Fußball „Saison nicht mit aller Macht beenden“
Niederrhein · Die Spielzeit im Amateurfußball wird frühestens im März fortgesetzt. Allzu groß ist bei vielen Funktionären und Trainern der Optimismus nicht, dass dies klappt. Mancher hält es für wichtiger, dass die Jugend schnell wieder trainieren kann.
Niederrhein Die Auszeit für den Amateurfußball geht in die Verlängerung. Und ein Ende der Zwangspause wegen der Corona-Krise ist noch nicht abzusehen. Stand heute ist, dass es frühestens im März wieder um Punkte gehen kann, weil der Lockdown von der Politik bis Ende Januar verlängert wurde und der Fußball-Verband Niederrhein den Teams wohl eine vierwöchige Vorbereitungszeit zugestehen will, ehe der Spielbetrieb fortgesetzt wird. Im Fußball-Kreis Kleve/Geldern wird es für die Mannschaft in den Kreisligen auf jeden Fall so sein, dass sie vier Wochen Zeit haben, um wieder in Tritt zu kommen. Doch allzu groß ist der Optimismus bei vielen Funktionären und Trainern der Teams der Region nicht, dass der Ball schon im März wieder rollen kann. Und mancher könnte somit damit leben, wenn die Saison abgebrochen und annulliert werden müsste.
Christoph Thyssen, Vorsitzender des 1. FC Kleve (Oberliga): „Wir werden uns spätestens jetzt davon verabschieden müssen, dass die Saison in der Oberliga komplett gespielt werden kann. Ich halte es aber noch für möglich, dass die Hinrunde abgeschlossen werden kann. Ich hoffe, dass unsere Mannschaften im März wieder auf den Platz können – in erster Linie aber, weil das bedeuten würde, dass die Corona-Infektionszahlen dann gesunken wären. Es ist für mich auch zweitrangig, ob der Spielbetrieb wieder laufen kann. Wichtiger ist, dass wir wieder ein Training für alle Jugend-Mannschaften anbieten können.“
Sebastian Kaul, Trainer der SGE Bedburg-Hau (Landesliga): „Der Verband sollte nicht versuchen, die Saison mit aller Macht und auf Kosten der Gesundheit der Spieler zu Ende zu bringen. Gut ist es, dass wir jetzt vor dem Re-Start wohl vier Wochen Vorbereitungszeit erhalten sollen. Aber auch das ist eigentlich noch zu wenig. Ich könnte damit leben, wenn die Saison abgebrochen und annulliert werden müsste. Wenn es so kommt, dann ist es halt so. Das vorrangige Ziel muss sein, dass der Nachwuchs wieder trainieren und nicht, dass diese Saison irgendwie gewertet werden kann.“
Guido Contrino, Trainer des TSV Wachtendonk-Wankum (Landesliga): „Man sollte versuchen, die Hinrunde noch zu Ende zu spielen, um die Saison werten zu können. Das ist in der Landesliga auch machbar, weil wir zum Beispiel nur noch fünf Partien austragen müssten. Da könnte es auch reichen, wenn wir erst im Mai wieder beginnen könnten. Die Situation ist generell nicht zufriedenstellend, weil diese Hängepartie frustrierend und kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.“
Sven Schützek, Trainer der SV Hönnepel-Niedermörmter (Landesliga): „Ich brauche als Sportler klare Ziele, auf die ich hinarbeiten kann. Deshalb ist die aktuelle Situation schwer für mich und meine Mannschaft, weil wir nicht wissen, wie und wann es weitergeht. Wir stellen uns darauf ein, dass wir in der Landesliga nur noch die fünf Partien bestreiten werden, die in der Hinrunde ausstehen. Der Verband sollte auch erst dann wieder Grünes Licht für den Spielbetrieb geben, wenn es wirklich wieder Sinn macht, auf den Platz zu gehen. Das war kurz vor dem aktuellen Lockdown nicht mehr der Fall. Und wenn es nicht geht, dann muss die Saison eben abgebrochen werden.“
Roland Kock, Trainer des RSV Praest (Landesliga): „Ich finde es gut, wie der Verband bisher mit der Situation umgegangen ist und die Vereine gefragt hat. Und ich kann nur hoffen, dass es jetzt nicht auf Biegen und Brechen darauf angelegt wird, von April bis Juni so viele Spiele wie möglich durchzudrücken. Das kann nicht funktionieren. Und ich hätte auch keine Lust mehr drauf, wenn beim nächsten Neustart wieder direkt zwei Mannschaften in Quarantäne müssten und man in den Englischen Wochen auch noch Termine für Nachholspiele finden sollte. Mir fehlt der Fußball sehr, aber unter solchen Voraussetzungen muss einfach die Vernunft siegen.“
Daniel Beine, Trainer von Viktoria Goch (Bezirksliga): „Ich hoffe, dass die Saison irgendwie so zu Ende gebracht werden kann, dass eine sportliche Wertung möglich ist. Das sollte in unserer Liga machbar sein und wäre die beste Lösung. Wir können aber nur abwarten, wie sich die Lage in der Pandemie entwickelt und wann es eine Tendenz gibt, dass wir irgendwann wieder loslegen könnten.“
Sebastian Clarke, Trainer der Sportfreunde Broekhuysen (Bezirksliga): „Natürlich denkt man darüber nach, ob es nicht besser wäre, diese Saison zu annullieren und sich dann in Ruhe auf die nächste vorbereiten zu können. Und es wäre auch schön, eine schnelle Entscheidung zu bekommen, wie es weitergeht. Aber das ist halt nicht möglich, weil der Fußball-Verband von den Entschlüssen abhängig ist, die die Politik fällt. Ich persönlich glaube nicht, dass wir Anfang März schon wieder spielen können. Das Wichtigste ist für mich auch, dass wir die Jugend so schnell wie möglich wieder auf den Platz bekommen, um keinen Nachwuchs zu verlieren.“
Sascha Brouwer, Trainer des SV Vrasselt (Bezirksliga): „Ich glaube, dass sich die Diskussion in ein paar Wochen von alleine erledigt hat, weil Fußballspiele noch eine ganze Weile nicht erlaubt sein werden und die Saison irgendwann annulliert wird. Vor vier Wochen hätte ich in der Hoffnung auf sinkende Inzidenzzahlen auch noch anders geredet. Aber zum einen glaube ich, dass die sportliche Aussagekraft von ein paar Spielen im Mai oder Juni gen Null tendiert. Zum anderen fände ich es viel wichtiger, sich gerade im Hinblick auf den Nachwuchs Gedanken um Konzepte zu machen, wie wir uns bei geschlossenen Kabinen wieder regelmäßig auf den Trainingsplätzen bewegen können. Da steht für mich die Wertung einer Saison im Amateur-Fußball ganz hinten an.“
Christian Böing, Trainer des SV Haldern (Bezirksliga): „Alle sehnen sich nach Normalität, sozialen Kontakten und wir Fußballer natürlich nach Fußball. Aber die Saison normal zu beenden, halte ich nicht für realistisch. Zumal vier Wochen Vorbereitung nach so einer langen Pause knapp sind. Nach der längeren Pause im Sommer nach dem ersten Lockdown hatte man die Spieler erst nach sieben Wochen Vorbereitung annähernd auf dem Niveau, wie man es sich zum Start wünscht.“
Protokolliert von Joachim Schwenk
und Andreas Nohlen