Fußball "Lebenslange Sperre für Gewalttäter"

Emmerich · In den Niederlanden ist am Montag ein 41-jähriger Linienrichter gestorben, nachdem er von einigen Nachwuchskickern zusammengeschlagen worden war. Schiedsrichter-Obmann kämpft schon seit Jahren gegen die Gewalt im Fußballsport.

 Norbert Brunnstein wundert es nicht, dass die traurige Entwicklung einen negativen Höhepunkt erreicht hat.

Norbert Brunnstein wundert es nicht, dass die traurige Entwicklung einen negativen Höhepunkt erreicht hat.

Foto: Markus van Offern

niederrhein Der Tod eines Linienrichters in den Niederlanden erschüttert den Fußballsport. Der 41-Jährige aus Almere bei Amsterdam war am Montag an den Folgen der Kopfverletzungen gestorben, die ihm jugendliche Schläger nach einem Spiel zugefügt hatten. Norbert Brunnstein, Schiedsrichter-Obmann des Fußball-Kreises Rees-Bocholt, warnt schon seit Jahren vor der zunehmenden Gewalt auf den Sportplätzen.

Was ging in Ihnen vor, als Sie von der schrecklichen Nachricht aus dem Nachbarland erfahren haben ?

Brunnstein Ich habe sofort daran denken müssen, dass ich vor gut einem Jahr während der Arbeitstagung der Vereine darauf hingewiesen habe, dass auch die so genannten neutralen Linienrichter, die von den Vereinen gestellt werden, besser geschützt werden müssen. Ich bin von einigen Delegierten belächelt worden. Nach dem Motto ,Der Brunnstein übertreibt mal wieder.' Doch am Ende habe ich mich mit meiner Forderung durchgesetzt.

Wie lautet diese ?

Brunnstein Die Schiedsrichter haben seitdem in unserem Kreis die Anweisung, ein Spiel sofort abzubrechen, sobald ein Kollege an der Linie attackiert wird.

Der niederländische Fußball trauert um einen Toten. Befürchten Sie, dass sich so etwas hier wiederholen wird ?

brunnstein Ich halte das nicht für ausgeschlossen. In Bayern haben Amateur-Schiedsrichter bereits Morddrohungen erhalten. Ich lese mir Woche für Woche die Spielberichte durch. Da müssen sich meine Kollegen oft die schlimmsten Beleidigungen anhören. Und bis zum nächsten Schritt, der Gewaltanwendung, ist es dann oftmals nicht mehr weit.

Gehen Sie davon aus, dass die Vereine bald endlich wach werden und verstärkt auf die Sicherheit der Schiedsrichter achten ?

Brunnstein Nein. Ich gehe leider von etwas ganz anderem aus. Wir haben bekanntlich schon jetzt einen akuten Schiedsrichtermangel. Und diese Situation wird durch solche Meldungen bestimmt nicht verbessert. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Kollegen aufhören, weil sie jetzt endgültig die Nase voll haben. Und auf der anderen Seite bekommen wir im Nachwuchsbereich noch größere Probleme. Ich kann jedenfalls Eltern gut verstehen, die ihren Kindern verbieten, den Schiedsrichterschein zu erwerben, weil sie sich einfach zu große Sorgen machen.

Zuletzt gab's in der Landesliga den Fall, dass ein Schiedsrichter nach der Partie FC Kleve gegen FSV Duisburg in die Kabine flüchten musste. Werden solche Ereignisse etwa schon zur Gewohnheit ?

Brunnstein Wir mahnen unsere Kollegen zumindest zur Vorsicht. Viele Schiedsrichter schauen sich mittlerweile auf einer Sportanlage ganz genau um, bevor sie ein Spiel anpfeifen. Es kann schließlich nicht schaden, den kürzesten Fluchtweg zu kennen, wenn sich etwas zusammenbraut. Und es ist immer besser, ein Spiel rechtzeitig abzubrechen und sich in Sicherheit zu bringen, bevor die Lage eskaliert.

Müssen härtere Strafen her, um das Problem in den Griff zu bekommen ? Was halten Sie beispielsweise von Punktabzügen gegen Vereine, die Randalierer in ihren Reihen haben ?

brunnstein Davon halte ich wenig, weil in meinen Augen Gerechtigkeit immer das oberste Gebot sein sollte. Und man sollte nicht ganze Vereine für das Fehlverhalten einiger Idioten bestrafen.

Gibt es sinnvollere Möglichkeiten, mit denen die Gewalt auf dem Fußballplatz bekämpft werden kann ?

Brunnstein Es wäre schon ein entscheidender Schritt, wenn man Schläger sofort komplett aus dem Verkehr zieht. Heutzutage ist es doch leider oft so, dass Gewalttäter bei anderen Vereinen Unterschlupf finden, sobald sie von ihrem Club rausgeworfen worden sind und eine entsprechende Sperre abgesessen haben. Wer einmal als Schläger auf dem Platz auffällig geworden ist, sollte anschließend nie mehr Fußball spielen dürfen und lebenslang gesperrt werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine solche Regelung ihre Wirkung nicht verfehlen würde.

Das Gespräch führte volker himmelberg

(RP)
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