Fußball 90 Minuten unter Strom
Fußball · Wenn die Abwehr schläft oder die Stürmer Chancen in Serie vergeben, sind sie machtlos. Fußball-Trainer haben einen schwierigen Job. Die Übungsleiter haben verschiedene Methoden, mit dem Stress umzugehen.
Fußball-Trainer können die Taktik besprechen, für die nötige Fitness der Kicker sorgen und gelegentlich in die psychologische Trickkiste greifen. Doch wenn der Ball erst einmal rollt, ist ihr Einfluss relativ gering. Dafür steigt 90 Minuten lang der Stresspegel — insbesondere, wenn die Mannschaften im Abstiegskampf stecken oder sich Hoffnungen auf den Aufstieg machen dürfen.
Seit Holger Wieggers, Trainer des A-Ligisten BW Bienen, an der Seitenlinie auf die Zigarette verzichtet, hat er seine "Wunderdroge" stets dabei. "Ich schwöre auf japanisches Heilpflanzenöl. Das reibe ich mir während des Spiels auf den Handrücken. Der starke Minzgeruch beruhigt mich", erklärt der Coach. Seine letzte Partie mit besonders hohem Stressfaktor liegt noch gar nicht lange zurück. "In Dingden verletzte sich schon nach zehn Minuten unser Torwart Luca Pollmann. Als Ersatzmann musste ich Betreuer Sebastian Potrykus bringen. In der Zwischenzeit hatten wir allerdings schon drei Gegentore kassiert", erinnert sich Wieggers.
Klaus Klein-Wiele, Trainer des Bezirksliga-Schlusslichts SV Rees, hatte in der laufenden Saison nur selten Grund zum Jubeln. Doch den Polizeibeamten, der für seine Kollegen im Kreis Kleve auch als Sportbeauftragter tätig ist, kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. "Die Spiele empfinde ich ohnehin nicht als große Belastung. Mich ärgern Niederlagen. Dann stellt sich manchmal ein Gefühl der Ohnmacht ein, weil ich schließlich bis zur nächsten Trainingseinheit nichts mehr tun kann", erklärt Klein-Wiele. Der Reeser Coach nennt ein Patentrezept gegen den Stress: "Sport. Laufen, Radfahren oder Fitness-Gymnastik. Das hilft immer."
"Keine schlaflosen Nächte"
Meistermacher Roland Kock, der den RSV Praest innerhalb von acht Jahren von der Kreisliga B hinauf in die Landesliga geführt hat, trägt den Kampf um Tore, Punkte, Meisterschaft ebenfalls mit Fassung. "Sicherlich ist gerade vor wichtigen Spielen eine gewisse Anspannung da. Schließlich arbeitet man ein ganzes Jahr auf ein bestimmtes Saisonziel hin", sagt er. Doch der 45-Jährige zählt zu den Übungsleitern, die schon wenige Minuten nach dem Abpfiff eine Partie sachlich analysieren können. "Das ist auch eine Sache der Erfahrung. Da ist es hilfreich, dass ich jetzt auch schon einige Jahre als Trainer auf dem Buckel habe." Spezielle Methoden zum Stressabbau benötigt Kock nicht: "Der RSV Praest hat mir noch keine schlaflosen Nächte bereitet."