Katja Königs möchte nach Schottland reisen Dem Traum schon ganz nah

REES/MOERS · Katja Königs kann nur mit Elektrorollstuhl und mobilem Sauerstoffgerät das Haus verlassen. Aber einen Wunsch möchte sie sich erfüllen, nämlich einmal nach Schottland zu reisen. Im April soll es soweit sein.

 Katja Königs möchte gerne nach Schottland.   Foto: Privat

Katja Königs möchte gerne nach Schottland. Foto: Privat

Foto: Privat

Der Aufdruck auf dem Kapuzenpullover, den Katja Königs unlängst zum 51. Geburtstag geschenkt bekam, bringt es auf den Punkt: „Ich brauche keine Therapie. Ich muss nur nach Schottland.“

Vor einem halben Jahr wandte sich die Reeserin, die wegen ihrer unheilbaren Lungenkrankheit COPD („Chronic Obstructive Pulmonary Disease“) auf mehrere Krankenhausaufenthalte und zwei Nahtoderfahrungen wegen drohender Erstickung zurückblickt, über ihre Facebook-Seite „Du bist Reeser, wenn…“ an die Öffentlichkeit, um sich ihren Traum von Schottland erfüllen zu können.

Das Problem: Da Katja Königs nur mit Elektrorollstuhl und mobilem Sauerstoffgerät das Haus verlassen kann, um die Lunge und den Kreislauf nicht zu überlasten, ist eine Reise kompliziert und teuer, zumal eine medizinisch geschulte Fachkraft für Beatmungsgeräte mitreisen muss.

Andererseits haben die Ärzte sie als arbeitsunfähig eingestuft. Seit einem Jahr ist sie Rentnerin, das Geld ist knapp. „Es fällt mir nicht leicht, andere um Geld zu bitten, aber vielleicht ermöglichen ja viele kleine Spenden, dass mein Lebenstraum wahr wird, bevor ich sterbe“, schrieb Katja Königs im Herbst 2018. Der Spendenaufruf stieß auf unterschiedliche Resonanz: „Einige beschimpften mich als Bettlerin und wünschten mir ganz unverblümt den Tod“, sagt Katja Königs, „aber die Mehrheit fand es toll und mutig, wie ich für mein großes Ziel kämpfe.“ Dann die Überraschung: Eine Dame aus Kleve spendete 1000 Euro, ein Geschäftsmann aus Moers 1500 Euro. Hinzu kamen private und geschäftliche Spenden, insbesondere aus Moers, wo Katja Königs seit wenigen Jahren wohnt.

Noch fehlen circa 500 Euro in der Reisekasse, doch die Vorbereitungen sind schon weit über die Planungsphase hinaus: „Die Flugtickets, auch für meine Begleiterin aus München, sind schon gebucht“, freut sich Katja Königs. Am 20. April fliegt das Duo mit Ryanair ab Weeze nonstop nach Edinburgh und kehrt zehn Tage später zurück. Der Mietwagen ist so groß dimensioniert, dass der geliehene Elektrorollstuhl Platz findet, den eine schottische Firma ins erste Hotel in Falkland liefert. Weitere Hotelübernachtungen sind in Nairn, Glenfinnan und abschließend in Edinburgh gebucht.

Katja Königs freut sich nicht zuletzt darauf, viele malerische Drehorte ihrer Lieblingsserie „Outlander“ zu erleben. In der amerikanischen Fantasy-Reihe geht eine Militärkrankenschwester nach dem Zweiten Weltkrieg auf wundersame Zeitreise und findet sich im Schottland des 18. Jahrhunderts wieder, mitten in einer Schlacht zwischen katholischen Schotten und protestantischen Engländern.

Besonders freut sich Katja Königs auf einen Abstecher zu den Schlössern und Highlands rund um Inverness: „Meiner Seele und hoffentlich auch meiner Lunge wird es guttun, diese Sehnsuchtsorte zu bereisen.“

Auch ihr Lungenfacharzt und ihre Ärztin aus dem Bethanien Krankenhaus in Moers haben grünes Licht für die Reise gegeben. Im April muss die Patientin für ein bis zwei Nächte ins Schlaflabor, um eine „Fit to Fly“-Bescheinigung ausstellen zu lassen, damit sie fliegen und ihr mobiles Sauerstoffgerät mit an Bord des Flugzeugs nehmen darf.

„Ich danke allen, die mir dabei geholfen haben und vielleicht noch helfen werden, meinen Traum wahr werden zu lassen“, sagt Katja Königs, die mit vielen Fotos und Facebook-Beiträgen dafür sorgen will, dass die Öffentlichkeit an ihrer Reise teilhaben kann. Knapp 500 Euro fehlen ihr noch zur endgültigen Finanzierung des Mietwagens und für die Tankfüllungen. Außerdem möchte sie noch vor Reiseantritt weitere Versicherungen abschließen, um gegen etwaige Notfälle gerüstet zu sein.

„Im Grunde habe ich jetzt aber nur noch eine Sorge“, sagt Katja Königs. „Dass ein harter Brexit zu unvorhergesehenen Einreiseproblemen führt und ich meinen Traum, so kurz vor dem Ziel, knicken muss.“ Alles in allem beflügelt die Vorfreude auf das Abenteuer Schottland aber Katja Königs‘ Reiselust. Auch im Kleinen: „Die Firma Aktivotech ist so nett, mein Elektromobil gegen einen Elektro-Rollstuhl zu tauschen. Damit kann ich dann von Moers aus wieder öfter mit dem Bus oder mit dem Zug in meine Heimatstadt Rees fahren.“

Wer Kontakt zu Katja Königs aufnehmen möchte, kann das über ihre private Facebook-Seite oder per Mail an koenigs­_68@yahoo.de

(Michael Scholten )
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