Emmerich Selbsthilfe: Räume gesucht

Emmerich · Zwei neue Gruppen entstehen in Emmerich. Unterstützt werden sie vom Selbsthilfe-Büro in Kleve.

 Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.) Bärbel Vick, Wernfried Mehlko und Jana Lüdtke.

Auf dem Bild zu sehen sind (v.l.) Bärbel Vick, Wernfried Mehlko und Jana Lüdtke.

Foto: Monika Hartjes

Selbsthilfegruppen entstehen, weil Menschen aus eigener Kraft und zusammen mit anderen ihre Lebenssituation verbessern wollen. "Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, sich bei gesundheitlichen, seelischen und sozialen Belastungen gegenseitig zu unterstützen", sagt Bärbel Vick vom Paritätischen Selbsthilfe-Büro in Kleve. Sie begleitet die Bildung von Selbsthilfegruppen, von denen es auch in Emmerich verschiedene gibt. Jetzt sollen zwei neue Gruppen hier eingerichtet werden, deren Initiatoren nach passenden Räumlichkeiten suchen.

Wernfried Mehlko aus Xanten möchte eine Selbsthilfegruppe im Suchtbereich in der Rheinstadt aufbauen. "Im Sommer sprach mich eine Bekannte aus Emmerich an, die nach einer Alkoholentzugs-Therapie eine entsprechende Gruppe suchte. Ohne solche Gruppen ist die Gefahr eines Rückfalls besonders groß", sagt Mehlko. Der 67-Jährige ist trockener Alkoholiker. "Ich habe 25 Jahre exzessiv getrunken. Im Jahr 2000 habe ich erfolgreich eine Therapie hinter mich gebracht und ab 2002 in der Sucht-Selbsthilfe gearbeitet." Später habe er auch für seinen Arbeitgeber "Die Bahn" gemeinsam mit der Sozialberatung betroffene Kollegen betreut. Mehlko arbeitet seit 2010 in der Selbsthilfegruppe Abstinenz Niederkrüchten mit. Von diesem Verein soll jetzt eine "Filiale" in Emmerich errichtet werden.

Zurzeit trifft sich eine Gruppe um die Bekannte zu "Wohnzimmergesprächen" im privaten Bereich. Der Xantener sucht abgeschlossene Räumlichkeiten, die ihm montags oder dienstags von 19 bis 20 Uhr zur Verfügung stehen. "Bei den Wohlfahrtsverbänden und sozialen Einrichtungen haben wir schon nachgefragt, aber dort war bereits alles belegt." Nun hofft er, über die Presse einen entsprechenden Raum zu finden. "Wir wollen eine Gruppe für alle Süchte wie Alkohol, Drogen, Medikamente, Spiel- und Online-Sucht aufbauen. Denn es ist egal, was man nimmt oder macht, mit seiner Sucht zerstört man sich selbst und auch das Leben seiner Angehörigen. Wir wollen helfen, einen Weg aus der Sucht zu finden", sagt Wernfried Mehlko.

Ebenfalls passende Räumlichkeiten für eine Selbsthilfegruppe Adipositas sucht Jana Lüdtke. Die 27-jährige Emmericherin hat fast 60 Kilogramm abgenommen, möchte aber noch weiter machen. "Essen ist eine Sucht, die bleibt ein Leben lang. Man muss lernen, damit zurecht zu kommen", sagt die junge Heilerziehungspflegerin, die aktuell in Elternzeit ist. "Jeder Tag ist eine neue Auseinandersetzung damit, jeder Tag besteht aus Kontrolle. Oftmals haben Menschen mit Adipositas einen langen Leidensweg mit vielen Diäten hinter sich. Nicht wenige ziehen sich wegen ihres Aussehens zurück. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, soll sich in Emmerich die Selbsthilfegruppe gründen, um mit Gleichgesinnten darüber zu sprechen und sich gegenseitig zu unterstützen", so Lüdtke. Krankenkassen verweisen im Zuge eines Kostenübernahmeverfahrens für einen adipositas-chirurgischen Eingriff wie beispielsweise ein Magenband, immer auf das multimodale Konzept, das neben Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstrainings auch den Besuch einer Selbsthilfegruppe beinhaltet - mit ein Grund, eine solche Selbsthilfegruppe aufzubauen. Jana Lüdtke sucht einen abgeschlossenen Raum, wo sich die Betroffenen 14-tägig an einem Abend von montags bis donnerstags ab 19 Uhr treffen können. Er sollte zentral gelegen und barrierefrei sein. Wer sich für die Gruppe interessiert, kann sich bei ihr unter Handy 0157 30070428 und per E-Mail an Adipositasemmerich@gmail.com melden.

Wer eine Räumlichkeit für eine der beiden Selbsthilfegruppen zur Verfügung stellen kann, meldet sich bitte bei Bärbel Vick, Telefon 02821 780012, oder selbsthilfe-kleve@paritaet-nrw.org.

(moha)
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