EMMERICH Deutsch vermitteln: Wichtig im Kindergarten

EMMERICH · 88 Kinder, 14 Nationen: Der Polderbusch-Kindergarten spiegelt den gesellschaftlichen Wandel in Deutschland wider.

 Kerstin Kleen ist Leiterin der Tagesstätte Polderbusch. Hier gibt es mittlerweile eine eigene Fachkraft, damit die Kinder besser Deutsch lernen.

Kerstin Kleen ist Leiterin der Tagesstätte Polderbusch. Hier gibt es mittlerweile eine eigene Fachkraft, damit die Kinder besser Deutsch lernen.

Foto: Monika Hartjes

Integration fängt im Kindergarten an. Dessen Aufgabe spiegelt gesellschaftlichen Wandel wider: Es geht um die deutsche Sprache.

In der „Inklusiven Tagesstätte für Kinder Polderbusch“ werden 88 Jungen und Mädchen mit 14 verschiedenen Nationalitäten betreut. Unter anderem 34 deutsche, 25 polnische, 13 türkische Kinder, auch russische, niederländische, kroatische, ungarische, syrische, Kinder aus dem Irak, Albanien, Spanien und aus afrikanischen Familien. „Darunter sind einige Kinder, die kein Wort Deutsch konnten, als sie zu uns in den Kindergarten kamen“, sagt Kerstin Kleen. Sie ist seit 1995 Leiterin der Einrichtung.

Kinder lernen sehr schnell die deutsche Sprache, vor allem dann, wenn auch die Eltern deutsch sprechen können. „Dann sind die Familien integriert, gehen mit der Nachbarschaft um, haben deutsche Freunde, sind Mitglied in verschiedenen Vereinen“, hat Kerstin Kleen festgestellt.

Selbst wenn innerhalb der Familie die Heimatsprache gesprochen wird, lernt der Nachwuchs im Umgang mit anderen einfach und schnell, sich deutsch auszudrücken, behält aber auch den Bezug zur Muttersprache. Schwieriger wird es, wenn die Eltern die deutsche Sprache nicht beherrschen. Dann haben die Kinder oft wenig Möglichkeiten, sie zu lernen.

Im Kindergarten steht die deutsche Sprache natürlich im Mittelpunkt, denn ohne die Beherrschung dieser Sprache bekommen die Kinder in der Schule große Probleme. Gab es früher die „Delfin 4“-Überprüfung, ein Sprachtest mit anschließendem „Sprachunterricht“,  so hat sich das Sprachelernen heute geändert. „Alltagsintegrierte Sprachförderung“ steht heute im Mittelpunkt. „Die Kinder lernen die Sprache im Alltag“, erklärt Kerstin Kleen. „Wir schaffen Sprechanlässe, beispielsweise durch Rollenspiele oder dadurch, dass wir unser Handeln sprachlich begleiten.“

Ob der Tisch gedeckt wird oder dem Kind beim Anziehen des Anoraks geholfen wird, immer erklärt die Erzieherin, was sie tut und bezieht das Kind in das Gespräch mit ein. Verkleidungskisten regen zum Spielen an, in Bau- und Puppenecken kommt es zu Begegnungen,  Ein großer Bereich ist die Literatur: Es werden Geschichten erzählt und vorgelesen und Bilderbücher angeschaut.

Die Kita Polderbusch ist ein Sprachkindergarten nach dem im Jahr 2016 gestarteten Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Zusätzlich zu den Erzieherinnen wurde eine Sprachfachkraft eingestellt.

Neben dem „Alltag“ gibt es Aktionen, die die Sprache fördern. So findet im Rahmen des bundesweiten Vorlesetages am heutigen Freitag ein „Fest der Kulturen“ statt. Als besonderes Highlight werden Geschichten in arabischer, polnischer, türkischer und niederländischer Sprache vorgelesen. „Wir wollen damit auch die Sprachen anderer Nationalitäten wertschätzen und den Kindern vermitteln, wie sie klingen. Eine Erzieherin wird jeweils die Geschichte übersetzen“, erklärt die Kita-Leiterin. Vor zwei Jahren hat dieses Fest schon mal stattgefunden. „Damals haben die Kinder fasziniert zugehört, obwohl sie nichts verstanden.“

Die Inklusive Tagesstätte für Kinder Polderbusch der Katholischen Kirchengemeinde St. Christophorus hat vier Gruppen. 1904 wurde das Gebäude als zweistöckiges Schulhaus mit vier Räumen gebaut. Seit 1970 ist dort der Kindergarten untergebracht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort