Der Doping-Kontrolleur

Volker Maas, Vorsitzender der RG Haldern ’03, ist begeisterter Radrennfahrer. Die „Tour de France“ ist ein einziger Skandal – der Halderner befürchtet Konsequenzen für die Amateurvereine vor Ort.

Französische Tageszeitungen haben mit großformatigen Todesanzeigen die „Tour de France“ bereits zu Grabe getragen. Der Radrennsport ist zurzeit ein einziger Skandal – die Auswirkungen der Doping-Flut sind noch gar nicht absehbar. „Auch wir Amateure werden in jedem Fall betroffen sein. Unsere Sponsorensuche wird sich in Zukunft noch schwieriger gestalten. Außerdem wird die moralische Keule, die momentan geschwungen wird, den Nachwuchs abschrecken“, befürchtet Volker Maas, Vorsitzender der RG Haldern ’03.

Der Polizeibeamte, seit 25 Jahren begeisterter Radrennfahrer, ist am kommenden Montag an vorderster Front im Einsatz. Dann findet in Ratingen das Internationale LTU-Rennen statt. Die Organisatoren erwarten mindestens 25 000 Zuschauer, Zugpferde sind Erik Zabel und Jens Voigt. Volker Maas wird ein wachsames Auge auf die sanitären Anlagen werfen. Der Halderner ist nämlich als Doping-Kontrolleur im Einsatz und muss unter anderem darauf achten, dass die Profis nur in Begleitung eines Sanitäters zur Toilette gehen. Allerdings dienen solche Maßnahmen aus seiner Sicht in erster Linie der Beruhigung des Publikums: „Bei solchen Rennen wird sich ohnehin niemand erwischen lassen.“

Dunkelziffer im Amateursport

Zu der Doping-Dunkelziffer im Amateursport möchte sich der Chef der RG Haldern, der mit seinen Mitstreitern im Mai die Niederrhein-Meisterschaften im Lindendorf ausrichtete, verständlicherweise nicht äußern. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass das eine oder andere schwarze Schaf vor einem Rennen populäre Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol zu sich nimmt, um anschließend leichter den inneren Schweinehund überwinden zu können. Erwischt wird niemand – bei Amateur-Veranstaltungen gibt’s keine Dopingkontrollen. Volker Maas, selbst ein erfolgreicher Fahrer in der C-Klasse, warnt dennoch ausdrücklich vor Schwarz-Weiß-Denken: „Man darf sich das nicht so einfach vorstellen. Zwischen medizinischer Unterstützung und Doping liegt oft nur ein schmaler Grat.“

Trotz allem sieht der Halderner für Amateurvereine gute Chancen, dem Radsport wieder zu einem positiven Image zu verhelfen. „Entscheidend ist die konsequente Förderung des Breitensports. Freude am Radsport und die Gesundheit müssen im Vordergrund stehen. So wie es beispielsweise auch unser Nachbarverein Tornado Rees praktiziert. Dessen Radtouristikfahrt interessiert mich persönlich mehr, als die Tour de France.“

(RP)
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