Fußball Großverein ist nicht in Sicht

Fußball · Michael Kühn, Vorsitzender des RSV Praest, ist davon überzeugt, dass der Amateurfußball auch in 20 Jahren vor Ort für Begeisterung sorgt. Allerdings sorgt er sich um die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Engagement.

Eins ist klar: Für Michael Kühn gibt es momentan keinen Grund, sich allzu sehr mit der Zukunft zu beschäftigen. Schließlich fühlt sich der Vorsitzende des RSV Praest in der Gegenwart pudelwohl. Im Sommer hat die Mannschaft den Gewinn der Meisterschaft gefeiert und somit dafür gesorgt, dass der Dorfverein erstmals in seiner Geschichte in der Fußball-Landesliga mitmischt.

In Zusammenarbeit mit seinen Vorstandskollegen und Trainer Roland Kock hat Kühn eine sportliche Erfolgsgeschichte geschrieben, wobei noch etliche Kapitel in der Mache sein dürften. Wenn der mittlerweile 50-Jährige an das Jahr 2032 denkt, sieht er sich als Rentner im Volksbank-Stadion, der gerade ein Derby seines RSV gegen den SV Vrasselt, VfB Rheingold oder Fortuna Elten verfolgt.

Denn in einem Punkt ist sich Kühn sicher: einen Fusionsverein à la 1. FC Emmerich gibt's auch in 20 Jahren noch nicht. "Der Fußball spielt in den einzelnen Ortsteilen eine große Rolle. Daran wird sich so schnell nichts ändern. Deshalb werden die Fans auch im Jahr 2032 noch mitfiebern, wenn wir beispielsweise gegen den SV Vrasselt antreten."

Auch von "elf Freunden" wird seiner Überzeugung nach in zwei Jahrzehnten immer noch die Rede sein. "Kleinere Mannschaftsstärken wird's im Seniorenbereich nicht geben. So etwas würde allerdings durchaus bei den Alten Herren Sinn machen. In diesem Bereich müssen schon jetzt viele Spiele abgesagt werden, weil die Vereine einfach kein komplettes Team zusammenbekommen", erzählt Kühn, der selbst noch gelegentlich am Wochenende das gelb-schwarze Trikot überstreift.

Bei allem Respekt vor dem Frauenfußball — gemischte Mannschaften oder gar eine Umkehrung der sportlichen Kräfteverhältnisse sind für den RSV-Boss ebenfalls nicht in Sicht. "Ich bestreite gar nicht, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft schon das eine oder andere gute Spiel gezeigt hat. Aber Fußball ist eine Männer-Domäne. Auch in 20 Jahren noch."

Die Anhänger und Mitglieder seines Vereins bittet Michael Kühn darum, den "status quo" in vollen Zügen zu genießen. Denn der 50-Jährige bringt zwar ein ausgesprochen sonniges Naturell mit — blauäugig ist er deshalb noch lange nicht. "Wir möchten uns zwar noch einige Jahre auf dem sportlichen Niveau bewegen, das wir aktuell erreicht haben. Aber ewig wird uns das nicht gelingen. Irgendwann wird der RSV Praest seine Geschichte wieder dort fortsetzen, wo er die meiste Zeit zu Hause war: in der Kreisliga."

Diese etwas pessimistisch klingende Prognose begründet Michael Kühn auch damit, dass die Bereitschaft der Menschen, sich in einem Verein oder anderweitig in der Gesellschaft zu engagieren, immer mehr nachlässt. "Dieser Trend wird sich leider noch verstärken. Im Moment habe ich viele Vorstandskollegen und Helfer an meiner Seite, auf die ich mich voll verlassen kann. Das Problem: Wir entstammen einer Generation. Und irgendwann treten wir zurück, möchten das Alter genießen und uns auf unsere Familien konzentrieren. Dann kann es passieren, dass wir große Lücken hinterlassen."

Für den RSV-Vorsitzenden steht bereits fest, dass er nicht an seinem Posten klebt. "Im Jahr 2032 wird der Vorsitzende des RSV Praest in keinem Fall mehr Michael Kühn heißen. Und ich gehe ziemlich fest davon aus, dass auch schon in zehn Jahren jemand anders an der Spitze des Vereins steht."

Bis dahin fließt der Altrhein allerdings noch einige Male am Praester Volksbank-Stadion vorbei. Der eingefleischte Fußballfan Michael Kühn dürfte noch reichlich Gelegenheit erhalten, die Treffer "seines" RSV zu bejubeln. "Ganz egal, was in den nächsten 20 Jahren passiert. Es wäre doch schön, wenn wir uns 2032 gesund auf dem Sportplatz sehen. Das ist schließlich die Hauptsache."

(RP)
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