Interview Andrea Schaffeld Emmerich braucht Ideen für seine Dörfer

Emmerich · Die Emmericher SPD-Fraktion möchte, dass die Stadtverwaltung ein Konzept für die Dörfer erstellt. Die Fraktionschefin Andrea Schaffeld erklärt, was es damit auf sich hat.

 Andrea Schaffeld ist die Fraktionsvorsitzende der SPD im Emmericher Stadtrat.

Andrea Schaffeld ist die Fraktionsvorsitzende der SPD im Emmericher Stadtrat.

Foto: markus van Offern/van Offern Markus

Ein Konzept für die Dörfer rund um Emmerich. Was muss man sich darunter vorstellen?

Andrea Schaffeld Zugegebenermaßen kam die Vorlage und die Ideengebung aus Rees, die ein Dorfentwicklungskonzept für Millingen angehen wollen. Wir haben in Emmerich die Dauerdiskussion über die Innenstadt, die ihre Berechtigung hat, aber die Entwicklungen in den Dörfern nicht außer Acht lassen darf. Alle unsere Dörfer sind aus landwirtschaftlichen Strukturen entstanden und sind dann in der Folge durch dominante Verkehrsinfrastruktur geprägt worden, siehe  B8 und Bahnlinie.
Der Ausbau der Betuwe-Linie verschärft diese Entwicklungen und zeigt die Notwendigkeit, dagegen die Lebensbedingungen in den Dörfern zu stärken. Die große Chance der Dorfentwicklung ist, dass sie Identität stiftet und so die hohe Lebens- und Wohnqualität noch einmal verbessert. Sie macht das durch die Partizipation aller Bewohnerinnen und Bewohner bei der Entwicklung des Konzeptes.

Dieses Konzept bedeutet erstens eine Bestandsaufnahme: Was ist gut, wo gibt es Entwicklungsmöglichkeiten?

Zweitens: Mit welchen Veränderungen,  wie zum Beispiel Betuwe und Demographie,  rechnen wir mittel- und langfristig?

Und drittens: Welche Ziele wollen wir und wollen die Dorfbewohner verfolgen? Die Themenfelder sind Infrastruktur, Kindereinrichtungen, Senioren, Treffpunkte. Dazu gehört auch die Mobilität für ältere und eingeschränkte Menschen, aber auch für junge Leute. Und natürlich die Themen Einkaufen, Nahversorgung, Ärzte.

Wenn die Betuwe die Dörfer zerschneidet, ist das doch mit Geld nicht mehr zu reparieren, oder?

Schaffeld Richtig, mit Geld nicht, aber mit kreativen Ideen und guten Kooperationen! Ich glaube, Haldern ist ein gutes Beispiel dafür. Die Identität, die gelebte Dorfgemeinschaft dort wird in der Lage sein Nachteile auszugleichen. Und das wird uns in Praest und Vrasselt und Hüthum - Elten sowieso - auch gelingen. Denn wir haben funktionierende Gemeinschaften und Vereine.

Das Leben in den Dörfern hängt davon ab, dass es Vereine und Gemeinschaften gibt. Und damit von Leuten, die bereit sind, ehrenamtlich aktiv zu sein. Ist das ein Problem in Emmerich?

Schaffeld Nein, das ist überhaupt kein Problem in Emmerich, aber ein Problem der Zeit, der Gegenwart, in der sich immer weniger Menschen verbindlich und auf Dauer für eine Gemeinschaft engagieren. „Projekt-Engagement“, also etwas mit definiertem Anfang und Ende, wird für viele Menschen leichter sein als ein dauerhaftes Engagement. Darauf müssen wir uns einstellen und genau deshalb neue, partizipative Formen des Miteinanders finden.

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