Kommentar Schmerzensgeld für Gerd Bartels

Emmerich · Vor knapp drei Monaten traf sich die Bürgergemeinschaft Emmerich zur Krisensitzung. Eine Einladung des Vorsitzenden an die Presse gab es nicht, die Rheinische Post konnte an dem Abend nur bleiben, weil es die Mehrheit der Mitglieder per Abstimmung durchsetzte.

Gerd Bartels hat aus dieser peinlichen Nummer gelernt. Mittwoch schickte er eine Einladung. Zwei Sätze lang war sie. Das ist zwar nicht viel, aber gegenüber null Sätzen vorher rein rechnerisch eine Steigerung um 200 Prozent...

Scherz beiseite: Der Mann hat einfach keine Lust auf Öffentlichkeit, weil er weiß, was in wenigen Tagen auf ihn zukommt. Die Mitglieder werden einen neuen Vorsitzenden wählen, vorher wird es möglicherweise noch demütigende Szenen für den alten Vorsitzenden geben. Mit ein wenig Glück bekommt er ein Abschiedsgeschenk und höflichen Applaus.

Aber sicher ist das nicht.

Gerd Bartels tut also das, was vielleicht auch manch anderer in der Lage täte: Er wartet das Unvermeidliche ab und hält den Ball flach.

Dieses politische Phlegma ist natürlich Gift für einen politischen Verein, dessen Gründungsmitglieder bewusst keine Partei sein wollten, weil sie glaubten, so lebendiger Politik machen zu können.

Und deshalb quält es die BGE, dass Gerd Bartels sein Ding als Chef in der Ratsfraktion unbeirrt durchziehen kann. Denn einfach wegnehmen wie das Vorstandsamt können ihm die Mitglieder den Chefsessel im Rat nicht. Da müssten sich die anderen Vier in der Fraktion einig sein und ihn abwählen. Sind sie aber nicht.

Deshalb wird Gerd Bartels wohl noch ein wenig länger am Ratstisch sitzen. Vielleicht weil ihm Politik Spaß macht. Oder aus Trotz. Oder weil er das Gefühl hat, die 580 Euro Aufwandsentschädigung, die ihm die Stadt Emmerich als Fraktionsvorsitzendem monatlich zahlt, seien längst schon wohlverdientes Schmerzensgeld.

(RP)
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