Schreibwettbewerb Ideenreichtum und Formulierungskünste

REES · Bei einem Festakt im Bürgerhaus zeichnete die Stadt Rees den jungen literarischen Nachwuchs mit dem Tom-Sawyer-Preis aus. Die Jury bekam viele gute Beiträge zu lesen.

Die Preisträger, Ausrichter, Juroren und Sponsoren stellten sich am Ende des gelungenen Festaktes zum Gruppenbild im Bürgerhaus auf.

Die Preisträger, Ausrichter, Juroren und Sponsoren stellten sich am Ende des gelungenen Festaktes zum Gruppenbild im Bürgerhaus auf.

Foto: Markus van Offern (mvo)

„Eure Geschichten sind die Wohnzimmer für unsere Leser-Seelen”, sagte Laudator Heiner Frost den Preisträgern des Tom-Sawyer-Schreibwettbewerbs, dessen rundes Jubiläum die Stadt Rees nun mit einem Festakt im Bürgerhaus feierte. Zum zehnten Mal waren bundesweit alle Schülerinnen und Schüler der fünften bis 13. Klassen aufgerufen, Kurzgeschichten oder Gedichte einzureichen, diesmal zum Motto „Am liebsten gut”. Im Namen der achtköpfigen Fachjury dankte Heiner Frost den jungen Autorinnen und Autoren für die große Bandbreite der Themen und Stile.

Zugleich machte er den Druck deutlich, unter dem die Jury steht: „Es ist zwar nirgendwo festgeschrieben, was eine gute Geschichte ist, aber dennoch ist es ein Juroren-Alptraum, wenn ein späterer Literaturnobelpreisträger im Interview erzählt, dass die Jury in Rees ihn damals in der ersten Runde aussortiert hat.”

Im Fall von Annika Zuske aus Giesen wird das wohl nicht der Fall sein. Sie belegte in der Gruppe D (11. bis 13. Schuljahr) den verdienten ersten Platz und gab im Interview mit Moderatorin und Jurorin Angela Furtkamp sehr selbst bewusst zu verstehen: „Ich denke, in der Literaturwelt wird man noch viel von mir hören.” Aktuell arbeitet Annika Zuske an mehreren Kurzgeschichten und Romanen, in Rees überzeugte sie mit ihrer Einsendung „Ein friedliches Ende also…” über einen in der Schule stillen Teenager, der nachmittags die ganze Nachbarschaft mit spannenden Geschichten fasziniert.

Traditionell liest der Kölner Schauspieler Michael Dick die vier Siegergeschichten auf der Bühne des Bürgerhauses vor. Einmal mehr lauschte das Publikum, bestehend aus den jungen Talenten, die mit ihren Eltern auch aus Berlin, Dresden oder Münster angereist waren, Wort für Wort und belohnte den Ideenreichtum, aber auch die Formulierungskünste mit viel Beifall.

„Junge Leute zum Lesen zu bringen, ist schon nicht so einfach”, sagte Winfried Röth von der Sparkasse Rhein-Maas, die gemeinsam mit Westenergie seit Anfang an Hauptsponsor des Tom-Sawyer-Preises ist. „Kinder und Jugendliche dann aber noch dazu zu bringen, selbst einen Text zu verfassen, ist die Krönung.” Auch Bürgermeister Christoph Gerwers war unter die Autoren gegangen: Für seine Grußworte schrieb er eine Geschichte, in die er alle zehn Motti der bisherigen Schreibwettbewerbe seit 2003 einfließen ließ.

In jeder Altersgruppe wurde jeweils der erste Platz mit 300 Euro belohnt, der zweite Platz mit 200 Euro und der dritte bis fünfte Platz mit 100 Euro. Preisträger, die nicht in Nordrhein-Westfalen wohnen, wurden für ein Wochenende nach Rees eingeladen. Zudem bekamen alle das Begleitbuch „Am liebsten gut”, das in der Edition anderswo erschienen ist und im Buchhandel 12,50 Euro kostet. Es enthält neben allen preisgekrönten Geschichten auch weitere Favoriten der Jury.

In der Gruppe A (5. und 6. Schuljahr) gewann Tomma Bertels aus Münster mit der Fantasy-Geschichte „Die Magie der Feynis”, in der Gruppe C (9. und 10. Schuljahr) las Michael Dick die humorvolle Geschichte „Das Schicksal ist kein mieser Verräter” von Sophia Schwärzer aus Pressath vor.

Durch ein Missverständnis in der familiären Wochenendplanung traf Kathrin Shahin aus Geldern verspätet in Rees ein und verpasste ausgerechnet ihre Siegergeschichte in der Gruppe B (7.und 8. Schuljahr), in der die 13-jährige Afghanin Malika für ihr Recht kämpft, eine Schule in Kabul besuchen zu dürfen. Spontan organisierten die Stadt Rees und Schauspieler Michael Dick in einem Besprechungssaal des Rathauses eine private Lesung für die sichtlich traurige Gewinnerin. Und so galt auch in diesem Fall: Ende gut, alles gut. 

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