Stadtjubiläum 800 Jahre in 800 Bildern
REES · Die Planungen für die 800-Jahr-Feier der Stadt Rees haben begonnen. Das Jahr 2028 soll ein Festwochenende, zwei Begleitbücher und viele Kulturveranstaltungen in Rees bieten.
(ms) Es war ein Freitag, als Rees am 14. Juli 1228 die Stadtrechte erhielt. Und es wird wieder ein Freitag sein, wenn die älteste Stadt am unteren Niederrhein am 14. Juli 2028 ihr 800-jähriges Bestehen feiern kann. Deshalb plant die Stadtverwaltung ein langes Festwochenende, vom 14. bis 16. Juli 2028, eingerahmt von vielen weiteren Veranstaltungen, die sich über das gesamte Jubiläumsjahr ziehen sollen.
Konkrete Pläne nannte Kulturamtsleiterin Sigrid Mölleken in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses noch nicht, wohl aber, dass schon seit einem Jahr Ideen gesammelt werden. Am 21. Oktober 2021 trafen sich im Bürgerhaus die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher, die Heimatvereine der Ortsteile, der Reeser Geschichtsverein, die Wirtschaftsförderung, die Kirchengemeinden und stadthistorisch interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einem ersten Ideenaustausch. Nun soll ein Organisationsteam gebildet werden, dem Vertreter aus Rees und allen Ortsteilen angehören.
Außerdem wurden bereits die Weichen gestellt für zwei besonders zeitintensive Buchprojekte, die bis 2028 abgeschlossen sein sollen. Auf Initiative der Stadtarchivarin Tina Oostendorp erarbeitet das LVR-Institut für Rheinische Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn einen „Rheinischen Städteatlas“ für Rees. Dabei handelt es sich um ein historisch-topographisches Grundlagenwerk zur Geschichte der Rheinstadt, bestehend aus einem Text- und einem Kartenteil. „Das Institut war froh, dass unsere Anfrage sieben Jahre vor dem Jubiläum eingereicht wurde“, berichtete Tina Oostendorp dem Kulturausschuss, „denn diese Art von wissenschaftlicher Arbeit nimmt mindestens fünf Jahre in Anspruch.“
Nach Angaben der Stadtarchivarin wird Rees mit einem eigenen „Rheinischen Städteatlas“ ein Vorreiter in der Region sein, da diese Publikation bislang für keine Nachbarkommune erarbeitet wurde.
Das zweite Rees-Buch, das zur 800-Jahr-Feier erscheint, ist eher populärwissenschaftlich und richtet sich an einen größeren Kreis von Leserinnen und Leser. Im Auftrag der Stadtverwaltung arbeitet der Reeser Journalist und Buchautor Michael Scholten an einer Chronik mit dem Arbeitstitel „Rees – 800 Jahre in 800 Bildern“. Damit reagiert Scholten, der auch Vorstandsmitglied im Reeser Geschichtsverein ist, auf die veränderte Mediennutzung in der Gesellschaft. „Natürlich wird es auch viele Texte im Buch geben“, betonte der Autor im Kulturausschuss, „aber diese haben eher einen einleitenden oder beschreibenden Charakter, während der Schwerpunkt auf sehenswerten und historisch wertvollen Fotos, Stichen, Karten, Urkunden und Illustrationen liegt.“
Das Buch wird weitgehend chronologisch aufgebaut sein und die Errungenschaften, aber auch die Rückschläge jedes einzelnen Jahrhunderts darstellen.
Die Fotos von früheren Jubiläumsfeiern der Stadt Rees werden ebenfalls in der reich bebilderten Chronik auftauchen: Im Mai 1978 stellten die Stadt, der Verkehrs- und Verschönerungsverein, die Kirchen, Banken, Geschäfte, Chöre, Schützen- und Sportvereine sowie Pumpengemeinschaften eine einwöchige 750-Jahr-Feier zusammen, an die viele Zeitzeugen bis heute beste Erinnerungen haben. Carlheinz Tüllmann, Redakteur der Rheinischen Post, ließ seine guten Kontakte spielen und holte auch Prominente in die Stadt: Wim Thoelke, Max Schautzer, Bill Ramsey, Chris Howland, Kurt Edelhagen oder Tina York.
Den Vogel schossen aber die Vorfahren der heutigen Reeser ab, als sie am 14. und 15. Juli 1928 die 700-Jahr-Feier begingen. Die ganze Innenstadt wurde abgeriegelt, die wenigen Automobile und sogar die Fahrräder und Motorräder mussten außerhalb der Stadtmauern bleiben. Denn in den Straßen und Gassen sollte das Flair längst vergangener Jahrhunderte wiederbelebt werden. Zwölf große Gruppen, gekleidet in den historischen Gewändern einer Düsseldorfer Kostümverleihfirma, zogen als Germanen, Franken, Kaufleute, Münzmeister und Münzknechte, als Gräfin Irmgardis von Aspel samt Gefolge, als Fischer und Vertreter aller alten Handwerkszünfte, als spanische Besatzer oder als Rokoko-Postkutscher durch die Stadt. Hinzu kamen viele Pferde- und Ochsenkarren.
Ein Höhepunkt war die „Stadtwerdungs-Aufführung“ vor dem Rathaus. Dabei wurde jener Moment vom 14. Juli 1228 nachgestellt, in dem Erzbischof Heinrich von Molenark dem Bürgermeister die Stadterhebungsurkunde überreichte. Am Sonntagabend wurde dann im Rheinhotel Dresen „Konzert und Tanz“ geboten, das Restaurant „Zur Post“ versprach in der Festschrift „vornehme Unterhaltung“. Das Hotel Franken lockte mit „Spezial Ausschank von Münchner Spaten“. Sogar die Ochsenbraterei Alois Rössler aus München war aus Bayern angereist, um bei der Pumpenkirmes, die sich am Montag anschloss, gegrillten Ochsen am Spieß anzubieten.
Bedenkt man, dass die 700-Jahr-Feier nur zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und inmitten einer weltweiten Wirtschaftskrise stattfand, wirkt das Programm, das die Reeser vor einem Jahrhundert auf die Beine stellten, noch viel beeindruckender.