Emmerich Seltener Beruf: "Wir werden Binnenschiffer"

Emmerich · Wer sich für einen zukunftssicheren und abwechslungsreichen Job interessiert, der sollte sich im Transportsektor Schiff umschauen.

 Begeistert von der Binnenschifffahrt: Paulina Kliszcz und Timo Bühlmann.

Begeistert von der Binnenschifffahrt: Paulina Kliszcz und Timo Bühlmann.

Foto: Lat zel

Paulina Kliszcz hatte schon als Kind nur einen Traum. Sie wollte Pirat werden. Nun gut, diesen Wunsch haben vermutlich viele Kinder. Vor allem die, die Pippi Langstrumpf gesehen haben. Später werden sie dann aber doch nicht Pirat, sondern vielleicht Industriekaufmann, Bäcker oder Friseur.

Paulina Kliszcz dagegen verlor ihren Traum nie aus den Augen. Zwar hat sich das mit der Piraterie gelegt, aber ein Leben ohne Schiffe - das kann sich die 22-Jährige auch heute noch nicht vorstellen. "Ich wollte immer raus aufs Boot, ich brauche Wasser unter mir", sagt die junge Frau, die richtig ins Schwärmen kommt, wenn sie jemand auf ihren Job anspricht. Paulina Kliszcz absolviert eine Ausbildung als Binnenschifferin. Und vor allem die viele Praxis macht ihr unheimlich Spaß. Gerade war sie sechs Wochen nonstop auf einem Frachter.

Bekommt man da kein Heimweh? "Wieso denn. Mir macht das nichts aus. Das ist einfach mein Leben", antwortet die junge Frau, die einen großen Traum hat. Natürlich erst die 36-monatige Ausbildung schaffen und dann irgendwann selbst ein Schiff über die großen Flüsse steuern.

Mit ihrem Wunsch ist sie nicht allein. Etwa 450 Binnenschifferschüler gibt es am Schifferberufskolleg in Duisburg-Homberg. Ganzjährig werden Auszubildende gesucht. Da dreimal im Jahr eingestellt wird, ist der Einstieg für Berufsneulinge sehr flexibel. "Es gibt schon eine Nachfrage nach dem Beruf, aber wir sind auch immer auf der Suche", berichtet Ulrich Kahl vom Schifferberufskolleg.

Kliszcz hat vor Kurzem kräftig Werbung bei der Binnenschiffermesse in Kalkar gemacht. Bei einem Captains Café erzählten junge Auszubildende, warum sie gerade diesen nicht alltäglichen Beruf ergreifen wollen. Etwas enttäuscht waren die Organisatoren von der Resonanz der Schulen. 140 Schulen in der ganzen Region hatten sie angeschrieben, geantwortet hat keine einzige. Dabei sei die Binnenschifffahrt ein Berufszweig, der wachse. Das Schiff gehöre zu dem Transportsektor, der am stärksten ausbaufähig sei. Hier gebe es zukunftssichere Jobs. Und eben auch einen Arbeitsplatz, der abwechslungsreich ist.

Genau das hat auch Timo Bühlmann gereizt. Der 17-Jährige kommt aus der Schweiz und besucht jetzt das Schifferkolleg in Duisburg. Schon sein Großvater wollte zur See fahren. Der musste dann allerdings den elterlichen Bauernhof übernehmen und erzählte dem Enkel ein Leben lang von seinem großen Traum. "Und da habe ich immer gewusst: Das will ich eines Tages machen."

Infos zur Binnenschiffer-Ausbildung gibt es beim Berufskolleg Rhein unter 02066 218910.

(RP)
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