Politik SPD will Neugestaltung des Ehrenfriedhofs

Emmerich · Zerstörung von Emmerich jährt sich zum 75. Mal. Sozialdemokraten wollen einen Ort der Erinnerung.

 SPD-Chefin Andrea Schaffeld möchte, dass es auf dem Friedhof einen Ort des Gedenkens an die Opfer des Krieges gibt.

SPD-Chefin Andrea Schaffeld möchte, dass es auf dem Friedhof einen Ort des Gedenkens an die Opfer des Krieges gibt.

Foto: markus van Offern/van Offern Markus

(hg) Die Zerstörung Emmerichs am 7.Oktober 1944 jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Die SPD-Fraktion hat dieses Datum zum Anlass genommen und sich mit dem Zustand des Ehrenfriedhofs auseinandergesetzt. Deshalb beantragt die SPD-Fraktion den Ehrenfriedhof als zentralen Ort des Gedenkens an die Opfer der Kriege neu zu überplanen, um einen Erinnerungsort auch für die kommenden Generationen zu schaffen und zu erhalten und eine neue Gestaltung so anzulegen, dass der Pflegeaufwand zu bewältigen ist. Das hat SPD-Fraktionschefin Adrea Schaffeld am Freitag mitgeteilt.

Sie schreibt weiter an Bürgermeister Peter Hinze: „Diese Ziele sollen in einem gemeinsamen Austausch- und Planungsprozess verschiedener Generationen Emmericher Bürger*innen (noch lebende Nachkommen der Opfer, Jugendliche und junge Erwachsene, Mitglieder des Geschichtsvereins und von Pro Kultur) erfolgen.“

Die aktuelle Kritik am Zustand des Ehrenfriedhofes greife zu kurz, wenn sie nur auf Pflegeintervalle oder Minderleistungen der Friedhofsgärtner abstelle, so Schaffeld. „Die Gedenksteine – versehen mit den Namen der Toten – verwittern. Häufig sind die Namen nicht mehr lesbar. Als Sandsteine sind sie nicht gut von Flechten und Moos zu befreien. Sie sind nicht mehr ansehnlich“, so Schaffeld. Und: „Weil die Steine so nah aneinander liegen, kann das Unkraut nur händisch entfernt werden, eine Fortsetzung der Rasenfläche in den Zwischenräumen ist kaum möglich. Eine Bepflanzung wird – wie in diesem Sommer – auf dem sandigen Boden sehr schnell vertrocknen.“ Gespräche mit Nachkommen der Toten, die noch Gräber besuchen, zeigten, dass auch sie eine neue Gestaltung unterstützen würden, so Schaffeld. Die Toten seien nicht an der Stelle begraben, an der der Stein mit ihrem Namen liege. Vermutlich liegen sie in einem Reihengrab auf der Fläche rechts vom Kreuz. Die Fraktion der Sozialdemokraten beantragt deshalb, dass die Verwaltung diesen Prozess „federführend einleitet und begleitet“ und darüber hinaus nach der Entwicklung eines Konzeptes Fördermittel bei der Bezirksregierung beantragt und den fehlenden Eigenanteil in den Haushalt 2020 einstellt. Emmerich ist Zweiten Weltkrieg mehrmals von den Bomberflotten der Alliierten aus der Luft angegriffen worden. Am schlimmsten traf es die Rheinstadt am 7. Oktober 1944, als es zu einem britischen Doppelangriff auf Kleve und eben Emmerich kam.

Bereits im Mai 1940, als die Deutschen in den Niederlanden einmarschierten, erlebte die Grenzstadt die erste, wenn auch noch kleinere Bombardierung: Ein einzelnes britisches Flugzeug warf die ersten Granaten ab. Es war der erste Zivilangriff auf Deutschland überhaupt.

Damals ahnte noch niemand, dass die Stadt beim schwersten Luftangriff an eben jenem 7. Oktober 1944 zu circa 97 Prozent zerstört werden würde.

Es war ein Inferno, das an jenem Tag über Emmerich hereinbrach. 600 Tote waren zu beklagen. 1000 Menschen werden verwundet, weitere 26 vermisst. 337 Lancaster-Bomber der Briten warfen ihre tödliche Last über den 8000 bis 9000 Emmerichern, die damals dort lebten, ab. Nach Angaben des Stadtarchivs fielen 665 Sprengbomben und 707 000 Brandbomben.

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