Emmerich Sorgen um den Bürgerbus bleiben

Emmerich  · Es fehlen ehrenamtliche Fahrer in Emmerich. Nach einem Appell vor einem Monat hat sich die Lage noch nicht gebessert. Nach den Sommerferien fährt der Bus wieder. Doch der Bürgerbus-Verein hat ein echtes Problem

 Karla Imig fährt selbst einen Bürgerbus. Sie wirbt um neue ehrenamtliche Fahrer.

Karla Imig fährt selbst einen Bürgerbus. Sie wirbt um neue ehrenamtliche Fahrer.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Die Sorgen um den Emmericher Bürgerbusverein gehen weiter. Vor einem Monat berichtete die RP an dieser Stelle über das Problem des Vereins, neue ehrenamtliche Fahrer für sich zu gewinnen.

Und das Problem besteht weiterhin.

„Wir suchen dringend weitere Fahrer, um vor allem ältere Bürger, die fernab vom Personennahverkehr wohnen, zu transportieren“, sagt Karla Imig, die selber den Bürgerbus chauffiert und als Beisitzerin im Vorstand des Vereins mitarbeitet.

Die Gleichung ist auf Dauer brutal: Ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Punkte mit dem Bus anzufahren, die sonst nicht erreicht werden, braucht Menschen, die die Fahrzeuge fahren. Geschieht das nicht, ist das Angebot irgendwann weg.

Dabei hat der Emmericher Verein eine tolle Geschichte.

Der Bürgerbusverein Emmerich wurde als dritter Bürgerbus-Verein in Deutschland gegründet. Der Betriebsstart war am 11. November 1986. Weit über 10.000 Fahrgäste wurden seitdem jährlich befördert. „Im Jahr 2019 waren es sogar 15.820 Fahrgäste. Man sieht also, unsere Arbeit ist für Emmerich sehr wichtig“, so Karla Imig. Der Bus verkehrt von Montag bis Freitag, jeweils am Vor- und Nachmittag und samstags nur am Vormittag – außer an den Feiertagen.

Zurzeit übernehmen 16 Männer und Frauen die täglichen Fahrten, elf von ihnen kommen jede Woche zum Einsatz. Das ist knapp an Personal – gerade auch in Krankheits- und Urlaubszeiten. Deshalb hoffen die Mitglieder des Bürgervereins auf neue Fahrer.

Fallen nämlich aus Alters- oder Gesundheitsgründen weitere Fahrer aus, dann müsste der Betrieb des Busses eingestellt werden. „Ob ein Fahrer jede Woche eine Fahrt übernimmt oder nur zwei Mal im Monat – das bestimmt jeder für sich.“

Der Bürgerbus ist ein allgemein zugänglicher und nach festen Fahrplänen betriebener Linienverkehr. Demzufolge treten die örtlich zuständigen Verkehrsbetriebe, aber auch die Kommunen, als Betreiber auf. Sie sind verantwortlich für den Betrieb, die Busse und die Fahrer. Ein Kleinbus mit maximal acht Fahrgästen, der mit der alten Führerscheinklasse 3 und dem Fahrgastbeförderungsschein gefahren werden kann, dient als Bürgerbus.

1983 rief der Minister für Stadtentwicklung und Verkehr in Nordrhein-Westfalen das Pilotprojekt „Bürgerbus“ ins Leben. Der Bürgerbus stellt eine Ergänzung zum regulären ÖPNV-Verkehr dar. Durch den Einsatz von ehrenamtlichen Fahrern entstehen keine Personalkosten. So können günstige Preise angeboten werden. Erwachsene zahlen für eine Fahrt in Emmerich, beispielsweise vom Einsatzort im Industriegebiet bis zum Bahnhof, 80 Cent, Kinder von sechs bis 14 Jahren 50 Cent.

Karla Imig erzählt, dass gerade ältere Leute dringend auf die Wiederaufnahme der Bürgerbusfahrten warten. „Eine ältere Dame besucht regelmäßig ihre Schwester im St. Augustinus-Seniorenheim. Mit dem Taxi kostet die Fahrt 7,50 Euro.“

Die Busse wurden mit einer Plexiglasabtrennung ausgestattet. Die Fahrgäste müssen ihre Maske selber mitbringen und natürlich auch während der Fahrt tragen.

Karla Imig, die selber seit August 2016 den Bürgerbus lenkt, hofft, dass sich einige Bürger melden, um als Fahrer aktiv zu werden. „Wer sich angesprochen fühlt, kann gerne Kontakt zu uns aufnehmen und mal mitfahren“, lädt sie ein.

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