Emmerich Spital schließt die Geburtshilfe

Emmerich · Die Krankenhaus-Holding "pro homine" schließt zum 30. Juni 2017 die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe im Willibrord-Spital. Die Krankenhausmitarbeiter sind seit gestern Nachmittag informiert.

 Dr. Dieter Morlock (vorne) ist seit zwei Monaten der neue Geschäftsführer der Holding. Gestern informierte er über die Schließung.

Dr. Dieter Morlock (vorne) ist seit zwei Monaten der neue Geschäftsführer der Holding. Gestern informierte er über die Schließung.

Foto: Markus van Offern

Der neue Geschäftsführer der Krankenhaus-Holding, Dr. Dieter Morlock, begründete gestern Nachmittag diesen Schritt mit dem Defizit in der Abteilung. Sie wird nun mit der Fachabteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Marien-Hospital in Wesel zusammengelegt. Die Krankenhäuser in Emmerich und Wesel bilden die Holding.

Betroffen sind neun Ärzte, 27 Mitarbeiter im Pflegedienst, zwei Arzthelferinnen und eine Mitarbeiterin im Wirtschafts- und Versorgungsdienst. 17 selbstständige Hebammen sind für das Spital tätig. Den Mitarbeitern werden Arbeitsplätze im Marien-Hospital und in den weiteren Einrichtungen der "pro homine" angeboten.

Gestern Nachmittag informierte die Krankenhausleitung die Belegschaft des Hospitals über diesen Schritt. Die Mitarbeiter der betroffenen Abteilung waren bereits zuvor unterrichtet worden.

Dr. Morlock erklärte gestern, dass an der Auflösung der Emmericher Abteilung kein Weg vorbei gehe. "Es macht keinen Sinn, jedes Jahr eine dreiviertel Million Euro in den Sand zu setzen." Um eine Geburtstation kostendeckend betreiben zu können, seien mehr als 500 Geburten im Jahr erforderlich. Im Willibrord-Spital sei diese Marke zuletzt nicht mehr erreicht worden. Die Zahl der Neugeburten lag bei 502 im Jahr 2014, im Jahr 2015 waren es 475. Aktuell liege die Zahl (Stichtag 5. Dezember) bei 422, so dass die Marke von 500 bis Jahresende verfehlt werde.

Im Vergleich dazu erblickten 2015 im Marien-Hospital in Wesel 912 Kinder das Licht der Welt. Das waren 33 mehr als ein Jahr zuvor. Wesel entwickele sich gegen den Bundestrend, so Dr. Morlock. Wesel sei zudem eine Geburtshilfe mit sogenanntem "Level 2". Dieser Standard ermögliche auch Entbindungen mit hohem Risiko. Emmerich habe diesen Standard nicht. Kleve verfügt ebenfalls über "Level 2", was Dr. Morlock in seiner Vermutung bestärkt, dass eine Reihe von Emmericher Eltern zur Entbindung nicht nach Wesel, sondern nach Kleve fahren werden.

Was die Hebammen, die beispielsweise am Emmericher Spital eine eigene Praxis unterhalten, tun werden, scheint noch nicht klar zu sein. Die Verantwortlichen im Emmericher Spital gingen gestern allerdings davon aus, dass es auch künftig für Eltern aus Emmerich und der weiteren Umgebung Angebote zur Geburtsvorbereitung vor Ort geben wird. Die Geburt selbst wird dann aber nicht mehr in Emmerich stattfinden. Sondern in Wesel, Kleve oder auch Bocholt.

Dr. Morlock erklärte gestern, dass bis zum 30. Juni Geburten in Emmerich möglich seien. "Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet." Erst danach werde die Abteilung aus dem Landesbettenplan genommen.

Der Leerstand im A-Flügel wird dann Teil eines Sanierungskonzeptes sein, das die Holding erarbeiten will. "Wir haben einen Sanierungsstau im Emmericher Krankenhaus", so Dr. Morlock.

Bereits im Jahr 2015 hatte das Spital einen Plan vorgelegt, der Modernisierungen und Umbauten in den Stationen 5c (Innere mit Schwerpunkt Rheuma), 3c (Orthopädie und Chirurgie), 3a (Innere und Allgemeinmedizin), 2c (Allgemeinchirurgie) und 2a (Orthopädie) vorsah. Damals gehörte auch noch die Abteilung 4a, also die Gynäkologie, zu diesem Vorhaben.

Dr. Morlock betonte bei dieser Gelegenheit, dass die Auflösung der Abteilung dem langfristigen Erhalt des Emmericher Standortes diene. "Es sind keine weiteren Schließungen geplant. Wir wollen in Zukunft unser Profil stärken."

Antoni Wallner leitet die Emmericher Geburtshilfe als Chefarzt seit dem Jahr 2005. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Chefarzt Dr. med. Matthias Imach in Wesel wird er dort die Abteilung übernehmen.

(ha)
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