Motorsport Nico Hülkenberg begeistert die Tifosi
Emmerich · Platz drei im Qualifying, Rang fünf im "Großen Preis von Italien": Der Emmericher Formel 1-Pilot Nico Hülkenberg hat am Wochenende endgültig ein aussichtsreiches Bewerbungsschreiben an die Adresse von Ferrari gerichtet.
Für den Spruch des Wochenendes sorgte Eddie Jordan. Der frühere Formel 1-Teamchef, der mittlerweile als Experte für den britischen Sender BBC im Einsatz ist, äußerte sich überschwänglich zur tollen Leistung von Nico Hülkenberg: "Nico war sensationell. Ich frage mich nur, was für eine Karotte sie vor ihn hingehängt haben. Es könnte eine Ferrari-Möhre gewesen sein."
Der Emmericher Formel 1-Pilot hatte nach einem bislang völlig verkorksten Saisonverlauf am Wochenende endlich einmal wieder Grund zum Jubeln. Und wie ! Ausgerechnet beim Ferrari-Heimspiel sorgte der 26-jährige Sauber-Pilot bereits am Samstag geradezu für eine Sensation. Seinen "C 32"-Boliden, der bislang der Konkurrenz aussichtslos hinterher gefahren war, steuerte Nico mit der Rundenzeit von exakt 1:24,065 Minuten auf Rang drei. Nur Weltmeister Sebastian Vettel und sein Red-Bull-Teamkollege Mark Webber waren im Qualifying noch schneller unterwegs.
Mit dieser grandiosen Vorstellung begeisterte der Emmericher, der schon seit Monaten als Ferrari-Neuzugang für die Saison 2014 gehandelt wird, in Monza die heimischen Tifosi. Im Poker um das Cockpit bei den "Roten", das voraussichtlich wegen des Weggangs von Felipe Massa frei wird, dürfte Nico ab sofort noch bessere Karten in der Hand haben. "Ich habe wohl nicht das schlechteste Timing erwischt", meinte Hülkenberg am Samstag vielsagend.
Im gestrigen "Großen Preis von Italien" konnte der Emmericher zwar seinen dritten Startplatz erwartungsgemäß nicht halten – schon unmittelbar nach dem Start musste er die beiden Ferrari-Piloten Fernando Alonso und Felipe Massa an sich vorbeiziehen lassen. Dennoch fuhr Hülkenberg anschließend ein ausgezeichnetes Rennen und verteidigte den fünften Platz bis ins Ziel. Dabei wich er vor allem den Attacken seines Verfolgers Nico Rosberg im Mercedes-Silberpfeil gekonnt aus. Mit zehn Punkten sammelte der 26-Jährige gestern in Monza im zwölften Anlauf mehr als doppelt so viele Zähler wie in der gesamten Saison zuvor.
Hülkenberg hat jetzt 17 Punkte auf seinem Konto und verdrängte den Franzosen Jean-Eric Vergne ("Toro Rosso") in der Fahrerwertung auf Platz 14. Der Schweizer Sauber-Rennstall darf dank seiner Nummer eins vom Niederrhein seit gestern wieder die Hoffnung hegen, im Saisonendspurt vielleicht doch noch zumindest Rang sieben in der Konstrukteurswertung erreichen zu können.
Der Rückstand auf "Toro Rosso" beträgt "nur" noch 14 Zähler. Der künftige Vettel-Kollege Daniel Ricciardo betrieb Schadensbegrenzung für den "Red-Bull"-Talentstall, indem er als Siebter die Ziellinie überfuhr und immerhin noch sechs Punkte sammelte. Auf Rang sechs hat "Force India" mit 61 Punkten immer noch einen satten Vorsprung, obwohl Adrian Sutil und Paul di Resta in Italien leer ausgingen.
Bei aller Freude über seinen persönlichen Triumph blieb Nico Hülkenberg auf dem Teppich und äußerte sich ganz bescheiden: "Ich bin natürlich sehr zufrieden, weil ich mit einem solchen Ergebnis niemals gerechnet hatte. Aber ich möchte mich persönlich bei unserem Team bedanken, das nach einem schwierigen Jahr immer weiter gearbeitet und zu keinem Zeitpunkt aufgegeben hat."
Ein Sonderlob gab's dafür von seiner Vorgesetzten. "Wir sind überglücklich über dieses Ergebnis, zu dem natürlich zwei Seiten gehören. Beim Auto haben wir gesehen, dass wir mit der Entwicklung Schritt für Schritt in die richtige Richtung gehen. Und dann gehört natürlich auch der Fahrer dazu, der wirklich alles und sogar ein Quäntchen mehr aus dem Auto herausgeholt und im Qualifying die perfekte Runde abgeliefert hat", sagte Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn.
Mit dem gestrigen Rennen in Monza hat sich die Königsklasse bereits wieder aus Europa verabschiedet. In zwei Wochen bietet sich Nico Hülkenberg die nächste Gelegenheit, sich für einen großen Rennstall à la Ferrari zu empfehlen. Am Sonntag, 22. September, steht der "Große Preis von Singapur" auf dem Programm.