielen Bürgern nicht gefallen. Die Stadt könne gegen die Geschäftsgründung aber nichts unternehmen, sagt Bürgermeister Johannes Diks. "Da besteht Bestandsschutz", stellt er fest: "Da war vorher ein Bordell, also kann man einem neuen Betreiber die Ansiedlung nicht verweigern."

Immerhin könnten es die "Sun Temple"-Inhaber aber mit einer viel aufmerksameren Öffentlichkeit zu tun bekommen. "Es ist vollkommen klar, dass wir da sensibilisiert sind", so Diks. Die zuständigen Stellen der Stadt "werden mit Sicherheit ein Auge darauf haben, dass da nichts passiert, was verboten ist".

Auch in Zukunft dürfe die Stadt dem neuen Unternehmen bei ihren Kontrollen aber nicht von vornherein unterstellen, dass es verbrecherische Machenschaften plane. "Es ist ein Gewerbe", sagt Diks. "Man kann darüber denken, wie man will" — ein Bordellbetrieb sei legal. Also: "Es wird nicht so sein, dass man alle drei Tage bei einem neuen Pächter auf der Matte steht, nur, weil man in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat."

Während es das Fungarden noch gab, hatte das Gewerbeamt über Jahre hinweg massenhaft Gewerbescheine für frisch aus dem Ausland eingereiste "Tänzerinnen" oder "Hostessen" ausgestellt. Das hat einige Kritik hervorgerufen. Diks wehrt sich jedoch erneut gegen den Vorwurf, die Verwaltung habe da "Augen zugedrückt": "Warum sollten wir wegsehen?", protestiert er. Auch das Landgericht Kleve hatte die zuständigen Mitarbeiter in Schutz genommen: Sie hätten in der Bearbeitung der Gewerbescheine keinen große Ermessensspielraum gehabt.

Das Fungarden hat im Juli Insolvenz angemeldet. Zuletzt hatte ein Verwandter des inhaftierten ehemaligen Betreibers Esed D. die Geschäfte geführt. Das Landgericht Kleve hatte Esed D. und seine Lebensgefährtin im Mai zu Haftstrafen von fünf Jahren und neun Monaten beziehungsweise zweieinhalb Jahren verurteilt.

Geschäftsführerin des neuen Betriebes ist jetzt eine Frau aus Hagen. Die Politik hat derzeit keine Chance, das Unternehmen von der Tackenweide zu vertreiben, egal, wie gerne sie es täte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort