Motorsport Hülkenberg vor ungewisser Zukunft

Emmerich · Vor vier Jahren feierte der Emmericher Formel 1-Pilot auf dem Nürburgring einen großen Erfolg – damals noch als GP2-Fahrer. Am Sonntag ist an gleicher Stätte beim "Großen Preis von Deutschland" an einen Triumph nicht zu denken.

Quali-Duelle aller Formel-1-Teams 2013
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Vor vier Jahren feierte der Emmericher Formel 1-Pilot auf dem Nürburgring einen großen Erfolg — damals noch als GP2-Fahrer. Am Sonntag ist an gleicher Stätte beim "Großen Preis von Deutschland" an einen Triumph nicht zu denken.

Es ist fast genau vier Jahre her, als Nico Hülkenberg auf dem Nürburgring einen spektakulären Triumph feierte. Am 11. Juli 2009 — damals war der Emmericher noch ein aufstrebender Rennfahrer — gewann er das Hauptrennen der Grand-Prix-2-Serie und übernahm damit die Gesamtführung, die er bis zum Saisonende nicht mehr abgeben sollte. Die Folge ist bekannt: Der britische Formel 1-Rennstall Williams stattete das Talent vom Niederrhein mit einem Vertrag aus — Nico Hülkenbergs Karriere in der Königsklasse nahm ihren Lauf.

Wenn der mittlerweile 25-jährige Emmericher am kommenden Sonntag auf der legendären Strecke in der Eifel zum "Großen Preis von Deutschland" antritt, stehen die Vorzeichen ganz anders. Da sein Sauber-Bolide offenkundig nicht konkurrenzfähig ist, freute sich Nico Hülkenberg am vergangenen Sonntag ausgelassen über einen zehnten Platz. Diesen hatte er zudem nur der Tatsache zu verdanken, dass Weltmeister Sebastian Vettel sein Fahrzeug kurz vor dem Ende des Rennens wegen eines Getriebeschadens abstellen musste. "Es war ein Rennen mit hohem Spaßfaktor. Ich hatte viele Zweikämpfe und habe alles gegeben. Es hat einfach Spaß gemacht, das Auto in Silverstone durch die Kurven zu werfen", meinte Hülkenberg nach dem "Großen Preis von Großbritannien".

Wenigstens lässt sich der 25-Jährige die gute Laune nicht verderben, obwohl die Lage seines Arbeitgebers geradezu deprimierend ist. Am Wochenende ist durchgesickert, dass der Schweizer Sauber-Rennstall aktuell kein Geld hat. Für den äußerst ehrgeizigen Motorsportler aus Emmerich dürfte dabei sogar noch das geringste Problem sein, dass er angeblich noch auf sein Gehalt warten muss. Noch schlimmer: Sauber ist zurzeit nicht in der Lage, die dringend notwendigen Verbesserungen am "C 32"-Boliden zu finanzieren. Und somit dürfte feststehen, dass Hülkenberg die laufende Formel 1-Saison bereits zum jetzigen Zeitpunkt abhaken kann. Vielleicht wird Nico bis zum Jahresende noch das eine oder andere Mal Platz neun oder zehn belegen — mehr dürfte mit seinem Arbeitswerkzeug nicht drin sein.

Sauber-Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn bleibt im Augenblick nichts anderes übrig, als Durchhalteparolen wie diese zu verkünden: "Wir werden diese Saison zu Ende fahren." Der Sponsorenvertrag mit dem lateinamerikanischen Telekommunikationsriesen Telmex ("Teléfonos de México") läuft aus — im nächsten Jahr soll angeblich "Gazprom" den Schweizer Rennstall vor dem Bankrott retten. Mit Sicherheit möchten die russischen Erdgasförderer einen Landsmann im Cockpit unterbringen. Denkbar wäre ein Comeback des ehemaligen Renault-Fahrers Vitaly Petrov.

Somit steht Nico Hülkenberg wie schon nach seiner "Rookie"-Saison bei Williams vor einer sportlich äußerst ungewissen Zukunft. Zwar ist sich der Schweizer Kolumnist Roger Benoit, der in seiner Heimat als Formel 1-Experte gilt, seiner Sache sicher. "Wenn Nico Hülkenberg seinen Sauber-Vertrag kündigt, dann sitzt der schnelle Deutsche spätestens 2014 in einem Lotus oder Ferrari", verkündete der gute Mann in der Boulevardzeitung "Blick".

Doch ganz so einfach dürfte die Sache nicht sein. Denn während sich Nico Hülkenberg allem Anschein nach bis zum Saisonende mit einer "lahmen Ente" begnügen muss, können einige Konkurrenten fleißig Werbung in eigener Sache betreiben und mit guten Ergebnissen ein Bewerbungsschreiben an Lotus richten. Beim Renault-Nachfolger wird 2014 ein Platz frei, da der Finne Kimi Räikkönen aller Voraussicht nach die Nachfolge von Mark Webber bei "Red Bull" antritt. So präsentiert sich der junge Schotte Paul di Resta in einer exzellenten Verfassung. Nicos ehemaliger Teamkollege hat für "Force India" bereits 36 Punkte gesammelt und belegt damit aktuell in der Fahrerwertung den achten Platz.

Und das Gerücht vom Vorvertrag, den der Emmericher bei Ferrari abgeschlossen haben soll, schwirrt inzwischen schon so lange in der Szene herum, dass die Glaubwürdigkeit praktisch schon auf den Nullpunkt gesunken ist.

(RP)
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