Sportpolitik "Da geht der Schuss nach hinten los"

Emmerich · Der Vorsitzende des Stadtsportbundes Emmerich betrachtet die vor zwei Jahren eingeführte Hallengebühr sehr kritisch.

emmerich Ursprünglich hatte sich Rüdiger Helmich 1997 bereit erklärt, für ein Jahr den Vorsitz des Emmericher Stadtsportbundes zu übernehmen. Mittlerweile steht er immer noch an der Spitze des Dachverbandes der Emmericher Sportler. In der jüngsten Vergangenheit haben sich die finanziellen Belastungen der Vereine gehäuft. Insbesondere die Hallennutzungsgebühr betrachtet Helmich sehr kritisch.

Fünf Euro pro Stunde – seit zwei Jahren werden die Emmericher Sportvereine zur Kasse gebeten, sobald Erwachsene die örtlichen Sporthallen nutzen. Lohnt sich der Ertrag für die Stadt überhaupt ?

Helmich Das wage ich doch sehr zu bezweifeln. Ich habe im ersten Jahr einmal nachgerechnet und bin auf rund 23 000 Euro gekommen, die die Stadt einnimmt. Das ist eine sehr geringe Summe, zumal man ja die negativen Folgen nicht vergessen darf.

Und die wären ?

Helmich Ich kenne mehrere Gruppen, die ihre Aktivitäten nach der Einführung der Gebühr komplett eingestellt haben. Das reicht von Hobbyfußballern bis hin zu Tänzerinnen. Und das kann nicht Sinn der Sache sein. Auf der einen Seite wird die Forderung laut, dass möglichst viele Erwachsene Sport treiben und etwas für ihre Gesundheit tun sollen. Und dann hält man sie mit solchen Maßnahmen davon ab. Da geht doch der Schuss in meinen Augen automatisch nach hinten los.

Befürchten Sie in naher Zukunft weitere Einbußen für die Emmericher Sportler ?

Helmich Konkret ist mir zwar noch nichts zu Ohren gekommen. Doch rechnen muss man damit in Zeiten knapper Kassen immer. Im Zuge der Hallengebühr ist auch der Zuschuss für Investitionen im Sport um 10 000 Euro gekürzt worden. Außerdem ist der Betrag, den die Stadt uns zur Verfügung stellt, seit wenigstens zehn Jahren nicht mehr erhöht worden. Bei konstant steigenden Preisen muss man da auch schon von Einbußen reden.

Wie viel Geld darf der Stadtsportverbund verteilen ?

helmich 120 000 Euro gibt's für die Vereine, wobei bei der Verteilung die Zahl der jugendlichen Mitglieder berücksichtigt wird. Außerdem sind 40 000 Euro für Investitionen vorgesehen.

Zur 100-Jahr-Feier des SV Vrasselt hatten Sie im Frühjahr eine gute Nachricht mitgebracht. Der Stadtsportbund wird den Bau einer Kunstrasen-Anlage im Stadion "Dreikönige" mit 75 000 Euro unterstützen. Bleibt's dabei ?

Helmich In jedem Fall. Die Zahlung ist daran gekoppelt, dass der Verein die restliche Summe aufbringen kann. Der SV Vrasselt hat seine Hausaufgaben gemacht. Deshalb dürfte dem Bau der Anlage nichts im Wege stehen. Der SVV möchte den Platz im Herbst nächsten Jahres eröffnen – das sollte klappen.

Und wissen Sie schon, welche Vereine und welche Projekte in den kommenden Jahren gefördert werden sollen ?

Helmich Das kann ich noch nicht sagen. Ganz oben auf der Liste standen der FC Fortuna Elten und der Eltener Turnverein. Doch beide Vereine haben ihre Anträge zunächst zurückgezogen, weil sie die weitere Entwicklung in Sachen Betuwe-Linie abwarten müssen.

Sie sind jetzt bereits 15 Jahre Vorsitzender des Stadtsportbundes. Hängen Sie noch eine weitere Amtszeit dran ?

Helmich Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Ich habe mich inzwischen an den Rhythmus gewöhnt. Im einen Jahr werde ich vom Schwimmsportverein Hellas zum Vorsitzenden ernannt, im anderen vom Stadtsportbund.

(RP)
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