Politik Reeser will Bürgermeister in Wesel werden

Wesel · Sebastian Hense (41) will für die CDU als Bürgermeisterkandidat antreten. Die Christdemokraten setzen darauf, dass die Bürger nach einer langen Amtszeit von Ulrike Westkamp (SPD) einen Neustart wünschen.

Sebastian Hense (41) aus Rees will Bürgermeister von Wesel werden
Foto: Sebastian Peters

Die Weseler CDU hofft im Wahlkampf auf Wechselstimmung: Bei der Präsentation ihres Bürgermeisterkandidaten Sebastian Hense, amtierender CDU-Vorsitzender, betonten die Christdemokraten am Freitag mehrfach, dass es nach 16 Jahren Amtszeit von Ulrike Westkamp (SPD) Zeit für einen Neuanfang im Rathaus sei. Mit Hense, stellvertretender Schulleiter am Andreas-Vesalius-Gymnasium, präsentiere man einen Kandidaten, der eine neue Generation im Rathaus verkörpern könne. „16 Jahre sind genug“, sagte Jürgen Linz mit Verweis auf die derzeitige Rathauschefin.

Sebastian Hense ist 41 Jahre alt, wurde in Wesel geboren, wuchs die ersten acht Jahre in der Wittenhorst bei Mehrhoog auf, zog dann nach Rees, machte dort Abitur; nach dem Studium in Düsseldorf kam er zurück an den Niederrhein. Seine Eltern hatten eine Schreinerei in Rees, nach dem frühen Tod der Mutter kam Hense, der noch zwei Geschwister hat, zurück und half dem Vater bei der Buchführung im Betrieb parallel zum Studium. Den Job machte vorher seine Mutter. In den Ferien habe er auch immer wieder auf dem Bau gearbeitet. „Da habe ich viel gelernt“, sagt Hense, der Diplom-Mathematiker ist und nachher auf Lehramt studierte. Beruflich ist er seit 2006 am Andreas-Vesalius-Gymnasium tätig, seit 2014 fungiert er dort als Stellvertreter. Seit zehn Jahren lebt Hense mit seiner Frau Tina (38) in Wesel. Kennengelernt haben sie sich 2003, geheiratet 2011. Sie ist gebürtige Weselerin. Gemeinsam mit ihr will Hense auch den Wahlkampf bestreiten. „Ich freue mich tierisch auf den Wahlkampf“, sagte Hense. „Bei mir läuft mit der Wahl keine fünfjährige Abschiedstournee an, sondern dann geht die Arbeit erst richtig los.“ Themen wie Digitalisierung und ÖPNV-Mängel wolle er angehen, dabei nicht als Ein-Mann-Show agieren, sondern die Mitarbeiter einbinden. „Wir haben tolle Menschen im Rathaus.“ Hense stellte aber auch klar: „Die letzten 16 Jahre hat die Amtsinhaberin eine ordentliche Verwaltungsarbeit im Rathaus gemacht.“

Die CDU hat sehr wohl erkannt, dass der Zeitpunkt für einen Angriff mutig ist. Der Herausforderer ist mit 41 Jahren immer noch jung. Jürgen Linz aber sagt, er sei im Sommer 2019 mehrfach darauf angesprochen worden, dass Sebastian Hense der beste Kandidat sei. Wenn die CDU noch fünf Jahre warte und Hense erst dann anspreche, könnten die Voraussetzungen wieder andere sein, sagte Linz. „Vielleicht ist er dann schon irgendwo selbst Schulleiter?“ Dass er seinen Lehrerberuf sehr gerne ausübe, beteuerte Hense mehrfach. Wenn er allerdings Bürgermeister würde, könnte er direkt neben der alten Arbeitsstelle tätig sein. AVG und Rathaus sind Nachbarn. Den Themen Bildung und Stadtentwicklung will sich Hense im Besonderen widmen.

Seit Sommer 2019 hatte eine CDU-Findungskommission nach einem Kandidaten gesucht. „Wir hatten mehrere Namen in der Auswahl. Sebastian Hense ist genau der Richtige zu genau der richtigen Zeit. Wir haben keinen Zählkandidaten“, sagte Jürgen Linz, der ebenso wie die Ratsmitglieder Reinhold Brands, Karl-Heinz Ortlinghaus und Birgit Nuyken und Sebastian Hense selbst Teil der Kommission war. Im Parteivorstand wurde Hense am Mittwochabend präsentiert. „Spontanen Beifall“ habe es gegeben, berichtete Linz, 100 Prozent hätten zugestimmt. Auf ein solches Ergebnis hoffen Hense und mit ihm die Findungskommission auch in der Mitgliederversammlung, die am Dienstag tagt, und die Hense noch bestätigen muss. Ratsmitglied Reinhold Brands legte die Latte besonders hoch. „Ich wäre enttäuscht, wenn es dort weniger als 100 Prozent werden.“ Menschlich wie fachlich bringe Hense alles mit. Karl-Heinz Ortlinghaus von der Senioren-Union sagte: „Er ist für uns die Zukunft, er kommt auch bei uns Älteren gut an.“ Und Jürgen Linz ergänzte: „Frau Westkamp ist nett, aber nur nett reicht nicht. Sebastian Hense ist auch nett, aber er bringt viele neue Ideen mit.“ Eine prominente Unterstützung im Wahlkampf hat Hense schon: Wolfgang Bosbach kommt.

Die CDU steht vor der Herausforderung, sich von ihrem Koalitionspartner im Kommunalparlament, der SPD, abzusetzen. Das versuchte Jürgen Linz am Freitag, indem er die Ergebnisse früherer Wahlen bilanzierte. Die CDU sei oft deutlich stärker gewesen als die SPD. Die SPD sei in Wesel nicht die von ihrem Fraktionschef Ludger Hovest oft so genannte „Wesel-Partei“, sondern eine Ein-Mann-Show, die „Hovest-Partei“.

(sep)
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