Emmerich Schülerverteilung: Das sagen die Schulen

Emmerich · Alle drei Innenstadt-Grundschulen stimmen zu, dass die Stadt regulierend eingreifen muss, weil die Anmeldungen von Erstklässlern zu ungleich verteilt sind. Besonders glücklich ist trotzdem niemand über den geplanten Schritt.

 Auf positive Effekte hofft Birgit van Driel von der Rheinschule. Sie bleibt aber skeptisch.

Auf positive Effekte hofft Birgit van Driel von der Rheinschule. Sie bleibt aber skeptisch.

Foto: markus van offern

Der Rheinschule soll das Eingreifen der Stadt mehr Schüler verschaffen. Automatisch gäbe es dann eine neue Durchmischung der Schülerschaft. Und wenn skeptische Familien ihre Kinder trotz aller Vorbehalte anmelden würden, könnten sie "bekehrt" werden und so für ganz neue, positive Mundpropaganda sorgen. Die Rektorin Birgit van Driel sieht diese Chancen durchaus. Eine große Portion Skepsis bleibt dennoch.

 Gemischte Gefühle haben auch Nadja Scherer und Judith Flegel, die Leiterinnen der Leegmeer- beziehungsweise der Liebfrauengrundschule.

Gemischte Gefühle haben auch Nadja Scherer und Judith Flegel, die Leiterinnen der Leegmeer- beziehungsweise der Liebfrauengrundschule.

Foto: mvo

Wie berichtet will die Stadt die Kinder gleichmäßiger auf die Grundschulen verteilen. So gibt es an Leegmeer- und Liebfrauenschule sehr hohe Anmeldezahlen. In der Rheinschule hingegen kommen zu wenige neue Erstklässler an. Der am häufigsten genannte Grund dafür: 70 Prozent der Rheinschüler haben eine Zuwanderungsgeschichte.

 Gemischte Gefühle haben auch Nadja Scherer und Judith Flegel, die Leiterinnen der Leegmeer- beziehungsweise der Liebfrauengrundschule.

Gemischte Gefühle haben auch Nadja Scherer und Judith Flegel, die Leiterinnen der Leegmeer- beziehungsweise der Liebfrauengrundschule.

Foto: mvo

Durch die Einmischung der Stadt könnten am Ende Kinder zur Rheinschule gehen, deren Eltern das eigentlich gar nicht wollen. "Das wäre für uns kein Problem", sagt Birgit van Driel. "Wir würden das Gespräch suchen. Eltern sollen ihre Sorgen und Bedenken ganz offen äußern." Was den Lehrern in der Diskussion aber weh tut, sei "die fehlende Wertschätzung in der Öffentlichkeit für die Arbeit, die wir leisten. Wir brauchen mehr Aufklärung", sagt Birgit van Driel.

Die Bürger würden sich einfach zu wenig interessieren, würden eher Vorurteilen und Gerüchten glauben. Van Driel rechnet damit, dass Eltern sich ernsthaft gegen die Regulierungsversuche wehren werden: "Ich glaube nicht, dass am Ende alle drei Innenstadtschulen eine gute Zweizügigkeit erreichen."

Dabei hat die Rheinschule Pfunde, mit denen sie wuchern kann. Viel Erfahrung mit Schülern mit besonderem Förderbedarf zum Beispiel. Das Thema Inklusion kommt auf viele andere Schulen erst jetzt geballt zu: "Wir leben das seit 1996", so van Driel. Oder das verlangte individualisierte Lernen: "Für uns ist die umfassende Differenzierung — jedes Kind da abzuholen, wo es steht — schon eine Selbstverständlichkeit." Nicht zuletzt wegen der großen Zahl an Kindern aus Migrantenfamilien gibt es besonders viele und ausgefeilte Förderkonzepte. Und van Driel betont: "Die Leistungsstarken werden bei uns genauso besonders gefördert. Wir haben auch Kinder, die Klassen überspringen. Und die Kinder, die wir an Gymnasium oder Realschule weiterempfehlen, haben da normalen Erfolg."

Nadja Scherer, Leiterin der katholischen Leegmeergrundschule, sieht die Pläne ebenfalls mit gemischten Gefühlen. Es sei schließlich gewünscht, dass Schulen sich profilieren, sich einem ,Wettbewerb' stellen. "Unser Lohn sind gute Anmeldezahlen", sagt Scherer. "Und wenn ich dann die Kinder abweisen muss, ist das natürlich etwas absurd." Andererseits sei es "nachvollziehbar, dass die Stadt eingreifen muss — man kann die Entwicklung nicht ungesteuert lassen."

Die Leegmeerschule müsste, wie auch die Liebfrauen-Grundschule, bei einem Aufnahmestopp katholische Kinder bevorzugen. Judith Flegel, frisch ernannte Leiterin der Liebfrauen-Grundschule, hat bereits erklärt, dass sie mit der Auslese aus Prinzip Bauchschmerzen hat.

"Man muss das Auswahlverfahren sehr transparent machen", sagt Nadja Scherer dazu. "Auf keinen Fall darf man den Eltern plötzlich sagen: ,Jetzt sind wir voll'."

(RP)
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