Laufen Für die Konkurrenz bleibt nur Platz zwei

Emmerich · Die Emmericherin Michaela Born gehört zu den erfolgreichsten Langstrecklerinnen am Niederrhein. Auf ihrer Spezialstrecke über 10 000 Meter hat sie ein Abo auf den Sieg. Auch Weihnachten bleiben die Laufschuhe nicht im Regal.

 Fit wie ein Paar Laufschuhe: Wenn Michaela Born zu einem Wettkampf in der Region antritt, sind die Konkurrentinnen in ihrer Altersklasse meistens chancenlos. Im Hintergrund glänzen die Trophäen, die die Sportlerin im Laufe eines Jahrzehnts gesammelt hat.

Fit wie ein Paar Laufschuhe: Wenn Michaela Born zu einem Wettkampf in der Region antritt, sind die Konkurrentinnen in ihrer Altersklasse meistens chancenlos. Im Hintergrund glänzen die Trophäen, die die Sportlerin im Laufe eines Jahrzehnts gesammelt hat.

Foto: Markus van Offern

"Wieder ist es mal so weit, es naht die schöne Weihnachtszeit. Alle eilen, alle laufen, müssen noch so vieles kaufen." (Erika Osmanloglou)

 Sieg Nummer 21 in diesem Jahr sprang beim Adventslauf des ETV heraus: Michaela Born bei der Zielankunft im Eugen-Reintjes-Stadion.

Sieg Nummer 21 in diesem Jahr sprang beim Adventslauf des ETV heraus: Michaela Born bei der Zielankunft im Eugen-Reintjes-Stadion.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Es ist fast schon so etwas wie ein Familien-Ritual. Während Vater Georg und die Söhne Alexander und Sebastian noch den Weihnachtsbraten sacken lassen, zieht Mutter Michaela Born die Laufschuhe an. Und dreht eine kurze — oder gerne einmal auch etwas längere — Runde durch den Borgheeser Wald. "Nur essen und sitzen, das ist nichts für mich. Dann möchte ich mich doch lieber etwas bewegen", versichert Emmerichs erfolgreichste Langstrecklerin.

Dabei ist die 50-Jährige, die für den TSV Weeze startet, durchaus so etwas wie eine Spätberufene. Vor gerade einmal zehn Jahren bestritt Michaela Born ihren ersten offiziellen Wettkampf — und landete in ihrer Altersklasse prompt auf Platz zwei. Seitdem lässt die passionierte Läuferin kaum einen Wettbewerb in der Region aus. Manchmal zum Leidwesen ihrer Konkurrentinnen, die sich in ihrer Altersklasse (seit diesem Jahr "W 50") in der Regel nur Hoffnungen auf den zweiten Rang machen dürfen.

Wenn Michaela Born irgendwo startet, tritt sie meistens mit einem Pokal im Gepäck die Heimfahrt nach Borghees an. Allein in diesem Jahr hatte die gertenschlanke Athletin, die sich auf die 10 000-Meter-Strecke spezialisiert hat, schon wieder in 21 (!) Rennen die Nase vorn. Erst vor wenigen Tagen siegte sie über zehn Kilometer in der sehr guten Zeit von 43,08 Minuten beim Internationalen Adventslauf des Emmericher TV. Und wahrscheinlich folgt im alten Jahr noch Sieg Nummer 22. Denn eine Teilnahme am traditionellen Silvesterlauf in Pfalzdorf ist für Michaela Born schon seit langem Pflicht. Wobei trotz der Strapazen der anschließenden Party nichts im Wege steht. "Es kann zwar passieren, dass ich im Ziel noch etwas müde bin. Doch das geht ganz schnell wieder vorbei", erzählt die Sportlerin, für die die Redewendung vom "fitten Turnschuh" offenbar erfunden worden ist.

Bei allem Ehrgeiz hat Michaela Born immer darauf geachtet, dass der Laufsport Freude bereitet und nicht etwa zur Qual wird. "Man sollte schon auf seinen Körper hören und achten. Ich mache beispielsweise auch im Training nur, was mir gut tut. Ganz bewusst habe ich mich auch nie an einen Marathon herangewagt. Diese Distanz ist einfach nichts für mich", erklärt Born. Wohl auch wegen dieser gesunden Einstellung ist die Dauerläuferin bislang von schwerwiegenden Verletzungen verschont geblieben. In diesem Jahr musste sie nach dem Drevenacker Abendlauf wegen eines gebrochenen Zehs eine kurze Pause einlegen — das war's dann aber auch schon.

Und so sammelt Michaela Born weiterhin sportliche Erfolge, wie andere Leute Briefmarken. Die lange Liste der Triumphe hat deutliche Spuren im Domizil der Familie Born hinterlassen. Unzählige Medaillen und Pokale glänzen in drei Vitrinen, die mittlerweile aus dem Wohnzimmer verbannt und im Gästeraum untergebracht worden sind — auf Wunsch des Ehemanns. "Georg drückt mir meistens nur noch beim Grenzlauf des Eltener Turnvereins die Daumen. Dort gibt's nämlich Wanderpokale, die man ein Jahr später wieder abgeben muss", verrät Michaela Born mit einem Augenzwinkern.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Borns noch Platz für die eine oder andere Vitrine schaffen müssen. Denn ein Ende der Laufbahn ist noch lange nicht in Sicht. Die Emmericherin kennt viele Sportler und Sportlerinnen, die auch noch in wesentlich höheren Altersklassen erfolgreich unterwegs sind. Wobei ihr Körper ihr wahrscheinlich den Zeitpunkt signalisieren wird, an dem es besser ist, zum Walken zu wechseln.

Für Michaela Born, die sich außerdem noch mit Schwimmen, Badminton und dem Sportabzeichen-Training fit hält, gibt's nur ein Tabu: "Urlaub ist Urlaub und gehört der Familie. Wenn wir unterwegs sind, habe ich mich noch nie danach erkundigt, ob irgendwo ein Lauf stattfindet."

VON VOLKER HIMMELBERG

(RP)
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