Lokalsport Hülkenberg ist ein "echter Anführer"

Baku · Formel 1: Das Titelduell zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton stellt alles in den Schatten. Doch zu den großen Siegern in der bisherigen Saison zählt auch Nico Hülkenberg, der bei Renault die unumschränkte Nummer eins ist.

Das Titelduell zwischen Ferrari-Star Sebastian Vettel und Mercedes-Ass Lewis Hamilton hält die Formel 1 in Atem. Doch im Schatten der beiden hochdekorierten Superstars kristallisieren sich zunehmend die heimlichen Helden der Saison heraus. Kaum einer sticht dabei so hervor wie Renault-Pilot Nico Hülkenberg.

"Das Team ist offensichtlich sehr abhängig von ihm. Wenn Nico aus dem Spiel ist, kämpfen wir damit, in den Punkten zu landen. Er ist ein echter Anführer", sagte Renault-Sportchef Cyril Abiteboul vor dem Großen Preis von Aserbaidschan in Baku (Sonntag 15 Uhr/RTL und Sky) über den 29 Jahre alten Emmericher.

Mehr öffentliche Wertschätzung vom Boss kann dem Neuzugang kaum widerfahren. Bei den Franzosen, die spätestens 2020 um den Titel fahren wollen, genießt Nico Hülkenberg jedenfalls nach nur sieben Rennen und dem eigentlich schmucklosen elften Rang in der Fahrerwertung einen Status wie sonst wohl nur der viermalige Champion Sebastian Vettel bei der Scuderia und Altmeister Fernando Alonso (Spanien) bei McLaren-Honda. Hülkenberg ist nicht bloß die Nummer eins im Team, er ist die unumschränkte Nummer eins.

Argumente dafür hat der Emmericher in dieser Saison reichlich gesammelt, obwohl als Top-Resultat für ihn bislang nur Platz sechs in Spanien zu Buche steht. Kein anderer Fahrer hat 2017 aber seinen Teamkollegen, den ersten Referenzpunkt für die eigene Leistung, so gut im Griff wie der 29-Jährige.

In jedem Qualifying war Hülkenberg schneller als der Brite Jolyon Palmer (26), im Schnitt trennte sie auf einer Runde die kleine Formel-1-Galaxie von 0,9 Sekunden. Nach Rennduellen steht es 6:1, nach WM-Punkten 18:0 - und all das, obwohl Palmer seit 2015 im Team ist.

Hülkenberg ruht sich auf dieser Bilanz keineswegs aus. Der Ehrgeiz des 122-maligen Grand-Prix-Starters, endlich sein erstes Top-Drei-Ergebnis einzufahren und mittelfristig zum Siegfahrer aufzusteigen, ist unbändig. Immer wieder bezeichnet Hülkenberg die Resultate als "nicht gut genug" und fordert von sich und vom Team ein, "noch härter" zu arbeiten.

Mit dieser Einstellung liegt er genau auf der Linie von Renault. "Es geht ihm wie uns: Wir haben einen Namen, jetzt müssen wir etwas beweisen. Wir wollen Rennen gewinnen und in den nächsten Jahren um die Weltmeisterschaft kämpfen", sagte Abiteboul. Um dem Ansinnen der Franzosen, nach 2005 und 2006 zum dritten Mal den Formel-1-Thron zu erklimmen, gerecht zu werden, könnte Hülkenberg bald einen neuen Stallgefährten bekommen. Palmer jedenfalls ist auch öffentlich angezählt. "Niemand in der Formel 1 ist sicher. Jo muss liefern. Er verfügt über ein Auto, das Punkte holen kann. Fertig", sagte Abiteboul unmissverständlich.

Für 2018 wäre Alonso auf dem Markt, der Mann, der Renault einst auf den Gipfel führte. Gerüchte über seine zweite Rückkehr gibt es längst. Im Stallduell mit dem zweimaligen Champion würden weitere Husarenritte von Hülkenberg wohl nicht mehr im Verborgenen bleiben.

(SID)
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