Nach Todesfall im Kreis Kleve So können Eltern ihre Kinder vor Meningokokken schützen

Düsseldorf · Im Kreis Kleve ist ein Kind mit Verdacht auf Meningokokken gestorben. Nun sollen alle Kinder, die mit ihm in der Kita waren, ärztlich untersucht werden. Aber was sind Meningokokken? Und kann man Kinder vor der Erkrankung schützen?

 Die Kindertagesstätte Arche Noah in Emmerich: Hier wurde das Kind betreut.

Die Kindertagesstätte Arche Noah in Emmerich: Hier wurde das Kind betreut.

Foto: Christian Hagemann

Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung (Sepsis) sind die Krankheiten, die von den Meningokokken genannten Bakterien ausgelöst werden. Insgesamt gibt es zwölf verschiedene Untergruppen (Serogruppen) des von Ärzten Neisseria meningitidis genannten Bakteriums. Manche von ihnen sorgen beispielsweise in Afrika für größere Epidemien. In Deutschland kommen hauptsächlich zwei Serogruppen vor: Serogruppe B und C.

Wie kann man Kinder vor der Erkrankung schützen?

Vor allem eine Möglichkeit ist wichtig: Wegen der Schwere von Meningokokken-Erkrankungen, der häufigen Komplikationen und der hohen Sterblichkeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2006 allen Kindern im zweiten Lebensjahr eine einmalige Impfung gegen Meningokokken C. Älteren Kindern und Jugendlichen bis zum 18. Geburtstag, die noch keine Impfung gegen Meningokokken C erhalten haben, wird empfohlen, diese möglichst bald nachzuholen. Seit September 2013 gibt es außerdem einen Impfstoff gegen Meningkokokken B. Diese Impfung wird derzeit in Deutschland aber nicht standardmäßig empfohlen.

Was kann ich tun, wenn mein Kind bereits Kontakt mit einem Meningokokken-Patienten hatte, aber keine Symptome zeigt?

Die erste Regel lautet: Unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es muss so schnell wie möglich sicher gestellt werden, dass das Kind nicht infiziert ist. Vorbeugend gibt der Arzt außerdem ein Antibiotikum. Dabei handelt es sich entweder um Rifampicin, Ceftriaxon oder Ciprofloxacin. Welches Medikament zur Prophylaxe gegeben wird, hängt unter anderem vom Alter des Patienten ab.

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Foto: Techniker Krankenkasse

Bei Meningokokken-Infektionen gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Kinder und Erwachsene dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten vorübergehend nicht besuchen, sobald der Verdacht auf eine Meningokokken-Erkrankung besteht. Das gilt auch für Personen, in deren Wohngemeinschaft ein Krankheits- oder Verdachtsfall aufgetreten ist. Betroffene müssen die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung und auch über den Verdacht informieren. Nach der Genesung können Betroffene die Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen. Ein ärztliches Attest ist nicht nötig.

Wie werden Meningokokken übertragen?

Die Bakterien werden über Tröpfcheninfektion übertragen, also vor allem durch Husten und Niesen und über direkten Kontakt, etwa beim Küssen. Außerhalb des Körpers sterben sie schnell ab, sodass ein Übertragung durch alltägliche Berührungen nicht möglich ist.

Welche Symptome treten auf?

In rund 70 Prozent der Krankheitsfälle tritt eine Hirnhautentzündung auf, mehr als ein Drittel erkrankt an einer Blutvergiftung. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Mischung aus beiden Krankheiten kommen.

Zwischen Ansteckung und Ausbruch liegen in der Regel drei bis vier Tage. In manchen Fällen sind zwei bis zehn Tage möglich. Anfangs treten grippeähnlichen Symptome auf. Dazu setzen in der Folge plötzlich starke Kopfschmerzen, hohes Fieber, Übelkeit, Lichtempfindlichkeit und Nackensteifheit ein. Die Nackensteifheit ist ein typisches Mengingokokken-Symptom.

Bei einem großen Teil der Patienten treten kleine, punktförmige Hautblutungen auf. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome häufig schwieriger zu deuten. Hinweise sind Fieber, schrilles Schreien, Unruhe oder Teilnahmslosigkeit. Hellhörig sollten Eltern außerdem werden, wenn die Kinder Nahrung verweigern und dabei eventuell Erbrechen oder Durchfall auftreten sowie eine Empfindlichkeit auf Berührung. In diesen Fällen sollte sofort eine Arztpraxis oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden.

Wie werden Meningokokken behandelt?

Erkrankte müssen stationär behandelt werden. Hauptbestandteil der Therapie ist die Gabe von Antibiotika. Zudem werden die Patienten intensiv-medizinisch betreut. Enge Kontaktpersonen werden ebenfalls vorbeugend mit Antibiotika behandelt, um eine Erkrankung zu verhindern.

Wie häufig kommt die Krankheit in Deutschland vor?

Am häufigsten erkranken Kinder unter fünf Jahren an einer Meningokokken-Infektion, wobei die meisten innerhalb der ersten beiden Lebensjahre krank werden. Auch Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren sind gefährdet. Insgesamt gehen Experten von rund 900 Fällen pro Jahr aus.

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